Analog Drive bietet die analogen Verzerrer des Analog Heat in robuster Form für Pedalboard und Bühne. Doch klingt Analog Drive genauso genial wie sein großer Bruder? Jan Wilking machte den Test!
- 8 analoge Verzerrer-Schaltkreise
- analoger 3-Band-EQ
- durchstimmbares Mittenband
- Instrumenteneingang
- Audioausgang
- 100 User-Presets
- MIDI-In/Out
- 2 Pedal Eingänge
Während der Analog Heat sich aufgrund der Stereo-Bearbeitung und Overbridge-Anbindung vor allem für den Studioeinsatz empfiehlt, wird Analog Drive in robuster Pedalform geliefert und richtet sich damit in erster Linie an Gitarristen, die ihr Effektarsenal um weitere Verzerrer erweitern wollen. Ebenso wie beim Analog Heat klingen die acht analogen Verzerrer-Schaltkreise aber so gut und präzise, dass der Analog Drive auch für elektronische Musiker als finanziell günstigere Alternative zum Analog Heat in Betracht kommt.
Robustes Pedalgehäuse
Das Aluminiumgussgehäuse in cremefarbener Lackierung ist sprichwörtlich „built like a tank“. Analog Drive benötigt mit den Maßen 171 x 177 x 62 mm aber einiges an Platz im Pedalboard und bringt auch über 1 kg auf die Waage. Ebenso wie beim Analog Heat wählen Sie mit einem großen und gerasterten Endlosregler zwischen den einzelnen Verzerrerschaltkreisen, acht rote LEDs signalisieren Ihre Auswahl. Die Bedienung erfolgt über 6 Drehregler, die etwas größer und aufgrund ihrer Einkerbungen auch griffiger ausgefallen sind als die Encoder des Analog Heat. Ein Encoder mit Push-Funktion dient der Auswahl eines der 100 Presets. Unterstützt wird dies durch ein Display, das mit 7-stelliger Segmentanzeige die Nummer des gewählten Presets anzeigt. Das Display ist deutlich spartanischer ausgefallen als beim Analog Heat, dafür aber im Live-Betrieb leichter ablesbar. Mit einem kleinen Kippschalter wählen Sie zwischen den tatsächlichen Reglereinstellungen und den im gewählten Preset gespeicherten Werten. Zwei Punkte im Display zeigen an, ob ein Preset verändert wurde und wann der Regler wieder auf Originalwert steht. Leicht angeschrägt und angehoben sind vorne drei Fußschalter angebracht, mit denen Sie den Effekt aktivieren sowie die Presets durchschalten.
Analoge Verzerrer
Herzstück des Analog Drive sind natürlich die acht analogen Verzerrer-Schaltkreise. Sie überschneiden sich teilweise mit dem Analog Heat, bieten aber neben Clean-Boost keine gemäßigten Sättigungsstufen, sondern setzen auf mehr Vielfalt im Verzerrerbereich. Clean Boost kennen wir aus dem Analog Heat, hier wird intern die Spannung angehoben und eine Sättigung wie beim zu heißen Anfahren eines analogen Mischpultes erzeugt. Mid Drive ist ein mitten- und höhenbetonter Verzerrer Richtung Tube Screamer und macht nicht nur als gemäßigte Gitarren-Zerre, sondern auch hinter einer TB-303 eine gute Figur. Dirty Drive klingt nach altem, abgerockten Marshall-Amp; bei niedrigem Gain sind auch abgehacktere Sounds möglich. Auch Big Dist bietet eine Menge Sounds über den gesamten Gain-Regelbereich und klingt nach amtlicher Rock-Verzerrung. Focused Dist konzentriert sich auf die oberen Mitten und sägt kräftig durch den gesamten Gain-Bereich. Noch mehr Säge bietet Harmonic Fuzz, ein Octave Fuzz Effekt mit dreckigem Einschlag, aber dabei relativ aufgeräumtem Klangbild. High Gain ist eine saubere Mittenverzerrung mit sehr guter Klangauflösung. Thick Gain klingt durch die Betonung der unteren Mitten noch etwas fetter und härter.
Einsatzgebiet Elektron Analog Drive
Wie der Analog Heat arbeitet auch Analog Drive sehr rauscharm, und selbst die extremen Verzerrer klingen noch relativ gemäßigt und durchsichtig. Analog Drive ersetzt keinen Rectifier und für das NuMetal-Powerchord-Brett gibt es sicherlich bessere Alternativen, dafür empfiehlt sich Analog Drive auch für das Verzerren anderer Instrumente inklusive Drums, Synthesizer und Vocals. Der parametrische Mitten-EQ erweitert dabei das klangliche Spektrum noch einmal deutlich. Da die Verzerrer im Analog Drive stets relativ kontrollierbar bleiben und so gut abgestimmt sind, dass ein Nachregeln von Gain und Level nur selten zwingend notwendig ist, empfiehlt sich der robust gebaute Analog Drive in erster Linie für die Bühne und ersetzt einige klassische Einzelpedale – hier sind dann auch die Fußschalter und das leicht ablesbare Display von Vorteil. Im Studio dagegen bietet der Analog Heat doch einiges an Mehrwert. Er bearbeitet Stereo-Signale, unterstützt die Overbridge-Einbindung per USB und besitzt ein modulierbares analoges Multimodefilter, um die Verzerrung zähmen zu können.
Wenn Sie auf der Suche nach analogen Verzerrern sind, die flexibel sowohl für Gitarren als auch andere akustische und elektronische Instrumente einsetzbar ist, und Sie auf weitere Features zugunsten eines roadtauglichen Pedalgehäuses verzichten können, bietet Ihnen Analog Drive eine kostengünstige Alternative zum Analog Heat oder einem Arsenal an analogen Verzerrerpedalen.
Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 136 erschienen.
- dynamischer analoger Sound
- Verzerrer, subtil bis brachial
- parametrischer Mitten-EQ
- robustes Gehäuse
- Direktzugriff auf alle Parameter
- 100 Presets