Test

Korg Volca FM im Härtetest: So authentisch ist der DX-7-Klon wirklich!

Überraschung: Korg ergänzt seine Kuschel-Synths der Volca-Serie um die bissige FM-Synthese. Dafür muss man natürlich das analoge Konzept aufgeben …

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Eckdaten
  • FM-Synthesizer
  • dreistimmig polyphon
  • sechs Operatoren
  • 32 Algorithmen
  • DX7-kompatibel
  • 32 Speicherplätze
  • 16-Step-Sequencer
  • Motion Record
  • Arpeggiator, Warp
  • Active Step, Pattern Chain
  • Kopfhörerausgang
  • DIN-MIDI IN
  • Batterie-/Netzstrom

Korg erweitert die Volca-Serie um einen dreistimmigen digitalen FM-Synthesizer. Der Volca FM reproduziert die Soundengine des Klassikers DX7 und ist mit sechs Operatoren und 32 Algorithmen soundkompatibel. Großer Vorteil gegenüber dem Original ist der Direktzugriff über zahlreiche Regler, die zur erleichterten Bedienung mehrere Parameter gleichzeitig steuern. Über ein Menü sind auch alle Parameter einzeln erreichbar. Bereits von den anderen Volcas bekannt ist der 16-Step-Sequenzer inklusive Motion-Sequence-Funktion. Neu hinzugekommen ist Warp Active Step zum Strecken kürzerer Sequenzen, ein Arpeggiator sowie die Verkettung von Pattern. Zudem hat Korg dem Volca FM noch einen Chorus-Effekt spendiert.

Äußerlichkeiten

Der Volca FM steckt im selben Plastikgehäuse wie seine älteren Brüder. Auch die Anschlüsse sind identisch: Sync-Eingang und -Ausgang sowie MIDI-Eingang. Die Folientastatur entspricht der im Volca Keys verbauten Variante und deckt zwei Oktaven ab. Wie gewohnt dient sie neben der Funktion als Keyboard auch zum Einstellen diverser Funktionen, zum Abrufen der gespeicherten Presets sowie zum Programmieren des eingebauten Step-Sequenzers. An weiteren Bedienelementen bietet der Volca FM acht Taster (farblich an den DX7 angelehnt) sowie zwölf Mini-Regler, zehn davon transparent und beleuchtet.

Dies ist ebenfalls bereits aus den anderen Volca-Geräten bekannt, die Bedienung erfordert entsprechend etwas Fingerspitzengefühl. Ein Novum stellen dagegen die zwei Schieberegler auf der linken Seite dar. Mit dem linken Fader können Sie den Sound und auch die eingespielten Sequenzen transponieren – ein Feature, das bei den bisherigen Volcas schmerzlich vermisst wurde! Die Tonhöhe lässt sich wahlweise in Oktav- oder Halbtonschritten anpassen. Der rechte Fader dient der Einstellung der Anschlagdynamik sowie der Eingabe von Werten.

Korg Volca Kick: Easy Edit

Der Volca FM bietet sechs Operatoren, die jeweils eine Sinuswelle erzeugen. Jeder dieser Operatoren kann entweder als Klangerzeuger (Carrier) oder Modulator dienen, dies wird durch die Auswahl eines der 32 vorgegebenen Algorithmen bestimmt. Mit den acht Drehreglern in der Mitte editieren Sie den Klang. Jeder Regler steuert dabei mehrere Parameter gleichzeitig, wie es bereits aus dem Yamaha DX200, NIs FM7/8 oder auch aus Korgs früheren FM-Synthesizern DS8 und 707 bekannt ist. Wenn Sie Lautstärke- oder Modulationsverlauf eines Sounds ändern wollen, müssen Sie daher nicht wie beim DX7 die Hüllkurve bei jedem einzelnen Operator anpassen, sondern benötigen nur eine Reglerdrehung. Konkret lassen sich so Einschwing- und Abklingzeit der Modulatoren und Carrier sowie die LFO-Geschwindigkeit und Modulationstiefe regeln. Mit einem weiteren Regler wählen Sie den Algorithmus. Parametername und eingestellter Wert werden im eingebauten Display angezeigt. Da es sich um eine achtstellige Segmentanzeige handelt, müssen Sie leider mit teils etwas kryptischen Abkürzungen vorlieb nehmen. Positiv zu erwähnen ist, dass der Ursprungswert des gespeicherten Presets durch einen Unterstrich gekennzeichnet wird, was eine jederzeitige Rückkehr zum Originalsound ermöglicht.

