Test

Test: Ableton Move – Push 3 in kompakt

Ableton Move ist eine kompakte Groovebox mit Sampling-Funktion, die kompatibel zu Ableton Live ist und auch als Controller für die beliebte DAW dienen kann. Es handelt sich also quasi um eine abgespeckte Version von Push 3 Standalone im deutlich Handtaschen- und Geldbeutel-freundlicheren Format.

Wir habe das neue Tool einem Stresstest unterzogen und zeigen euch im umfangreichen Bericht, was Move dir musikalisch bringt, für wen es taugt und ob es alle Erwartungen erfüllt ...

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Dank eingebautem Akku kannst du mit Ableton Move auch problemlos unterwegs Musik machen. Hierfür brauchst du nicht einmal zwingend einen Kopfhörer, denn Move besitzt eingebaute Boxen auf der Unterseite. Klangliche Wunder darfst du von diesen Boxen zwar nicht erwarten, aber zum Beats einklopfen, Melodien festhalten oder Samples schneiden reicht der Sound der internen Speaker völlig aus. Die Abmessungen des etwas ein Kilogramm schweren Ableton Move betragen nur 31 x 14,5 x 2 Zentimeter, im Vergleich zu den 38 x 32 x 3 cm des Push 3.

Intuitive Bedienung

Vorweg können wir den Entwicklern direkt ein Kompliment für die durchdachte Umsetzung des Bedienkonzepts aussprechen. Wir hatten im Vorfeld gewisse Befürchtungen, dass insbesondere die Beschränkung auf nur ein kleines OLED-Display links oben die Bedienung erschweren würde. Schließlich bietet der große Push 3 ja ein recht großes Display mit jeder Menge hochauflösender Grafiken. Aber schon nach wenigen Minuten des Tests, bevor wir überhaupt einen Blick in das Handbuch geworfen hatten, wurde schnell klar: Hier hat sich jemand Gedanken bei der Entwicklung gemacht! Alle wichtigen Funktionen finden sich dort, wo wir sie vermutet hätten, die Bedienung ist sehr intuitiv. Wer bereits Erfahrung mit Push hat, wird direkt loslegen können, aber auch Einsteiger in das Ableton-Konzept werden sich schnell zurecht finden. Da hatten wir in den letzten Jahren einige Grooveboxen im Test, bei denen wir eine deutlich längere Einarbeitungszeit und ständige Blicke in das Manual benötigten.

WLAN für Cloud und Link

Nach dem ersten Einschalten fragt Move zunächst, ob eine WLAN-Verbindung hergestellt werden soll. Das ist zwar nicht zwingend für den Betrieb notwendig, hat aber einige Vorteile. Move kann dann direkt und ohne zusätzlichen Computer nach Firmware-Updates suchen und diese installieren, über die Ableton-Cloud drahtlos Dateien austauschen und sich per Ableton Link mit der Live-DAW synchronisieren. Nach dem einige Sekunden dauernden Startvorgang kannst du über die 32 Pads, angeordnet in 4 Reihen mit je 8 Pads, eines der gespeicherten Factory-Set oder eigene Sets auswählen. Das Umschalten zwischen zwei Sets funktioniert ohne Aussetzer auch im laufenden Betrieb, wichtig für die Live-Performance!

Beschränkung auf 4 Tracks

Ein Set besteht aus vier Tracks, die entweder ein Drumrack mit 16 verschiedenen Samples oder einen Synthesizer oder Sampler zum Spielen von Melodien und Sequenzen ansteuern können. Natürlich kannst du auch mit einem leeren Set starten, das Move automatisch mit unterschiedlichen Drums und Klangerzeugern ausstattet, damit du direkt loslegen kannst. Das ist durchaus praktisch, wenn du gerade eine Melodie oder einen Beat im Kopf hast und nicht erst für jeden Track einen Sound oder ein Drumkit heraussuchen willst, sondern die Idee direkt umsetzen willst. Austauschen kannst du die Sounds im Nachhinein problemlos.

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Jede Menge Presets

Move bietet hierfür eine Vielzahl von Presets an, passend kategorisiert. Dabei bedient sich Move ebenso wie bei den Effekten bei den verschiedenen Drumkits und Devices, die man von Ableton Live kennt. Ob Virtuell-Analog, FM, Wavetable, Physical-Modeling, alles ist in bewährter Qualität dabei. Aufgrund des eingeschränkten Formats kannst du die Sounds zwar nicht bis ins Detail bearbeiten, die wichtigsten Parameter kannst Du aber über die 8 Endlosregler verändern. Die Parameteränderungen lassen sich bei Bedarf auch im Clip aufzeichnen. Die Regler sind berührungsempfindlich, du musst sie also nur anfassen und siehst dann auf dem Display den zugeordneten Parameter.

