Hinter Jaffna verbirgt sich ein fast schon untypisches Duo, dessen musikalischer Stil sich aus den Einflüssen seiner Herkunft nährt und einen sehr persönlichen Stil von elektronischer Musik präsentiert. Bravin, ein klassisch ausgebildeter Pianist sri-lankischer Herkunft, und der französische Koch und leidenschaftliche Sänger Stan ergänzen sich mit ihren ganz unterschiedlichen Zutaten und Ideen perfekt.
Bis ins letzte Detail fasziniert ihre ästhetische Melange aus Future Garage, House, Melodic Techno und dieser unbeschreiblichen französischen Raffinesse und Charakteristik. Einzuordnen ist das nun erscheinende Debut Album „Odyssey“ zwischen Acts wie The Blaze, Bicep und Ross from Friends und letzten Endes doch vollkommen anderes und eigenständig.
Beat / Seit etwa vier Jahren seid ihr gemeinsam als Duo "Jaffna" aktiv - woher kam nun die Idee und Inspiration für euer aktuelles Album "Odyssey"?
Jaffna / Seit unserer Gründung haben wir ausschließlich EPs und Singles veröffentlicht. Unser Album entstand dann tatsächlich während der Pandemie. Es war eine Zeit, in der einfach nicht viel los war und man viel Zeit hatte. Daher haben wir uns natürlich noch intensiver dem Musikmachen zugewandt. Die Inspiration und Antrieb für das Album entstanden aus der Leere, die wir spürten. Da wir genügend Zeit hatten, konnten wir lange experimentieren und neue Stile und Klänge ausprobieren. Natürlich wurde Bravin viel von indischer Musik beeinflusst, aber auch von Klängen und Sounds, die für seine Heimat und Lebensstationen Großbritannien und Deutschland charakteristisch sind.
Beat / Ihr verschmelzt gekonnt sehr unterschiedliche Stile zu einer homogenen Mischung, die Körper und Seele berührt. Wie wichtig sind für dich Genregrenzen und welche Genres hast du bewusst auf Odyssey aufgenommen?
Jaffna / Das Konzept, verschiedene Stile und Genres zu mischen, ist im Grunde einer der interessantesten Aspekte des Musikerdaseins. Wir sind alle von Natur aus beeinflusst und genießen und entdecken verschiedene Arten von Musik. Daher glauben wir, dass es keine Grenzen für Musikgenres geben sollte. Genres sollten uns nicht in der Musikauswahl beeinflussen. Bei Odyssey haben wir keinen bestimmten Stil angestrebt. Viel eher von dem inspirieren lassen, was uns gerade in den Sinn kam. Eine sehr intuitive Art der Entstehung also.
Beat / Wie erstellt ihr auf diese Weise genau eure Tracks im Studio - mit welchem Grund-Set-up arbeitet ihr?
Jaffna / Unsere Ausgangssituation ändert sich beinahe täglich. Die Pandemie hatte extrem große Auswirkungen auf unsere Arbeit, weil wir zum ersten Mal nicht zusammen im Studio waren! Eine für uns neue Situation. Wir waren gezwungen, getrennt voneinander an Ideen zu arbeiten und schickten uns dann gegenseitig unsere Fortschritte. Als haptische Basis dienen uns ein Klavier, ein Midi Keyboard und ein Computer. Wir schämen uns beinahe zu sagen, dass wir in der Ausstattung nicht sehr analog sind. [lacht]
Beat / Und auf welche Plug-ins setzt ihr dann, um eure Ziele zu erreichen?
Jaffna / Wir haben wirklich viel Zeit damit verbracht, die Sounds/Plug-ins, die es da draußen gibt, zu recherchieren und zu testen. Vor allem benutzen wir die Industriestandards wie Native Instruments und Ableton (Die Deutschen machen es immer richtig!). Außerdem gibt es Diva von U-he, Soundtoys und verschiedene Kollektionen von Spitfire Audio. Vor kurzem haben wir einen kleinen unabhängigen Hersteller aus Bristol, UK, namens "Slate & Ash" entdeckt, der sich darauf spezialisiert hat, die erstaunlichsten Texturen und Klanglandschaften zu schaffen! Äußerst empfehlenswert und kleiner Geheimtipp!
Beat / Du, Bravin, bist ausgebildeter Pianist, während Stan seit Langem als DJ arbeitet - welchen Einfluss hat das auf eure Arbeit im Studio und die Herangehensweise an die Kompositionen?