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Voll programmierbar

Positiv überrascht waren wir, dass neben den Easy-Edit-Funktionen auch eine vollständige Programmierung der FM-Synthese bis ins letzte Detail direkt am Gerät möglich ist. Nach Druck auf den Edit-Taster können Sie per Regler den gewünschten Parameter auswählen und mit dem rechten Fader einstellen. Auch hier werden Sie zumindest am Anfang mit den kryptischen Abkürzungen kämpfen müssen, zum Glück liefert Korg aber eine Papptafel mit den Übersetzungen sowie einer grafischen Darstellung aller Algorithmen mit. Mit zwei Tastern schalten Sie zwischen den einzelnen Operatoren um. Angesichts der beschränkten Größe und Reglerzahl funktioniert das Editieren am Gerät sogar ganz gut. Als erster Volca-Synthesizer bietet der FM 32 Speicherplätze für selbst erstellte oder importierte Klänge. Dies ist auch sinnvoll, da ein FM-Klang nicht eben schnell hingeschraubt werden kann wie ein analoger Acid-Bass.

Korg Volca Kick ist kompatibel zum DX7

Da der Volca FM die Sysex-Implementation vom DX7 übernommen hat, können Sie nicht nur auf die Abertausende von DX7-Presets zurückgreifen, sondern auch bereits vorhandene DX7-Editoren nutzen. Wir haben dies mit dem sehr empfehlenswerten Freeware-Plug-in Dexed ausprobiert. Dexed kann sowohl als FM-Klangerzeuger als auch Editor für FM-Hardware dienen. Sie können also am Computer DX7-Sounds in Dexed laden und verändern oder eigene Sounds von Grund auf erstellen und dabei auch direkt spielen und hören.

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Anschließend schicken Sie einzelne Sounds oder ganze Bänke per MIDI-Sysex an den Volca FM und haben Sie auch ohne Computer im Proberaum, auf der Bühne oder in der U-Bahn zur Verfügung. Wesentliche Klangunterschiede vermochten wir dabei nicht auszumachen, sodass Sie in dieser Kombination quasi die Plugout-Möglichkeiten eines Roland System-1 kostenlos mitgeliefert bekommen. Dies geht aber leider nur in eine Richtung, da der Volca FM wie alle anderen Volcas über keinen MIDI-Ausgang verfügt (auch wenn dies technisch relativ einfach nachgerüstet werden kann). Zwischen zwei Volca FM können Sie Programme über die Sync-Buchsen austauschen.

Stimmen & Modulation

Der Volca FM bietet drei Voice-Modi: dreistimmig polyphon, monophon oder unisono. Bei letzterem werden die drei Stimmen geschichtet, gegeneinander verstimmt und im Stereopanorama verteilt. Flächen lassen sich mit dem eingebauten Chorus-Effekt verbreitern. Aufgrund dieser Stereoeffekte hat der Volca FM im Gegensatz zu seinen analogen Brüdern auch einen Stereoausgang zu bieten. Gewohnt umfangreich ist die MIDI-Implementation ausgefallen. Wie bei den anderen Volcas lassen sich fast alle per Regler zugänglichen Parameter auch extern per MIDI-Controller editieren und so z.B. in der DAW automatisieren. Einen dicken Patzer hat sich Korg aber geleistet: Der Volca FM reagiert nicht auf Anschlagdynamik, sondern auch der Velocity-Parameter ist nur per MIDI-Controller zugänglich. Gerade FM-Klänge leben aber vom dynamischen Spiel über eine Tastatur, sodass dies den Nutzen des Volca FM als externen Klangerzeuger deutlich eingeschränkt. Es gibt zwar bereits Hardware- und Software-Lösungen von Drittanbietern; es bleibt aber zu hoffen, dass Korg dieses Manko im Rahmen eines Firmware-Updates noch selbst ausräumen wird.

