Das Prinzip der Patchblocks ist schnell erklärt: In einem Software-Editor werden beliebige „Synthese-Baugruppen“ im Stile von Reaktor oder SynthEdit konstruiert und später per USB einfach auf die kleinen Hardware-Controller, die sogenannten Patchblocks, geladen. Ein Patchblock kann also eine beliebige Funktion (Synth, Filter, Sequenzer etc.) übernehmen und beliebig oft „umprogrammiert“ werden. Neu ist, dass die kleinen Blöcke nicht nur als Controller agieren, sondern auch ohne Rechner Sounds erzeugen oder verbiegen können.
Hardware
Auf der etwa 7 mal 5 Zentimeter kleinen Oberfläche der Patchblocks tummeln sich je zwei Potis und Knöpfe, die beliebige Funktionen übernehmen können. Seitlich findet sich der Ein-/Ausschalter, ein USB-Anschluss, Audio-In und -Out sowie Schnittstellen zum Kaskadieren mehrerer Patchblocks. Ober- und Bodenfläche sind aus dickem, teils scharfkantigem Plastik, dazwischen befinden sich Platine und Akku. Die Seiten sind offen, weswegen man die Blocks geschützt von Dreck und Flüssigkeiten aufbauen sollte.
Ist ein Patch in der Software geladen, wird dieser per Knopfdruck mittels USB an einen angeschlossenen Block übertragen. Danach fungiert der Patchblock unabhängig vom Rechner und sendet umgehend sein Signal zum Audio-Ausgang. Start- und Stopp-Buttons gibt es von Haus aus keine. Es sei denn, man programmiert einen der Knöpfe auf diesen Zweck. Es lassen sich mehrere Blocks zusammenschließen, der jeweils linke Block sendet seine Signale dann an den rechten weiter.
Software
Programmierer dürften sich im Patch-Editor mit seiner arbeitsorientierten und schlichten Optik sofort heimisch fühlen. Links finden sich die verfügbaren Module, rechts ein Emulator mit je zwei virtuellen Buttons und Potis, welche für die Bedienelemente der Patchblocks stehen. Den restlichen Platz nimmt die Spielwiese ein, auf der die Eigenkreationen entstehen. Per Drag-&-Drop zieht man Module auf das Feld und verbindet sie untereinander mit virtuellen Kabeln. Damit ein Sound erzeugt wird, sind bestimmte Module wie beispielsweise ein Audio-Output Pflicht. Das ist der einfache Part.
Etwas komplexer geht’s zur Sache, wenn die Kontrollen Einfluss auf einen Sound nehmen sollen, und genau das ist sicherlich das Ziel jedes Patches. Spätestens dann müssen die Module mit Zahlen gefüttert werden, um Einflussbereiche festzulegen oder Minimal- und Maximalwerte zu definieren. Das ist recht trockene Arbeit, die hohe Konzentration fordert. Doch glücklicherweise hat der Hersteller an eine gute Anleitung, Video-Tutorials und Beispiel-Patches inklusive Erläuterungen gedacht. Vorbildlich! Dennoch würden wir uns hier und da eher Schieberegler und Knöpfe statt Zahlenfelder wünschen. Da sich die Software noch im Beta-Stadium befindet, gibt es Hoffnung.
Module
Die Modul-Auswahl ist riesig: Neben Generatoren für Wellenformen finden sich Filter, Delays, Verzerrer und andere Effekte im Angebot, ebenso mathematische Module zum Verbiegen der Datenströme, Sequenzer, Erzeuger für Zufallswerte und MIDI-Einheiten. Für Letztere hat der Hersteller schon MIDI-Blocks angekündigt, um die Patchblocks in ein MIDISetup integrieren zu können. Dank der zahlreichen Module können die Patchblocks theoretisch alles sein. Etwa ein traditioneller Mono-Synth mit Multimode-Filter und Arpeggiator, ein Flächenmonster mit 20 Delays, ein Mini-Kaosspad, ein Vintage-Vocal-Kompressor oder – wenn mehrere Patchblocks vorhanden sind – gar ein Modularsystem, bei dem jeder Block eine Teilaufgabe übernimmt. Dank den Ein- und Ausgängen können Controller- und Audio-Signale an andere Blöcke übertragen und dort verarbeitet werden. Und wenn das gewünschte Modul noch fehlt, können versierte Programmierer in die Kombination aus XML und C++ einsteigen und Blöcke mit eigener Logik entwerfen.
Fazit
Wie erwähnt, spielen die Kleinen nach Einschalten sofort los. Baut man sich einen Drum-Synthesizer mit Sequenzer zusammen, sollte man einen der Knöpfe als Tap-Tempo-Taster reservieren. Fungiert ein Block als Arpeggiator, sollten die Tonlage anpassbar oder gespeicherte Patterns abrufbar sein. Und dabei darf die Klanggestaltung nicht vergessen werden. Kurz: Für komplexe Patches sind zwei Potis und Knöpfe oft zu wenig. Trotz riesiger Freiheit muss man sich also Gedanken um die Rolle seiner Patchblocks machen. Seitens des Herstellers ist alles getan, um die ersten Schritte so einfach wie möglich zu machen. Und dank der wachsenden Patch-Library können sich User austauschen und Patches hochladen. Für Abwechslung ist also gesorgt. Ist der Einstieg geschafft, wartet eine grenzenlose Klangwelt auf ihre Entdeckung – und ab dann beginnt der Spaß erst richtig.
- Flexibilität
- ohne Rechner nutzbar
- Modul-Editor
- Tutorials & Videos
- interner Akku
- (noch) kein MIDI
- kein Start/Stopp