Nachdem wir uns mit dem MiniBrute 2S die tastaturlose Desktop-Variante mit eingebautem Step-Sequenzer und Pads im Stile des Beatstep Pro, bereits genauer angesehen haben (Test in Beat 05/18), widmen wir uns diesmal der Keyboard-Version MiniBrute 2 (ohne S) und dem RackBrute-Gehäuse.
- analoger Mono-Synthesizer
- 25 Tasten mit Velocity&Aftertouch
- 2 Oszillatoren
- FM, Hardsync
- Steiner-Parker-Filter
- Semi-modular
- Step-Sequenzer, Arpeggiator
- MIDI, USB
- inkl. Patchkabel
Arturia MiniBrute 2
Auffälligster Unterschied ist die Tastatur, die 25 normal große halb-gewichtete Tasten mit Anschlagdynamik und Aftertouch bietet. Sie ist von sehr guter Qualität und lässt sich hervorragend spielen. Über zwei Oktav-Wahlschalter auf der linken Seite lässt sich das Keyboard über 5 Oktaven transponieren. Pitchbender und Modulationsrad in klassischer Ausführung sind ebenfalls vorhanden. Der Tonumfang des Pitchbender ist per Regler schnell einstellbar, das Modulationsrad kann alternativ zum Aftertouch Vibrato steuern oder über den Mod CV-Ausgang ausgegeben werden und von dort auf einen beliebigen Parameter geroutet werden. Wenn Sie mit der Tastatur einen externen Klangerzeuger ansteuern oder den MiniBrute als Einspielkeyboard in Ihrer DAW nutzen, können Sie damit auch Akkorde und andere polyphone Spielweisen umsetzen.
Aufgrund der Tastatur ist der MiniBrute 2 etwa 6 Zentimeter tiefer und mehr als ein Kilogramm schwerer als der MiniBrute 2S, ansonsten sind beide Versionen nahezu identisch. Design und Haptik des dunkelgrauen Gehäuses und der Bedienelemente entsprechen dem bekannten MiniBrute. Zum Erstellen eigener Klänge stehen Ihnen 25 Drehregler, 12 Fader und 6 kleine Kippschalter zur Verfügung. Auch der MiniBrute 2 bietet keine Möglichkeit, eigene Sounds zu speichern. Jeder Klang muss von Grund auf selbst geschraubt und gepatcht werden.
Analoge Klangerzeugung
Die Klangerzeugung ist komplett identisch zum MiniBrute 2S. Zwei Oszillatoren und ein Rauschgenerator wandern durch ein Multimodefilter und einen Verstärker, die Modulation übernehmen zwei LFO und zwei Hüllkurven. Rechts oben neben dem Bedienfeld der Klangerzeugung befindet sich ein Steckfeld, das 48 Patchbuchsen im Eurorack-freundlichen Miniklinke-Format bietet. Die Rückseite ist dagegen relativ spartanisch bestückt: Monoausgang und Kopfhöreranschluss, MIDI-Ein- und Ausgang sowie USB-Anschluss, über den MIDI-Daten mit dem Computer ausgetauscht und tiefer gehende Einstellungen mittels der Software MIDI-Control-Center vorgenommen werden. Über MIDI sendet der MiniBrute 2 die von Keyboard und Sequenzer/Arpeggiator erzeugten Daten (Notenwert, Notenlänge, Anschlagdynamik und Aftertouch) und kann eingehende Signale durchschleifen, aber keine Reglerbewegungen hinausschicken. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Steckernetzteil.
Arturia KeyStep Inside
Ganz auf einen Sequenzer müssen Sie auch bei der Keyboard-Version des MiniBrute 2 nicht verzichten, allerdings hat sich Arturia hier nicht am BeatStep, sondern am ebenfalls hauseigenen KeyStep bedient. Auf Steptaster und Regler je Schritt sowie mehrere Spuren müssen Sie also verzichten, dafür können Sie per Kippschalter zwischen einem Arpeggiator und dem Sequenzer wählen. Acht Arpeggiotypen wie auf und ab mit und ohne Wiederholung der letzten Noten sowie zufällige oder gespielte Notenreihenfolge stehen zur Auswahl. Leider fehlt eine direkte Funktion, um gehaltene Akkorde über mehrere Oktaven laufen zu lassen. Hierfür müssen Sie die Hold-Funktion bemühen, die auch komplexe Arpeggios mit bis zu 16 Noten ermöglicht. Sowohl für Arpeggiator als auch Sequenzer können Sie den Teiler und die Notenlänge anpassen und den Swingfaktor einstellen, was aber leider nicht mit der Sequenz abgespeichert wird.
