Mit dem Groove ist das so eine Sache: Entweder er ist da oder nicht. Aber es gibt jede Menge Tricks und Kniffe dafür, von denen wir Ihnen hier 16 auflisten. Finger-Drumming Workshop inklusive.
1 Groove ist nicht nur Beat
Beim Basteln am Groove ist nicht nur der Beat gefragt, auch alle anderen Elemente sind betroffen. Vor allem die Bassline als Fundament spielt hier eine tragende Rolle. Achten Sie unbedingt darauf, dass alle Spuren mit dem gleichen Groove ausgestattet sind. Unterschiedliche Quantisierungen in einem Track sorgen schnell für einen verwaschenen Gesamtmix.
2 Woher den Groove nehmen?
Alle gängigen DAWs bieten Funktionen für Groove, Shuffle, Swing oder Quantisierungen. In Ableton Live finden Sie in der User-Library im Ordner Grooves eine Menge Material. In Cubase rufen Sie mit der Taste Q die Quantisierung auf, in Logic sind die Groove Templates die gewünschte Option, in Reason ist der ReGroove Mixer das Mittel der Wahl. Auch FL Studio, Studio One, Reaper und alle anderen DAWs haben eine passende Lösung. Wenden Sie doch mal einen einfachen 55% Shuffle Groove auf einen geraden Drumloop mit typischem 4/4-Club-Rhythmus an. Bei dieser typischen 55% Quantisierung wird jedes gerade 16tel ein wenig verzögert, was umgehend für Schwung sorgt.
3 Wie viel Groove ist drin?
Für Techno, Trance oder House Tracks mit geradem 4/4-Beat dürften so genannte Shuffle/Swing-Quantisierungen für ordentlich Groove sorgen. Im Gegensatz dazu sind Quantisierungen mit echtem Band- und Live-Feeling vermutlich unpassend, weil diese für unvorhersehbare Schwankungen im Timing sorgen. Für 4/4-Rhythmen eher ein No-Go. Bei Hip-Hop, Pop oder Downbeat wiederum können solche Live-Grooves einen Song wesentlich authentischer machen.
4 Groove und Tempo
Auch das Tempo spielt eine Rolle, wenn Sie Ihre Spuren mit einem bestimmten Groove quantisieren. So funktionieren beispielsweise 55% Shuffle Grooves noch relativ gut bei einem Tempo bis maximal 140 BPM. Bei höheren Tempi wird das schnell hektisch und unsauber. Bei 120 BPM oder weniger sind wiederum extreme Shuffle Grooves bis zu 75% durchaus realistisch.
5 Kleine Details
Wenn Sie eine Spur aufnehmen, quantisieren Sie diese nicht zu 100% akurat, sondern lassen hier und da Noten auch ein wenig daneben. Gerade diese kleinen Ungenauigkeiten machen eine Menge Live-Feeling und Groove aus. Einige DAWs wie Cubase oder auch Maschine bieten eine Humanize-Funktionen für das nachträgliche „vermenschlichen“ eines Grooves.
Bei sehr 4/4-fokussierten Richtungen kommt das allerdings weniger gut, hier ist mechanische Gleichheit gefordert. Statt mit Timing-Schwankungen können Sie aber mit unterschiedlichen Lautstärken eines Sounds arbeiten. So hat ein permanent gleich lautes 16tel Hi-Hat nur wenig mit Groove zu tun. Fallen die Anschlagstärken der Noten jedoch unterschiedlich aus, kommt der Groove von ganz alleine.
6 Näherungsquantisierung
Klingt kompliziert, ist aber relativ einfach: Bei einer Näherungsquantisierung, wie sie in den meisten großen DAWs geboten wird, werden Noten nicht exakt genau mit dem vorgegebenen Groove quantisiert, sondern nur zum Teil. Damit lässt sich das Timing also anpassen, kleine Abweichungen bleiben aber erhalten.
7 Mehr Stereo mit Groove
Die Näherungsquantisierung lässt sich auch verwenden, um mehr Stereobreite zu erzeugen: Nehmen Sie beispielsweise einen Lead-Sound auf, doppeln ihn und pannen die Varianten hart nach links und rechts. Laden Sie eine Groove-Quantisierung und wenden diese zu 100% auf das Original an, auf die Kopie aber nur zu 50%.
8 Luft lassen
Wenn der Track nicht groovt, kann es daran liegen, dass entweder zu viele Sounds gleichzeitig laufen und/oder es keine Lücken in den Sequenzen gibt. Eine permanent durchknatternde Bassline mit statischem Sound könnte so ein Fall sein. Vorteilhafter sind entweder Lücken in der Sequenz, Betonungen einzelner Noten oder eine Modulation des Sounds.
Sollten Sie bei einer Sequenz also Groove vermissen, dünnen Sie sie aus. Schneiden Sie kleine Teile heraus, machen vereinzelte Stellen leiser oder sorgen für Bewegung im Sound. Bei Instrumentenspuren könnte das eine Filtermodulation sein, bei Audiospuren empfehlen sich Plug-ins wie Glitch oder Effectrix, wenn sie sparsam angewendet werden.