Sequenzer mit Motion Record

Natürlich hat der Volca FM auch einen polyphonen Lauflicht-Sequenzer mit Motion Record eingebaut. Hierbei können Sie nicht nur Velocity, Attack und Decay aufzeichnen, sondern auch Algorithmus-Wechsel, was extreme Änderungen im Sound ermöglicht. Die Aufnahme erfolgt ausschließlich in Echtzeit. Zusätzlich zur Active Step-Funktion, mit der man einzelne Schritte einer Sequenz überspringen kann, bietet der Volca FM eine neue Funktion zur Erzeugung schräger Rhythmen. Wenn Sie mit Active Step weniger als 16 Steps erzeugen, dehnt die Warp-Funktion die Wiedergabezeit auf 16 Steps aus. Neu ist auch die Pattern Chain-Funktion, die bis zu 16 Sequenzen miteinander verbindet und hintereinander wiedergibt. Als erstes Gerät der Volca-Serie ist der Volca FM zusätzlich mit einem Arpeggiator ausgerüstet. Mit zwei Reglern lassen sich Pattern und Teiler ändern. Auch diese Regler können Sie aufzeichnen und so sehr spannende Rhythmen erzeugen. Wie beim Volca Keys kann die Schrittlänge auch auf 8tel- oder 4tel-Noten eingestellt und ein Pattern bis zu vier Takte lang sein. 16 Speicherplätze stehen für eigene Sequenzen zur Verfügung, gespeichert wird auch der Verweis auf den verwendeten Sound.

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Fazit

Mit Aufkommen des Analog-Revivals ist ein wenig in Vergessenheit geraten, wie dynamisch und ausdrucksstark ein FM-Synthesizer klingen kann. Nicht ohne Grund hat der DX7 bei seinem Erscheinen viele der heute so heiß begehrten Analogsynthesizer aus Studios und von Bühnen verdrängt. Dank Easy-Edit-Regler ermöglicht der Volca FM einen intuitiven Eingriff in den Sound, ohne tiefer in die Klangerzeugung einsteigen zu müssen. Neben den Klassikern wie E-Piano, glasiger Fläche und drahtigem Bass können Experimentierfreudige im Handumdrehen auch abgefahrene metallisch-schräge Sounds und Sequenzen schrauben, Klassische Volca-Features wie Motion-Sequence und Active-Step sowie sinnvolle Ergänzungen wie Warp und Pattern Chain unterstützen dabei. Dank DX7-Import stehen auf Anhieb tausende Presets zu Verfügung, Arpeggiator und Chorus sind eingebaut. Der Volca FM kann daher über MIDI gespielt auch für Pop/Rock-Keyboarder eine interessante Ergänzung darstellen, wenn die drei Stimmen ausreichen und Korg bezüglich der Anschlagdynamik noch nachbessert.

Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 131 erschienen.

Bewertung
Name
Korg Volca FM
Website
Pro
  • komplett editierbarer FM-Synthesizer
  • DX7-kompatibel
  • Easy-Edit-Regler
  • transponierbar
  • polyphoner Sequenzer
  • Motionrecord & Warp
  • Arpeggiator
  • Stereoklang
Contra
  • nicht anschlagdynamisch spielbar
Preis
197 EUR
Bewertung
(92%)
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