Großen Klang für wenig Geld verspricht Monacor mit seinem ersten Nahfeldmonitor, der auch im Studio punkten will. Ob der gewagte Spagat zwischen Preis und Leistung wohl gelingt?
Spätestens seit Mackies MR-Serie kommt wohl kein Hersteller mehr an der eleganten Mattlackoptik und einem abgerundeten Gehäusedesign vorbei. Klar, dass auch Monacor seinen aktuellen – und bisher einzigen – Nahfeldmonitor im gefälligen MDF-Gehäuse mit mattschwarzer Lackoberfläche und einem auffälligen Basschassis mit grell-gelber Membran präsentiert, die wohl nicht ganz unbeabsichtigt an das traditionelle KRK-Design erinnert. Technisch setzt der Bremer Hersteller dabei einerseits auf ein Bassreflexgehäuse, das den Wiedergabebereich der kompakten Box nach unten hin bis auf 42 Hz erweitert. Andererseits kommt neben einem bewährten 1-Zoll-Seidenhochtöner auch eine Membran aus Glasfasergewebe zum Einsatz. Diese Profitechnologie, die nach und nach auch Einzug in die Einsteigerklasse hält, hilft Partialschwingungen der Membransektoren deutlich zu reduzieren und ist in puncto Steifigkeit herkömmlichen Polypropylenmembranen deutlich überlegen. Die Folge ist eine verzerrungsarme Wiedergabe mit akzeptabler Impulstreue.
Bezüglich ihrer Leistungsdaten wirkt der Sound-65 allerdings nicht ganz optimal abgestimmt: Die für den Hochtöner verfügbaren 20 Watt sind in der Praxis zwar mehr als ausreichend bemessen, die Doppelendstufe versorgt das Sechszoll-Bass-Mitten-Chassis jedoch nur mit 30 Watt, was die Box bei hohen Pegeln schnell an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Der für ein professionelles Abhören erforderliche Schalldruckpegel von 100 dB SPL am Abhörplatz wird von der Sound-65 mit 102 dB aber gerade so erreicht. Selbstverständlich ist der Sound-65 vollständig magnetisch abgeschirmt und kann somit problemlos neben CRT- oder TFT-Computermonitoren betrieben werden, wenngleich der Sechszöller für den reinen Desktopeinsatz etwas zu groß sein dürfte.
Technik
Technisch findet der Hersteller bei der Sound-65 einen guten Kompromiss im Spannungsfeld zwischen professionellem Anspruch und einem auch für Einsteiger noch akzeptablen Preis. Zwar wurde weitgehend auf Regelmöglichkeiten zur Anpassung der Box an die Raumakustik verzichtet, mit einer Höhenkorrektur hat Monacor aber immerhin an einen HF-Trimmer gedacht, der breitbandig ab etwa 1 kHz die Mitten bis in die oberen Höhen in vier Stufen beeinflussen kann. Nicht selten werden nämlich im Heimstudio durch Vorhänge oder textile Raumteiler gerade die Höhen übermäßig bedämpft. Hier lässt sich bei der Sound-65 durch eine dezente Korrektur in 1-Dezibel-Schritten gegensteuern. Ein dickes Plus verdienen auch die Anschlussoptionen der Box, denn Monacor bietet für die Verwendung im VST-Studio einerseits eine unsymmetrisch beschaltete Cinchbuchse, womit der Sound-65 ohne Adapter zu herkömmlichen PCI- und USB-Interfaces kompatibel ist und sich ebenfalls direkt an einem DJ-Mixer betreiben lässt. Für den gehobenen Anspruch sind auch symmetrisch beschaltete Klinken- und XLR-Buchsen vorgesehen, die in guten Heim- und Projektstudios für brummfreien Anschluss sorgen.
Klang
Monacors Sound-65 ist sicher kein ausgewiesener Analytiker – zu ungenau ist dafür die Abbildung in den Mitten, zu undifferenziert ist seine Tiefenzeichnung. Der Aktivmonitor ist aber auch bei weitem kein Schönfärber mit typischer Hi-Fi-Charakteristik, wenngleich die leichte Mittensenke diesen Schluss nahelegen könnte. Vielmehr zeigt Monacor eindrucksvoll, dass auch ein kleiner, preiswerter Nahfeldmonitor gut und voll klingen kann, denn zu einem warmen Bassfundament und soliden Mitten gesellen sich ausgewogene und sehr detailreiche Höhen, die sich harmonisch in den Gesamtklang einfügen und sich dem Hörer auch bei höheren Pegeln nicht aufdrängen oder sich unangenehm vom Klangbild absetzen.
Fazit
Zugegeben: Die kleine Kiste kann bauartbedingt nicht das gesamte Spektrum mit konstanter Präzision wiedergeben. Für den Einsatz beim Homerecording, für AV-Präsentationen, als Monitor an Audio- und Videoschnittplätzen, als hochwertiger PC-Lautsprecher oder auch nur als Alternativabhöre im Tonstudio besitzt der Sound-65 jedoch ein nahezu unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Monacor legt mit seinem Debüt nicht nur einen ordentlichen Einsteigermonitor vor, sondern erlaubt damit auch den Aufbau eines klangstarken Surroundsystems zum Schnäppchenpreis.
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- voller, runder Gesamtklang
- HF-Trim und viele Anschlussoptionen
- bauartbedingt undifferenzierter Bass
- leichte Mittensenke