4x8 Padmatrix

Die 4x8 Padmatrix hat verschiedene Aufgaben. In der Session-View startest du damit die Clips der vier Tracks. Die Pads sind mehrfarbig beleuchtet und die Farben lassen sich anpassen, was die Übersicht erleichtert. Im Note-Modus kannst du die Sounds auch ohne angeschlossenes Keyboard spielen. Bei einem Drumrack triggerst du mit der linken Hälfte der Pads die 16 Instrumente und kannst damit deinen Beat einspielen. Das geht in Echtzeit zum Metronom und inklusive zuschaltbarer Note-Repeat-Funktion, bei der du die Dynamik per Pad-Aftertouch variieren kannst.

Step-Sequenzer

Alternativ kannst du die Drums auch Step-by-Step im klassischen Roland-TR-Stil programmieren. Hierfür besitzt Move unterhalb der Pads 16 Steptaster, die die 16 Schritte eines Taktes abbilden. Zum Programmieren wählst du über die 16 Pads ein Instrument (z.B. die Kick) aus und klickst dann unten den oder die Steps, an der die Kick getriggert werden soll. Gesetzte Steps kannst du nachträglich bearbeiten, indem du sie gedrückt hältst und dann den passenden Regler für Parameter wie Filter, Startpunkt oder Effektanteil drehst. So kann schnell und intuitiv die Länge der Noten oder die Anschlagdynamik angepasst werden, aber auch nur der letzten Snare im Clip eine Hallfahne spendiert oder die HiHat an ausgewählten Stellen gefiltert und mit Delay versehen werden. Mit den Pfeiltasten kannst du auch einzelne Noten nach vorne oder hinten verschieben (Nudge) und so für einen lebendigeren, weniger statischen Groove sorgen.

Noten-Modus

Bei Instrumente wird die Pad-Matrix im Noten-Modus zum Einspielkeyboard über mehrere Oktaven, wobei die Grundnote zur besseren Übersicht farbig herausgehoben ist. Das kennt man schon von Push und ist besonders effektiv, wenn du eine zum Track passende Tonart/Scale wählst. Denn dann kann Move über die Pads nur die zur Tonart passenden Noten anzeigen, was den Oktavumfang vergrößert und zudem schiefe Noten und Akkorde verhindert. Wir waren überrascht, wie gut das Einspielen auch mit der im Vergleich zu Push deutlich reduzierten Padanzahl funktioniert.

Die Pads sind nicht nur anschlagdynamisch, sondern verarbeiten auch polyphonen Aftertouch. So kannst du bei einem Akkord z.B. nur bei der höchsten Note ein Vibrato hinzufügen oder allein durch den Nachdruck abwechselnd bei der tiefsten und bei der höchsten Note das Filter modulieren. Das erlaubt ein sehr ausdrucksstarkes Spielen vor allem bei Strings, Pads und Drones.

Session-View wie bei Live

Für jeden der vier Tracks kannst du, wie man es von Ableton Live/Push kennt, verschiedene Clips aufnehmen und diese abwechselnd triggern oder stoppen. Jeder Clip jeder Spur kann eine individuelle Länge haben, weshalb dieses Konzept flexibler ist als bei den meisten anderen Grooveboxen. In der Session-View startest und stoppst du die einzelnen Clips und kannst Clips kopieren und löschen.

Integrierter Sampler

Du kannst als Klangerzeuger nicht nur die vorgegebenen Synthesizer und Sampler nutzen und anpassen, sondern auch einfach selbst Samples erzeugen. Hierfür besitzt Move ein eingebautes Mikrofon. Der Sample-Vorgang ist denkbar einfach: Du drückst den Sample-Record-Taster und dann das Pad, auf das du das Sample aufnehmen willst. Willst du z.B. die Kick in einem Drumrack durch die Aufnahme eines beherzten Schlages auf die Tischkante ersetzen, drückst du Recordtaster und das Pad links unten und das Mikrofon nimmt auf, solange du das Pad gedrückt hältst. Anschließend kannst du das aufgenommene Sample über das Pad spielen und in deinen Beat integrieren. Move korrigiert automatisch den Startpunkt und schneidet Stille am Anfang weg, du kannst aber auch manuell per Regler den Startpunkt anpassen. Das Display zeigt dabei die Wellenform an, was das Auffinden des passenden Startpunkts erleichtert.

Realtime-Slicing

Du kannst das Sample auch direkt auf mehrere Pads verteilen. Wenn du eine Drumloop aufnimmst, musst du nur an den entsprechenden Stellen im Beat das nächste Pad drücken und Move verteilt die einzelnen Passagen auf die Pads des Drumkits, damit du anschließend daraus einen eigenen Beat basteln kannst. Das geht natürlich auch mit Melodien. Der Startpunkt lässt sich auch per Step automatisieren, was sample-basierte Sequenzen organischer und nicht so statisch klingen lässt.

