News

Porträt: Martin Eyerer

Nur zwei Jahre nach seiner Debüt-LP legt Martin Eyerer nach: Auf „Tiny Little Widgets“ verschmelzen House, Techno und Dancehall, verbinden sich Melodie und Groove und erwächst eine Parallelwelt aus perfekt abgestimmten Remixen. Darauf darf Eyerer zurecht ein wenig stolz sein – schließlich hat er fast ein Jahrzehnt auf seinen großen Moment gewartet.

Anzeige

Soviel Geduld ist selten: Zwischen 1999 und 2008 veröffentlichte Martin Eyerer einundzwanzig Zwölf-Inches, die ihm den Ruf eines der führenden deutschen Techno- und House-Produzenten einbrachten. Doch erst zehn Jahre nach seinem Debüt trat der Stuttgarter mit seinem ersten Album „Word of Mouth“ auf den Plan. Nicht ein Mangel an Talent, Wissen oder Know-How waren für das lange Warten verantwortlich, sondern schlicht der Anspruch ans eigene Werk: Die Scheibe war ein Paradebeispiel für Eyerers Kunst, aus scheinbar schlichten Elementen und repetitiven Zyklen eine fließende und sich stetig verändernde Musik zu schaffen, der es weder an Tiefgang noch an Tanzpotenzial fehlt. Auf seinem aktuellen Longplayer „Tiny Little Widgets“ wird dieses Konzept nun in alle Richtungen erweitert: Gast-Vokalisten wie Kosheen-Frontfrau Sian Evans oder Phil Barnes bereichern die farbenfroh pulsierenden Tracks mit ihren prägnanten Stimmen, die musikalischen Stimmungen reichen von jazzig-entspannt bis ausgeflippt, und auf einer zweiten CD werden die Stücke von einigen respektierten Kollegen einer Neubearbeitung unterzogen – ein Hinweis darauf, wie wichtig ihm das Remix-Format über die Jahre geblieben ist. Eine Revolution ist das nicht, dafür aber eine gezielte und kaleidoskopische Neuauslotung der eigenen Grenzen. Und gelegentlich kann es dabei sogar politisch werden.

Mehr zum Thema
Anzeige