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Linkin Park: Workshop & Nachruf auf Chester Bennington

Bei Erscheinen des aktuellen Linkin-Park-Albums „One More Light“ ahnte noch niemand, dass es das musikalische Vermächtnis Chester Bennington sein würde, der am 20.07.2017 unter tragischen Umständen starb. Unter der Oberfläche des überraschend poppigen und gefälligen Sounds des Werks offenbart sich die innere Zerrissenheit des Sängers und Texters, ein Versuch der musikalischen Selbsttherapie. Ein Paradebeispiel für den neuen EDM-infizierten Pop-Sound ist die Hit-Single „Heavy“, die wir in der BEAT-Ausgabe 2017/09 unter die Lupe nehmen. Wie Sie drei der markanten Sounds aus dem Song nachprogrammieren, erfahren Sie im BEAToskop.

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Zwischen Melancholie und Wut: Ein Nachruf auf Chester Bennington (20.03.1976 – 20.07.2017)

Es war seine markante und facettenreiche Stimme, die der Musik von Linkin Park ihre enorme emotionale Tiefe gab: In seinem eindringlichen Gesang und seinen Texten legte Linkin-Park-Sänger Chester Bennington, der im Alter von nur 41 Jahren starb, seine Seelenpain frei. Laut Polizeiberichten erhängte er sich am 20.07.2017, dem Geburtstag seines engen Freundes Chris Cornell. Der Soundgarden-Sänger wurde am 17. Mai 2017 tot aufgefunden, wobei frappierende Parallelen zu dem mutmaßlichen Suizid von Bennington bestehen, weswegen über die Todesursache der beiden Sänger nach wie vor viel spekuliert wird.

Musik als Therapie

Auf dem umstrittenen aktuellen Linkin-Park-Album „One More Light“ lässt die Band eingängige, teils naiv wirkende Melodien sowie EDM-Elemente auf Texte über Wut, Trauer und Abschied treffen. Nicht selten wurde der Band vorgeworfen, dass ihre Texte konstruiert wirken. Doch wer ein wenig über die Biografie von Chester Bennington weiß, kann erahnen, wie persönlich seine Texte sind. Nach einer schweren Jugend mit einer frühen Trennung seiner Eltern und sexuellem Missbrauch in der frühen Kindheit war der Musiker lange Zeit drogen- und alkoholabhängig und depressiv. In den letzten Jahren schien es allerdings, dass er nun endlich angekommen sei: In Interviews äußerte Bennington, dass er seit einigen Jahren abstinent war und seine Ehefrau Talinda Ann Bentley bezeichnete ihn als hingebungsvollen Ehemann und Vater. Doch Texte wie der zu „Nobody Can Save Me“ legen die Vermutung nahe, dass es ihm nie gelang, seine Dämonen zu besiegen:

I'm dancing with my demons

I'm hanging off the edge

Storm clouds gather beneath me

Waves break above my head

Musikalisches Vermächtnis

Mit seiner Band Linkin Park hat Chester Bennington das erreicht, wovon viele Künstler träumen: sich eine gigantische Basis treuer Fans zu erspielen und damit eine Brücke zwischen so verschiedenen musikalischen Genres wie Nu Metal, Pop, Alternative Rock, Hip-Hop und EDM zu schlagen. Während Linkin Park zur Jahrtausendwende noch zur Speerspitze der Nu-Metal-Bewegung gehörten, sind sie spätestens mit ihrem dritten Studioalbum „Minutes To Midnight“ (2007) im Pop-Olymp angekommen. Nach dem Tod Chester Benningtons wirkt „One More Light“ wie ein musikalischer Abschiedsbrief des Sängers. Obwohl viele Fans und Kritiker insbesondere bei dem aktuellen Album „One More Light“ den drastischen stilistischen Richtungswechsel kritisierten, blieb das Sextett seiner Crossover-Devise treu, getreu des früheren Bandnamens Hybrid Theory. Denn trotz des ungewohnten klanglichen Gewands zeigen Linkin Park auch auf diesem Werk ein sicheres Gespür für starke Hooklines und ergreifende Texte. Und auch wenn der Sound von Songs wie der Hit-Single „Heavy“ ungewohnt gefällig und poppig ausfällt, liefert Chester Bennington eine unter die Haut gehende Gesangsperformance.

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In dem oberen Video zu „Heavy“ kommen die geballte Verzweiflung und Wut eines Sängers an die Oberfläche, der mit seinem intensiven Gesang und seinen emotionalen Texten zahlreichen Menschen Trost spendete und durch schwere Zeiten half. In dem Text von „Heavy“ stellt Bennington die Frage „Who cares if one more light goes out?“. Die Antwort der trauernden Fanbasis von Linkin Park kann nur eine sein: „Well I do“.

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