Mit dem Babyface rundet RME seine Produktpalette hochwertiger Interfaces nach unten hin ab. Doch: Ist auch das Kleine wirklich ein ganz Großes?Die hochwertigen Audiointerfaces von RME sind in Tonstudios auf der ganzen Welt zuhause. Zurecht, wie wir meinen, denn die Klangqualität der Oberklasse sticht viele Mitbewerber gnadenlos aus. Nun präsentiert das Traditionsunternehmen mit dem Babyface eine Miniaturausgabe seiner Technik, geeignet sowohl für den mobilen Einsatz als auch den ambitionierten Heimanwender. Wurde hier wirklich nur bei der Größe gespart?
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Optisch macht das Babyface seinem Namen alle Ehre: Die Oberfläche des soliden Metallgehäuses ist in babyblau gehalten, während Bedienelemente und Seitenteile in erwachsenem Silber daherkommen. Neben zwei Tastern und einem großen Pegelrad ist das Äußere durch Pegel-LED-Ketten und Status-LEDs geprägt. Sämtliche Anschlüsse sind nahezu perfekt in das Gehäuse integriert, versehentliche Beschädigungen beim Transport sind damit so gut wie ausgeschlossen. Zudem liegt dem Babyface eine Tasche bei, in der neben dem Interface auch alle benötigten Kabel ihren Platz haben. Am Interface selbst finden sich ein Kopfhörer- sowie Hi-Z-Eingang als Studioklinkenbuchsen, ADAT-Ein- und Ausgänge (mit SMUX Unterstützung), eine USB-Schnittstelle sowie Anschlüsse für die mitgelieferte Kabelpeitsche und ein externes Netzteil. Letzteres dürfte allerdings nur in Ausnahmefällen nötig sein, denn RMEs Neuling lässt sich bequem per USB mit Strom versorgen.
Die Kabelpeitsche umfasst neben MIDI-Ein- und -Ausgängen zwei XLR-Buchsen, die zu den im Babyface integrierten Mikrofonvorverstärkern führen. Weiterhin stehen zwei XLR-Ausgänge sowie eine zweite Kopfhörerbuchse bereit. Diese dupliziert die im Gerät eingebaute Kopfhörerschnittstelle. Um Verrenkungen aufgrund zu kurzer Kabel vorzubeugen, ist eine zusätzliche Verlängerung der Kabelpeitsche im Lieferumfang enthalten, womit in puncto Ausstattung keine Wünsche offenbleiben.
… und innen
Zwar wirkt RMEs Jüngling von außen sehr verspielt, im Inneren werkelt dennoch hochwertige Technik. Leistungsdaten wie die Unterstützung von 24 Bit und 192 kHz, eine Signal-to-Noise-Ratio von bis zu 115 dB und die bekannte Steadyclock machen schnell klar, dass auch im kleinsten Vertreter der Face-Familie ausschließlich hochwertige Komponenten eingesetzt wurden. So sind die Vorverstärker baugleich mit denen größerer RME-Geräte und auch oft vernachlässigte Details wie die einzeln zuschaltbare Phantomspeisung sind hier zu finden. Grund zur Beanstandung bieten höchstens die Pegelschritte der 60-dB-Verstärkung, die mit 3 dB relativ grob ausgefallen sind.
Nachgedacht
Mag das Interface auf den ersten Blick wie eine durch Digitalanschlüsse erweiterte Stereoversion bekannter RME-Boliden wirken, zeigt sich bei einem Blick auf die Routingmöglichkeiten die planvolle Ausarbeitung des Konzepts. So besitzt der Kopfhörerverstärker einen eigenen D-A-Wandler, der auch die Nutzung von Outboardequipment ohne Abhörprobleme erlaubt. Ebenso ist ein externer Kopfhörerverstärker dank zwei Buchsen für kleine Aufnahmesessions nicht erforderlich. Die ADAT-Schnittstelle kann auch für optische S/P-DIF-Verbindungen genutzt werden, was die Flexibilität weiter erhöht.
Total im Mix
Ein RME-Interface wäre nicht komplett, hätte es nicht auch eine DSP-Hardware für RMS- und Peak-Level-Meter an Bord. Im Zusammenspiel mit der Totalmix-FX-Software ist dadurch eine funktionale Mixeroberfläche verfügbar, die in ihrer neuen Version die Vorgänger noch übertrifft. Mit Dreiband-Equalizer und Trittschallfilter, Echo- und Halleffekt, Controlroom-Sektion, definierbaren Gruppen für Solo, Mute und Fader als auch Kanaloptionen wie M/S und Phase bietet das Programm weitreichende Möglichkeiten, den eigenen Rechner zu entlasten.
Praxis
Im Testverlauf zeigte sich das Babyface als vollwertiges Mitglied der RME-Face-Serie. Die Klangqualität ist für den Hersteller typisch nicht nur hochwertig, sondern glasklar und auch schwierigen Aufgaben gewachsen. So schreckt das Kleine auch vor der kompromisslos hochwertigen Aufnahme von Gesangsstimme, akustischer Instrumente oder professionellem Field-Recording nicht zurück. Die Performance und Treiberstabilität bot ebenfalls keinen Anlass zum Tadel.
Fazit
Das RME Babyface weiß auf ganzer Linie zu begeistern. Gerade die kleinen Details wie der zusätzliche D-A-Wandler für den Kopfhörerverstärker oder die optimierte Totalmix-FX-Software machen das Gerät extrem vielseitig. In Sachen Performance und Stabilität gibt es – ebenso wie beim Klang – nichts zu bemängeln. Typische RME-Qualität – einfach Oberklasse.
- hochwertiger Klang
- stabile Treiber, beste Performance
- großartige Mic-Preamps
- robuster Aufbau
- reichhaltiges Zubehör