Der kompakte vierspurige Sequenzer von Korg verfügt über 64 Pads für den direkten Zugriff auf die einzelnen Steps, dafür gibt es weniger Reglern als beim Beatstep Pro oder einem analogen Stepsequenzer wie dem Korg SQ-1. Nachdem Korg mit den letzten Produkten wie Wavestate oder Opsix in Sachen Haptik und Wertigkeit nicht uneingeschränkt überzeugen konnte, überrascht der SQ-64 zunächst positiv. Schon beim Auspacken fällt das angesichts der kompakten Abmessungen relativ hohe Gewicht von einem Kilogramm auf. Mit Abmessungen von 368 x 74 x 144 mm ist der SQ-64 ein gutes Stück kleiner als der Beatstep Pro, vor allem deutlich flacher. Das solide Aluminiumgehäuse im zeitlosen Schwarz fühlt sich nicht nur gut an, sondern sieht in Verbindung mit den flachen Pads, den 6 schicken Encodern, OLED-Display und den gedimmten LEDs auch sehr stylisch aus.
Der fragile Micro-USB-Anschluss ist allerdings nicht mehr zeitgemäß, selbst günstigere Controller bieten bereits die zuverlässigere und langlebigere USB-C-Variante. Ein Netzteil für die unabhängige Stromversorgung hätte man auch gerne dazu legen können, anstatt es für 40 Euro optional anzubieten. Denn der SQ-64 ist vor allem als Steuerzentrale für ein analoges Hardware-Setup und Modularsysteme konzipiert, wie ein Blick auf die üppig bestückte Rückseite zeigt.
Viele analoge Ausgänge
Der SQ-64 bietet 19 analoge Ausgänge in eurorack-freundlicher 3,5mm-Klinkenausführung und schlägt damit den Beatstep Pro. Für jede der drei Melodie-Spuren gibt es einen CV/Gate-Ausgang und einen zusätzlichen Mod-Ausgang, um z. B. die Filterfrequenz des angeschlossenen Synthesizers zu modulieren. Und für die Drumspur bietet SQ-64 acht Trigger-Ausgänge, die sich in Spannung und Polarität anpassen lassen. Äußerst praktisch fanden wir dabei, dass jeder Ausgang über eine Status-LED verfügt und sich auf diese Weise direkt nachvollziehen lässt, ob auf dem Ausgang ein Signal gesendet wird oder nicht. Hinzu kommen Clock IN/OUT für die Synchronisation mit Drumcomputern und Grooveboxen wie den Volcas sowie ein MIDI-Eingang und zwei MIDI-Ausgänge. Über USB wird natürlich auch MIDI gesendet.
Für jeden Step ein Pad
Jede Spur kann bis zu 64 Steps lang sein. Vier Spuren stehen zur Verfügung, also eine Spur mehr als beim Beatstep Pro. Drei davon sind polyphon für Melodien ausgelegt. Zusätzlich zu Tonhöhe, Notenlänge und Anschlagdynamik lassen sich auch MIDI-CC einbinden und damit über MIDI, USB oder die analogen Mod-Ausgänge weitere Parameter des angeschlossenen Klangerzeugers modulieren. Die Drumspur bietet 16 Unterspuren, Sie können also bis zu 16 Drum- und Percussion-Instrumente hiermit gleichzeitig triggern.
Zum Einprogrammieren lassen sich die Pads als Keyboard verwenden, oder Sie spielen die Melodie über eine externe Tastatur ein: Step für Step oder in Echtzeit. Etwas irritierend hierbei fanden wir allerdings, dass nicht in jedem Modus ein Vorhören möglich war und wir deshalb teilweise im Blindflug unterwegs waren. Automatische Quantisierung konnten wir in der aktuellen Firmware auch nicht finden. Klassische Step-Eingabe ist aber natürlich auch möglich.
Ein Traum für Frickler
So richtig glänzt der SQ-64 bei den Manipulationsmöglichkeiten der Sequenz. Es stehen diverse Abspielrichtungen zur Auswahl und Polyrhythmen sind ein Kinderspiel. Mit Probability und Alternate lassen sich statische Pattern wundervoll auflockern, ohne komplett in ein Zufallschaos abzugleiten. Hinzu kommt ein Stepdivision-Feature, das weit über die typischen Flams, Rolls und Ratchets hinausgeht. Und auch die Fill-Funktion zeigt sich sehr flexibel. Ebenfalls kreativfördernd sind Arpeggiator und Akkordfunktion mit einstellbarer Tonart, um schiefe Töne zu vermeiden.
Besonders praktisch sind die Option, wahlweise alle 64 Steps einer Spur über die Pads anzusteuern oder aber gleichzeitigen Zugriff auf jeweils 16 Steps der vier Spuren zu haben. Leider erschwert dabei der geringe Kontrast der Beleuchtung der Pads die Unterscheidung zwischen gesetzten und nicht gesetzten Steps.
Für jede Spur lassen sich 16 Pattern speichern, Pattern-Chain ist ebenfalls möglich und übergreifend lässt sich das Ganze in 64 Projekten organisieren – das reicht auch für längere Gigs locker aus!
Der SQ-64 punktet mit solider Verarbeitung, kompaktem und stylischem Design, vielen analogen Anschlüssen und zahlreichen ungewöhnlichen Features, die zum Experimentieren einladen. Diese Flexibilität muss man sich aber an einigen Stellen mit einem etwas komplizierten Workflow erkaufen, weshalb wir den SQ-64 in erster Linie für die Erstellung außergewöhnlicher, sich stetig verändernder Sequenzen mit gewissem Zufallselement empfehlen würden und weniger als intuitiven Stepsequenzer für klassische Melodien und Rhythmen.
- 4 Spuren
- 64 Steps
- 64 Pads: Direktzugriff
- Manipulationsmöglichkeiten
- viele analoge Ausgänge
- Haptik und Design
- Micro-USB
- nicht immer intuitiv