Jaffna / Um ehrlich zu sein: Es hat seine Vor- und Nachteile [lacht] Pianist zu sein und elektronische Musik zu schreiben ist sehr praktisch, da alles mit einem MIDI-Keyboard komponiert wird. Stan ist eigentlich ein geborener Sänger, was den Kompositionen etwas zusätzlich Organisches verleiht.
Beat / Die Arbeit als Duo stellt nicht nur auf Tour auch eine Herausforderung dar. Wie geht ihr mit kreativen Differenzen im Studio um?
Jaffna / Wir sind gut darin geworden, einen Kompromiss zu finden! Anders geht es nicht.
Beat / Und wie ladet ihr eure kreativen Akkus wieder auf, wenn ihr nicht gerade im Studio oder auf Tour seid?
Jaffna / Wir haben mehrere Hobbys, mit denen wir uns neben der Musik beschäftigen. Wir beide lieben Filme und Kino, Kochen einfach unheimlich gerne und trieben Sport. Bravin arbeitet aber auch noch an anderen Projekten, die ihm wiederum helfen, Inspirationen für Jaffna zu finden.
Beat / Wie sieht ein typischer Studiotag bei euch aus? Gibt es einen klassischen Songwriting-Prozess?
Jaffna / Auf den Punkt gebracht: „Try and Error“! Wir probieren einfach viel. Es gibt dabei keine standardisierte Abfolge von Produktionsschritten. Im Gegenteil, manchmal fangen wir mit einer Akkordfolge an und manchmal ist es ein Rhythmus. Was auch immer uns in dem Moment gefällt, dient uns als erster Anker für alles Weitere und wir gehen dann mit dem Flow.
Beat / Wann wisst ihr, dass ein Song fertig und gut geworden ist?
Jaffna / Das ist der schwierigste Teil. Manchmal wissen wir das nie und könnten ewig weiter machen. Also bitten wir Freunde oder unser Label um Feedback. Wenn wir uns immer noch nicht sicher sind, probieren wir ihn live aus, um zu sehen, wie das Publikum reagiert. Das gibt uns ein Gefühl dafür, ob der Track es Wert ist, fertiggestellt zu werden. Live Reaktionen sind ein unglaublich direktes und ungefiltertes Feedback.
Beat / Könnt ihr euch noch an die Entstehung des Album Tracks "Roots" erinnern? Wie habt ihr angefangen und wie hat sich der Track entwickelt?
Jaffna / Besonders fasziniert waren wir davon, einen perkussiven Tribal-Sound zu kreieren. Wir begannen damit, ein paar verschiedene Patterns mit Taikos, Trommeln, Djemben usw. zu entwickeln. Die Harmonie und die anderen Teile kamen erst später dazu.
Beat / Auch Vocal-Sampling spielt bei euch eine Rolle - wie bei dem Track Headlines. Wie vorsichtig muss man heutzutage mit diesem Thema umgehen?
Jaffna / Es ist eher eine Frage der Verwaltung und wie die Rechte verteilt werden. Wenn es richtig gemacht wird, braucht man nicht vorsichtig zu sein. Es öffnet künstlerische Türen und gibt dir mehr Spielraum für deine Kompositionen.
Beat / Trotz der vielen Layer haben eure Produktionen auf dem Album eine besondere Leichtigkeit und gleichzeitig eine Dynamik, die auch im Club gut funktioniert - wie gelingt das?
Jaffna / Noch haben wir das nicht in vollem Umfang erforscht. [lacht] Aber es hängt natürlich auch sehr vom Publikum, dem Veranstaltungsort und dem Timing der Show ab. Zum Beispiel können Tracks wie "Roots" und "Hollow Fields" in einer Clubumgebung weniger effektiv sein, während Titel wie "Sturm und Drang" oder "Headlines" in einem passenden Setting gut funktionieren. Es kommt wohl ganz auf die Momentaufnahme an.
Beat / Wie wichtig ist die Clubkultur überhaupt für euch?
Jaffna / Die Clubkultur und überhaupt die elektronische Musikszene nehmen einen besonderen Platz in unseren Herzen ein, da wir dadurch einen Einblick bekommen, was das Publikum mag und wie wir unsere Live-Shows gestalten.
Beat / Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Wie geht es für euch nach der Veröffentlichung des Albums weiter?
Jaffna / Im Moment liegt unser Fokus auf der Veröffentlichung des Albums und der Vorbereitung der Liveshow. Wir haben so viel Zeit und Energie in die Entwicklung des Albums gesteckt, und wir wollen jeden Moment nutzen, um das Album dem Publikum zu präsentieren! Wir können es kaum noch erwarten zu spielen.