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Kompatibel zu Ableton Live

Hast du ein gelungenes Set eingespielt, bleibt es in Move gespeichert und kann jederzeit wieder abgerufen werden. Du kannst es aber auch exportieren und in Ableton Live öffnen, um es weiter zu bearbeiten. So kannst du Move zum Jammen und Festhalten erster Ideen nutzen und dann ohne aufwändige Konvertierung im Studio weiterarbeiten und zusätzliche Spuren ergänzen und ein komplettes Arrangement basteln. In unserem Test ging dies problemlos, sogar selbst erstellte Samples wurden exportiert und im Live-Projekt integriert. Der Browser-basierte Move-Manager erleichtert den Austausch. Hier kannst du auch unkompliziert Sets benennen oder eigene Samples, Loops und Presets vom Computer zu Move schieben, damit du sie für deine nächste Move-Session zur Verfügung hast. Ein Austausch per Ableton-Cloud ist ebenfalls möglich. Auch in Note erstellte Projekte lassen sich importieren, wobei du dann aber nur vier Tracks bearbeiten kannst.

Auch als DAW-Controller nutzbar

Per USB-C verbunden kann Move auch als Controller für Ableton Live genutzt werden. Da Move zudem ein integriertes Audio-Interface besitzt, ist die kleine und leichte Kiste auch der perfekte Partner für Laptop-Nutzer.

Funktionsumfang und Bedienung entspricht im Controllermodus zum Großteil dem Standalone-Betrieb, sodass du dich nur einmal einarbeiten musst. Der Session-Modus ist erweitert, mit den Navigationstasten kannst du auch alle Clips in größeren Projekten mit mehr als vier Tracks erreichen. Note-Modus und Stepsequenzer funktionieren wie erwartet, ebenso die Taster zum Muten, Stoppen und Löschen. Tatsächlich waren wir bei der Bedienung der grundlegenden Funktionen mit Move als Controller nicht sonderlich langsamer als mit der deutlich komfortabler ausgestatteten Push3, was uns schon überrascht hat.

USB-Hostanschluss

Die Anschlüsse befinden sich alle auf der Rückseite und recht übersichtlich. USB-C dient zur Verbindung mit dem Computer für MIDI, Audio und Controller-Modus. Erfreulich ist der USB-Hostanschluss daneben. Hier kannst du ein USB-Keyboard anschließen und die internen Klangerzeuger per großer Tastatur spielen. Auch ein Synthesizer oder Drumcomputer findet hier Anschluss und kann dann per MIDI von Move angesteuert werden. Über den Audioeingang kann dieser externe Klangerzeuger auch direkt in Move aufgenommen und als Sample genutzt werden. Das hat mit einem Arturia Microfreak wunderbar funktioniert, Move hat dabei sogar die Stromversorgung für den kleinen Synthesizer übernommen. Den Abschluss bildet der Kopfhörerausgang, weitere Audioausgänge gibt es leider nicht.

Fazit

Bei einem ersten Blick auf die Produktbilder hatten wir ehrlich gesagt die Befürchtung, dass die Bedienung der kompakten Groovebox im Vergleich zur deutlich komfortableren Push3 einige Einarbeitungszeit und Nerven kosten würde. Aber schon nach wenigen Minuten mit dem Gerät war klar, dass die Entwickler bei Ableton hier einen sehr guten Job gemacht haben. Die Bedienung wirkt durchdacht, flüssig und intuitiv. Das liegt zugegebenermaßen auch an gewissen Einschränkungen beim Funktionsumfang. Mit vier Tracks kann man natürlich keine komplexen Songs erstellen, auch wenn man bei Nutzung von Drumracks, Loops und internem Resampling diese Begrenzung etwas aufweichen kann. Aber zum Jammen mit ein paar Beats, Sounds und eigenen Samples und zum schnellen und intuitiven Festhalten von Ideen, die sich anschließend direkt in Ableton Live übertragen und dort erweitern und ausarbeiten lassen, ist Move bestens geeignet und hat uns im Test einige Freude bereitet!

Bewertung
Name
Ableton Ableton Move
Pro
  • Intuitive Bedienung
  • Hochwertige Instrumente/FX
  • Kompatibel zu Ableton Live
  • Auch als Live-Controller nutzbar
  • Pads mit Velocity und Poly-AT
  • USB-Hostanschluss
  • Sampler-Funktion
  • Interner Akku
  • Integriertes USB-Audiointerface
  • WLAN mit Cloud-Verbindung
Contra
  • Nur vier Tracks
  • Kein automatisches Timestretching
  • Nur Kopfhörerausgang
Preis
449 EUR
Bewertung
(93%)
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