Test

Spitfire Studio Orchestra im Test: die ultimative Orchester-Bibliothek?

Mit dieser zweiten Orchester Library im eigenen Portfolio scheint sich Spitfire Audio nach zwei Jahren Arbeit selbst Konkurrenz zu machen. Doch nur auf den ersten Blick.

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Features
  • Orchester-Library
  • Holzbläser, Blechbläser, Streicher
  • trockener, detailreicher Klang
  • über 32 GB Samples
  • Pro-Version mit 426 GB
  • viele Artikulationen
  • Soloinstrumente & (Divisi-)Sektionen
  • Format: Kontakt Player

Unter dem Namen Studio Orchestra bietet Spitfire Audio ein neues Bundle an, dass die drei Sample-Librarys Woodwinds, Brass und Strings enthält. Die einzelnen Instrumentengruppen, wie auch das Bundle, gibt es in den zwei Editionen Core und Professional. Ein nachträgliches Upgrade oder der Kauf der einzelnen Teile des Orchesters ist möglich. Der Unterschied der beiden Editionen deutet sich schon eindrucksvoll in der Größe an und ergibt sich zum einen daraus, dass die Pro-Edition eine größere Auswahl an Mikrofon-Positionen und zwei fertige Stereo-Mixe bereitstellt.

Bedienung

Wer schon mit Spitfire-Librarys gearbeitet hat, wird viel Bekanntes entdecken. Aber auch Neueinsteiger finden sich schnell zurecht. Dazu tragen die gute Beschriftung und kurze, eingeblendete Erklärungen bei. Leider ist das GUI auf HiDPI-Bildschirmen teilweise sehr klein, was auch an der fehlenden Skalierbarkeit von Kontakt liegt.

Die schlicht gestaltete Oberfläche teilt sich in drei Ansichten. Auf der ersten Seite findet man alle grundlegenden Einstellmöglichkeiten, wie den Easy Mix, der über einen Regler die enthaltenen Mikrofonpositionen von nah nach weit verblendet. Zudem sieht man alle im jeweiligen Patch verfügbaren Artikulationen. Mehr ins Detail geht der Expert View. Hier hat man alle Mikrofonpositionen einzeln im Zugriff, kann die Round Robins anpassen sowie auch tiefer gehende Parameter einstellen. Externe Controller können per MIDI-Lernfunktion alle Regler steuern.

Speziell für kurze Artikulationen findet man auf einer dritten Ansicht das Ostinatum, eine Art Arpeggiator zum Programmieren kurzer, rhythmischer Muster.

Die Auswahl der gewünschten Instrumente erfolgt über eine sinnvoll sortierte Liste. Die oberste Ebene enthält die gängigsten Instrumente mit den wichtigsten Spielweisen. Im Advanced-Bereich findet man außergewöhnliche Artikulationen, Ressourcen-schonende Patches sowie auch experimentelle Klänge, die zum Sounddesign animieren oder ins Detail gehen.

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Klang

Das Studio Orchestra wurde komplett im „Air Studio 1“ aufgenommen, welches deutlich kleiner ist, als das Studio „Lyndhurst Hall“, in dem z.B. das Symphonic Orchestra von Spitfire entstand. Das Ergebnis ist ein trockeneres und intimeres Klangbild. Es lässt einige Instrumente aber manchmal etwas scharf klingen, was vielleicht nicht jedem gefällt.

Die detailreiche Library verzichtet auf einen epischen Raumklang, das muss aber kein Nachteil sein – im Gegenteil. Spitfire wollte damit den Nutzern eine größtmögliche Kontrolle über den Klang geben, um den gewünschten Raum selbst zu gestalten. Die Plug-ins verfügen auch über einen integrierten Faltungshall, der in vielen Patches bereits aktiv ist, aber leider nur in der Intensität angepasst werden kann. Das Orchester klingt über alle Instrumentengruppen hinweg wie aus einem Guss und im Mix verbindet sich alles zu einem homogenen Klangbild.

Neben den vielen Möglichkeiten mit dem Sound zu experimentieren, hat man es hier aber in erster Linie mit einer hervorragend klingenden Orchester-Library zu tun, die es dem Nutzer ermöglicht, zurückgenommene, emotionale Musik, aber auch größere, orchestrale Werke zu programmieren. Auch in Pop- und elektronischer Musik macht sie eine gute Figur und geht dank des durchsetzungsstarken Klangs nicht im Mix verloren.

Schöne Effekte erzielt man durch das Layern mit synthetischen Sounds, die dadurch an Lebendigkeit gewinnen. Interessant sind auch die Time Machine-Patches, die bei extremen Parametern durch Time-Stretching ungewöhnliche Effekte entstehen lassen. Eine Bereicherung sind zudem die ungewöhnlicheren Instrumente in den Pro-Versionen wie Bassflöte, Kontrafagott, Piccolo Trompete oder das Euphonium.

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Fazit

Spitfire Audio hat sein Portfolio um eine wunderschöne Orchester-Library erweitert, für die es wenig Vergleichbares gibt. Speziell die Pro-Edition ist eine Empfehlung, denn sie hat das beste Preisleistungsverhältnis. Durch die faire Upgradepolitik kann man sein Orchester auch nach und nach auf die persönlichen Bedürfnisse erweitern. Wer schnelle Ergebnisse braucht, um z.B. Trailer zu vertonen, greift besser zu Alternativen, wie Jaeger von Imperial Audio. Benötigt man eher den breiten und mächtigen Hollywood-Sound für seine Filmmusik, wird man vielleicht mit dem Spitfire Symphonic Orchestra oder dem Hollywood Orchestra von EastWest glücklicher.
Wer aber ein intimes und intensives Orchester mit großartig klingenden Soloinstrumenten und Sektionen sucht, findet hier ein detailreiches Klangarchiv der Oberklasse, das zudem zum Experimentieren auch jenseits klassischer Klänge einlädt.

Dieser Test ist in unserer Heft-Ausgabe 162 erschienen.

Bewertung
Name
Spitfire Audio Orchestra
Pro
  • trockener Sound
  • unverbrauchte Klangfarben
  • Vielfalt an Artikulationen
  • ungewöhnliche Instrumente
  • sehr flexibel einsetzbar
  • NKS-kompatibel
  • MIDI-Lernfunktion
  • auf Bundle erweiterbar
Contra
  • teilweise scharfer Klang
  • kleine Bedienelemente bei 4K
Preis
5449/999
Bewertung
(92%)
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