Während die Bass Station II mit ihrem dunkelgrauen Plastikgehäuse mit hellblauen Akzenten und weißen Potikappen nicht unbedingt zu den äußerlich attraktivsten Synthesizern gehört, kommt die AFX Station im eher klassisch schwarzen Outfit mit violetten Auflockerungen deutlich schicker daher. Technisch und klanglich sind beide Modelle identisch. Benutzer der Bass Station II können daher auch die neuen Sounds und Funktionen nutzen, inklusive des namensgebenden AFX-Modus. Da sich im Rahmen der Neuvorstellung der AFX Station herauskristallisierte, dass viele Nutzer der Bass Station II die zahlreichen Funktionsupdates der letzten Jahre gar nicht mitbekommen haben, haben wir diese auch in den Test eingebunden.
Filter-Tracking
Ursprünglich war das Filter-Tracking bei der Bass Station 2 fest auf 100 % bei der klassischen Variante und 50 % beim Acid-Filter eingestellt, was für einige Kritik sorgte. Dies entspricht zwar dem Verhalten natürlicher Instrumente, bei denen der Obertongehalt bei hohen Tönen ausgeprägter ist als bei tiefen Tönen. Auch wenn Sie das Filter in Selbstresonanz als eigenen Klangerzeuger nutzen, ist Filter-Tracking für ein tonales Spielen notwendig. Wenn Sie aber ein ausgeglichenes Filterverhalten über den gesamten Tonbereich wünschen, können Sie das Filter-Tracking jetzt in 7 Schritten bis hin zur kompletten Deaktivierung absenken.
Paraphonie und Tuning
Auch Paraphonie ist als Option hinzugekommen, die AFX Station ist dann zweistimmig spielbar. Beide Stimmen müssen sich zwar den weiteren Signalpfad mit nur einem Filter und Verstärker teilen, dafür können Sie für jede der beiden Stimmen eine andere Wellenform einstellen und auch die Kombination von paraphonem Spiel und Ringmodulator sorgt für interessante klangliche Varianten. Mit der Error-Funktion emulieren Sie zufällige Tonhöhenschwankungen der ansonsten sehr stimmstabilen DCOs, von leichter Verstimmung bis hin zum Abdriften um fast einen Halbton. Mit Microtuning lassen sich für jede Taste abweichende Frequenzen einstellen und so auch exotischere Stimmungen wie die türkische Tonleiter mit 7 Noten oder die indische mit 22 Noten per Oktave nutzen.
Loopbare Hüllkurven, dritter DCO
Envelope Retrigger sorgt dafür, dass die Hüllkurven in Schleife abgespielt werden und nicht nach einem einzigen Durchlauf enden. Dadurch werden sie zur flexiblen LFOs. Die Anzahl der Wiederholungen lässt sich auf einen konkreten Wert begrenzen, interessant vor allem für perkussive Sounds wie Claps. Ebenfalls interessant für perkussive Sounds ist die Option einer festen Sustain-Zeit. Diese lässt sich alternativ zum Retrigger-Modus einstellen und sorgt für 1-Shot-Sounds, die unabhängig vom Halten der Tasten mit per Decay-Regler wählbarer Länge abgespielt werden.
Neu hinzugekommen ist auch die Möglichkeit, den Suboszillator separat von den anderen beiden Oszillatoren in der Tonhöhe anzupassen und so die AFX Station als 3-Oszillatoren-Synthesizer für fette Minimoog-Bässe oder House-Akkorde zu nutzen.
AFX-Modus
Das Highlight ist aber ohne Frage der AFX-Modus. Er basiert auf einer Idee von Aphex-Twin-Mastermind Richard D. James, der sich auch mitverantwortlich für das äußere Design der AFX Station zeichnet. Im AFX-Modus können Sie jede der 25 Tasten mit einem eigenen Sound belegen. Hierfür müssen lediglich eines der 8 internen Overlays wählen und dann eine der 25 Keyboardtasten drücken. Sämtliche Änderungen am Sound, die Sie dann schrauben, wirken nur für diese Taste. Anschließend können Sie den Sound auf eine andere Taste kopieren und Variationen davon machen, oder Sie stellen für jede Taste einen komplett anderen Sound ein und basteln sich z. B. ein nettes kleines Kit aus elektronischen Drums und Effekten. Da Arpeggiator und Stepsequenzer auch in diesem Modus aktiv sind, erhalten Sie im Handumdrehen spannende Synthdrum-Pattern oder schräge Effekt-Sequenzen.
Die AFX Station überzeugt nicht nur mit schickem Design und sattem Analogsound in bester Roland-Manier, sondern auch mit einem riesigen Funktionsumfang für einen mono- bzw. paraphonen Analogsynthesizer. Das Highlight ist ohne Frage der AFX-Modus, in dem Sie jede Taste mit einem individuellen Sound belegen können. Die neuen Triggerfunktionen der Hüllkurven erweitern ebenso wie der stimmbare Suboszillator das ohnehin schon sehr umfangreiche Klangpotential des kompakten Synthesizers. Lobenswert ist, dass auch Besitzer der „alten“ Bass Station II kostenlos in den Genuss dieser neuen Funktionen kommen.
- flexibler Analog-Sound
- AFX-Modus
- schickes Design
- Paraphon
- stimmbarer Sub
- Hüllkurven-Retrigger
- USB-powered