9 LFOs als Rhythmusmacher
Eine weitere Möglichkeit, müden Sequenzen Beine zu machen, ist die Verwendung eines LFOs oder Step-Sequenzers, um beispielsweise ein Filter zu modulieren. In einem Synth-Plug-in sind üblicherweise wenigstens ein LFO integriert, andernfalls laden Sie einen Effekt wie TAL-Filter II oder Waves’ MetaFilter und bringen damit Leben in die Bude. Vor allem Basslines profitieren mächtig davon. Für den Start sollten Sie das Tempo von LFO oder Sequenzer zur DAW synchronisieren und eine ungerade Rate wie 1/4T bzw. 1/3 wählen.
10 Groove borgen
Wenn sich so gar kein Groove finden lässt, borgen Sie sich doch einen aus! Die meisten modernen DAWs bieten eine entsprechende Funktion, um eine Spur zu analysieren und deren Groove zu importieren. Bei einem eher traditionellen Band-Recording empfiehlt sich das analysieren einer kompletten Spur, wie etwa den Drums. Bei Tracks, die im Club funktionieren müssen, sollten Sie sich auf eins bis zwei Takte konzentrieren, damit der Groove berechenbar bleibt.
11 Wechselspiel
Ein mitreißender Groove entsteht selten durch einen Sound alleine, sondern vielmehr im Zusammenspiel verschiedener Elemente. Klassisches Beispiel ist eine Art Frage-Antwort-Spiel: Sound 1 hat eine Lücke in seiner Sequenz, die von Sound 2 gefüllt wird. Alternativ können sich ein softer und ein aggressiver Sound abwechseln oder auch unterschiedliche Intensitäten eines Distortion-Effekts.
12 Veränderung
Gehen wir mal davon aus, Sie haben eine Bassline-Sequenz (oder einen anderen Loop), die so richtig schön groovt und mitreißt. Der Effekt lässt sich unter Umständen noch weiter steigern, wenn Sie die Bassline hin und wieder um ein Achtel nach hinten verschieben. Damit lassen sich auch prima Fill-ins erzeugen.
13 Halftime
Bleiben wir bei Loops: Laden Sie einen Drum- oder Percussion-Loop auf eine Audiospur, duplizieren diese und halbieren das Tempo der Kopie. Viele Loops lassen sich mit dieser Methode nicht nur fetter machen, sondern deren Groove auch steigern.
14 Delay als Groovemaker
Man muss nicht immer selbst zaubern, das kann auch mal ein Plug-in übernehmen. Wenn Sie einen Sound haben, der Ihnen gefällt, für den aber einfach kein passendes Pattern gelingen will, laden Sie doch mal ein Filter- oder Groove-Delay auf dessen Spur, beispielsweise Tekturon. Triggern Sie den Sound nun vereinzelt an und testen dann diverse Patterns des Plug-ins. Da Plug-ins wie Tekturon mit variablem Delay und Filtern für relativ viel zusätzlichen Output sorgen, eignen sie sich perfekt für diese Zwecke. Denn selbst wenn Sie Ihren Sound nur auf jede zweite Viertelnote setzen, machen solche Delays einen richtigen Groove daraus.
15 Arpeggiator als Drummer
Nicht jeder hat einen Drummer im Keller sitzen oder kann eigenhändig gute Patterns spielen. Hier kann ein Arpeggiator gute Dienste leisten. Die meisten DAWs bringen einen entsprechenden MIDI-Effekt mit, alternativ können Sie die Freeware Hypercyclic oder Kirnu verwenden. Je nach DAW wird der Effekt vor das Drum-Plug-in geladen oder auf eine eigene MIDI-Spur und von dort aus zur Spur des Drum-Plug-is geroutet. Schauen Sie im Zweifel im Handbuch Ihrer DAW nach. Ist alles bereit, geht es ans Experimentieren: Programmieren Sie im Arpeggiator diverse Steps und Tonlagen mit unterschiedlichen Notenlängen und triggern verschiedene Drums damit an. Sicherlich ist dieser Ansatz relativ zufallsgesteuert, doch darin liegt der Reiz, denn genau deswegen entstehen am Ende Grooves, die händisch nicht zustande kämen.
16 Um-Grooven
Mit dem Regroover hat Accusonus [8] ein praktisches Tool zum Remixen oder Umbauen von Loops und deren Groove parat. Ein geladenes Sample wird analysiert und in diverse Ebenen aufgeteilt, beispielsweise Kick, Bass, Snare und Hi-Hat. Diese Ebenen werden zu neuen Loops, die sich unabhängig voneinander mixen, kürzen und sogar per MIDI antriggern lassen. Weiterhin ist es möglich, Slices der neu erzeugten Loops auf eine 4x4 Pad Matrix zu legen, um diese händisch abzufeuern. Es braucht also nur wenige Mausklicks, um aus einem alten Loop ein komplett neues Groovemonster zu machen.
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