Sequenzer mit Performance-Features
In den Sequenzer spielen Sie Noten entweder in Echtzeit mit Unterstützung des eingebauten Metronoms oder Step-by-Step ein. Eine Sequenz umfasst bis zu 64 Schritte, Pausen und gebundene Noten sind ebenfalls möglich. Auch bei laufender Sequenz können Sie über die Tastatur jederzeit neue Noten einspielen – ein tolles Performance-Feature! Die eingespielte Sequenz lässt sich anschließend über die Tastatur transponieren. Oder Sie steuern mit der Tastatur parallel zum laufenden Sequenzer einen anderen Klangerzeuger oder die eigene Klangerzeugung an. Hierbei ersetzen die gespielten Noten die Sequenz, solange sie gehalten werden, was ebenfalls interessante Live-Variationen ermöglicht. Die eingespielte Sequenz nebst Velocity kann über die Patchbay abgenommen werden, sodass externes analoges Equipment darüber angesteuert werden kann. Der Sequenzer sendet zudem seine Daten über den MIDI-Anschluss und USB heraus. Als Taktgeber dienen die interne Clock (inkl. Tap-Tempo), MIDI-Clock über DIN oder USB oder ein analoges Clock-Signal. Dies lässt sich im Gegensatz zum versteckten Mäuseklavier des KeyStep mit einem großen Taster auf der Oberseite schnell umstellen. 8 Sequenzen kann der MiniBrute 2 speichern. Das klingt zunächst wenig, aber zumindest lassen sich die gespeicherten Sequenzen mithilfe der Control-Center-Software auf den Rechner übertragen.
Arturia RackBrute 3U und 6U
Gemeinsam mit den beiden neuen MiniBrute-Modellen hat Arturia mit dem RackBrute auch ein durchdachtes und innovatives Konzept zur Einbindung von Eurorack-Modulen präsentiert. RackBrute 3U und RackBrute 6U sind zwei Gehäuse für Modularsysteme, die sich lediglich in der Höhe und damit dem Platz für Module unterscheiden. RackBrute 3U bietet auf 3 HE mit 88 TE Platz für bis zu 20 Module, RackBrute 6U kann auf 6HE mit 176TE sogar theoretisch bis zu 32 Module aufnehmen. Über das mechanische Link-System können die Gehäuse an die Synthesizer Minibrute 2 und Minibrute 2S angeklemmt werden, wodurch die beiden Klangerzeuger eine modulare Ebene bekommen. In Verbindung mit der großen Patchbay des MiniBrute 2 bieten sich so eine Menge klangliche Möglichkeiten auf kleinstem Raum.
Innovatives Link-System
Die Gehäuse erlauben durch das Link-System unterschiedlichste Ausrichtungen. Sie lassen sich ohne Lösen der Patchkabel oder der mechanischen Verbindung über das Bedienfeld des MiniBrute 2 klappen. Die Stange, die im aufgerichteten Zustand als Ständer für das Gehäuse dient, kann dann als Griff zum Transport von Synthesizer und Modularsystem genutzt werden. Die Befestigung erfolgt über zwei große Schrauben und lässt sich bei Bedarf in Windeseile ohne zusätzliches Werkzeug herstellen oder wieder lösen. Die Gehäuse können natürlich auch ohne MiniBrute 2 genutzt werden und untereinander mechanisch verlinkt werden. Die Stromversorgung kann leider nicht über das Link-System erfolgen, sondern jeder RackBrute benötigt seine eigene Stromquelle, um die eingebauten Module mit Strom versorgen zu können. Das eingebaute Power-Modul besetzt 5 TE und bietet 1600mA +12V Output, 1600mA -12V Output und 900mA +5V output.
Während der MiniBrute 2S sich mit seinem Sequenzer mit vier Spuren, Regler und Pad für jeden Step sowie pro Schritt modulierbarer Hüllkurven und LFO vor allem an Schrauber und Frickler richtet, ist der MiniBrute 2 aufgrund der guten Tastatur, klassischem Arpeggiator und Sequenzer eher für den Keyboarder interessant. Einen wirklichen Favoriten können wir hier nicht ausmachen, beide Versionen haben Ihre Vorteile und die Klangerzeugung und die Patchbay sind ebenso wie der Preis identisch. Sie haben daher die Qual der Wahl zwischen zwei absolut empfehlenswerten monophonen Analogsynthesizern, die sich dank der großzügigen Patchbay und des durchdachten Link-Systems mit dem optionalen RackBrute-Gehäuse unkompliziert zu einem Modularsystem erweitern lassen. Aufgrund des gelungenen Designs hat das nicht nur praktische Vorteile, sondern sieht auch sehr gut aus.
Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 152 erschienen.
- charakteristischer Sound
- semi-modular
- gute Tastatur
- KeyStep-Sequenzer, Arp
- intuitive Bedienung
- innovatives Design (RackBrute)
- nur eine ADSR-Hüllkurve