Nach FL Studio 12.5 folgt FL Studio 20! Klingt logisch, oder? Wenn man bedenkt, dass die beliebte DAW seit 20 Jahren auf dem Markt ist und das Unternehmen diesen Geburtstag in einer Versionsnummer verewigen will, macht der große Sprung durchaus Sinn. Doch nun schauen wir erst mal, was neu ist und wie sich das Update in der Praxis macht.
- umfassende DAW
- Überarbeitung der Latenzkompensation
- mehrere Arrangements pro Projekt
- Clips/Spuren konsolidieren möglich
- unterschiedliche Taktarten pro Projekt
- grafischer Editor in Pattern-Ansicht
- optimierte Plug-ins
- lebenslange kostenlose Updates
- unterstützt Windows und Mac (nur 64-Bit)
Das wohl absolute Killer-Feature der neuen Version ist die native Unterstützung für 64-Bit-fähige Mac-Systeme. Besonders sympathisch ist der Umstand, dass bestehende FL-Kunden die Mac-Version nun einfach herunterladen können und keinen extra Preis bezahlen müssen. Wenn man FL Studio 20 auf dem Mac startet, fällt auf, dass die Oberfläche identisch mit dem Windows-Pendant ist. Das ist natürlich super, wenn man zwischen Windows und Mac pendelt und beim Produzieren immer die gleiche Oberfläche vorfindet. So findet man sich direkt zurecht und braucht keine Eingewöhnungsphase. Der Workflow und das GUI sind jedoch an Windows angepasst, was eingefleischte Mac-Nutzer zu Beginn etwas überfordern könnte.
In der Praxis ist der Austausch von Projekten zwischen beiden Betriebssystemen kein Problem und ein echter Mehrwert, wenn man beispielsweise unterwegs auf seinem Macbook Ideen entwickelt und später am großen Windows-Studio-PC weiterverfolgt. Im Dauertest fühlte sich die DAW auf dem Mac sehr erwachsen an und zeigte keine Anzeichen von Kinderkrankheiten. Es ist genauso, wie vorher, nur eben auf dem Mac.
FL Studio 20 macht PDC komplett
Das Thema PDC – Plugin Delay Compensation – ist schon bei vielen DAWs ein großes Thema gewesen, wie beispielsweise Ableton Live. Hier geht es schlicht und einfach darum, wie konsequent eine DAW die von Plug-ins entstehenden Latenzen kompensiert. So gab es vor dem Update beispielsweise den Umstand, dass Drittanbieter-Plug-ins mit einer Latenz (Kompressor mit Lookahead etc.) auf den Kanälen nicht richtig kompensiert wurden, wenn man den Dry/Wet-Regler von FL Studio nutzt. Eine Parallel-Kompression war somit undenkbar und nur über Umwege möglich. Oder aber das Metronom wurde nicht Latenz-kompensiert und konnte in größeren Projekten einfach mal verzögert erklingen. Solche unsichtbaren Poltergeister gehören nun der Vergangenheit hat, denn FL Studio 20 arbeitet mit einer überarbeiteten PDC, die in der Praxis einfach funktioniert. Endlich!
Multiple Arrangements
Was bei Studio One Scratch Pad heißt, gibt’s nun auch bei FL Studio 20: Das Erzeugen von mehreren Arrangements in nur einem Projekt. Diese Option ist der absolute Knaller, wenn sich eine kreative Blockade nähert oder man Ideen nicht im „fertigen“ Projekt austüfteln will. Die Anwendung ist absolut simpel: Das vorhandene Arrangement kann in einem speziellen Menü dupliziert und umbenannt werden - aber auch das Erzeugen eines leeren Arrangements ist möglich. Ab dann probiert man seine Ideen aus (z.B. das Weglassen von bestimmten Clips ), wechselt zwischen den Ansichten und verbindet diese anschließend. Natürlich bleiben die Mixer-Einstellungen, geladenen Plug-ins immer gleich, nur eben die Audio/MIDI-Events können je nach Arrangement variieren. Allerdings fühlt sich das Scratch Pad von Studio One etwas intuitiver an, da man eine zweite Arrangement-Ansicht hat und daraus seine Ideen ins aktuelle Fenster ziehen kann. Die Merge-Funktion bei FL Studio 20 ist da etwas umständlicher.
Teufel im Detail
Ein sehr großer Workflows-Booster ist die Möglichkeit, Clips und Spuren direkt zu rendern (Consolidate), um die CPU-Auslastung zu reduzieren. Wer viel mit CPU-hungrigen Plug-ins à la Softube Modular arbeitet, wird dieses Feature lieben. Ebenfalls sinnvoll ist die Unterstützung von unterschiedlichen Taktangaben, sodass der Break-Part beispielsweise im 3/4-Takt spielt, während der Rest den gewohnten 4/4-Takt läuft. Sehr überraschend und zugleich erfreulich ist das Zurückkehren älterer Funktionen, wie dem grafischen Editor im Pattern-Editor und den Precomputed Effects. Letztere sind charmante Lo-Fi-Sampler-Effekte, die für ordentlich Druck, Dreck und Dampf im Sample sorgen. Der grafische Editor im Pattern-Editor erlaubt das schnelle Einzeichnen von Anschlagstärken, Panorama-Positionen, Notenwerten und mehr.
FL Studio 20 ist ein richtig gelungenes Update, welches eine gute Kombination aus Killer-Feature (Mac-Unterstützung), Lösung von Altlasten (PDC) und sinnvollen Optimierungen (Consolidate Clips etc.) aufweist. Dass das Update für Bestandskunden samt Mac-Version auch noch kostenlos ist, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 152 erschienen.
- konsequente Latenzkompensation
- Mac-Unterstützung
- mehrfache Arrangements/Projekt
- Sinnvolles aus alten Versionen