Mit dem Pro 2 hat Sequential vor ein paar Jahren einen extrem flexiblen Mono-Synthesizer herausgebracht, der sich zu Recht großer Beliebtheit erfreut. Lediglich der etwas eigenwillige Klang der digitalen Oszillatoren konnte nicht jedermann überzeugen, und auch ein Audioeingang und ein eingebauter Multieffekt standen bei vielen Nutzern auf der Wunschliste. Hier hat Dave Smith angesetzt und beim Nachfolger Pro 3 aus dem Vollen geschöpft.
Mit dem Pro 2 hat Sequential vor ein paar Jahren einen extrem flexiblen Mono-Synthesizer herausgebracht, der sich zu Recht großer Beliebtheit erfreut. Lediglich der etwas eigenwillige Klang der digitalen Oszillatoren konnte nicht jedermann überzeugen, und auch ein Audioeingang und ein eingebauter Multieffekt standen bei vielen Nutzern auf der Wunschliste. Hier hat Dave Smith angesetzt und beim Nachfolger Pro 3 aus dem Vollen geschöpft. Der Pro 3 verfügt zusätzlich zu einem digitalenWavetable-Oszillator auch über zwei analoge Oszillatoren. Alternativ zum Prophet-Filter gibt es Nachbildungen des Moog-Ladder- und des Oberheim-Multimode-Filters. Ein Audioeingang sowie ein dualer Multieffekt runden das Konzept ab. Passend dazu gibt es den Pro 3 in zwei verschiedenen Ausführungen; die ein gutes Stück teurere Special Edition weckt mit Holzumrahmung und klappbarem Bedienfeld Erinnerungen an den legendären Minimoog.
Jede Menge Regler
Äußerlich wirkt der Pro 3 in der getesteten, und für die meisten Leser aus finanziellen Gründen wohl interessanteren, Standard-Edition nicht unbedingt wie ein monophoner Analogsynthesizer, sondern eher wie ein moderner virtuell-analoger oder digitaler Synthesizer. Die griffigen Plastik-Potis sind unauffällig designt und zunächst sehr schwergängig: Das kennt man von anderen Sequential-Synthesizern wie dem Prophet 6, denn nach einigen Schraubsessions ändert sich dies in einen angenehmen Drehwiderstand. Nach durchwachsenen früheren Versuchen mit Endlosreglern setzt Dave Smith beim Pro 3 überwiegend auf klassische Potis mit deutlich sichtbarer Markierung. Mit Die Special Edition des Pro 3 besitzt für einen kräftigen Aufpreis Nussbaumholz-Blenden und ein klappbares Bedienfeld.
Quasi-Modularsystem
Die Bedienoberfläche ist klar strukturiert und folgt dem typischen Aufbau alter Analogklassiker. Links befindet sich der Modulationsbereich mit individuell für jeden Oszillator einstellbarem Glide sowie den drei identisch aufgebauten LFOs. Die LFOs bieten die Standard-Wellenformen inklusive Sample&Hold für zufällige Wertänderungen, haben eine Slew-Funktion für fließende Modulationen und können verschiedene Parameter modulieren. Die Zuordnung erfolgt über die Modulationsmatrix mit 16 x 2 Slots, die Ihnen Zugriff auf insgesamt über 50 Modulationsquellen und über 140 Modulationsziele gibt. In dieser Hinsicht steht der Pro 3 einem Modularsystem in nichts nach, zumal die Matrix auch Modulationen im Audiobereich wie FM unterstützt. Die Bedienung ist wie bei anderen Synthesizern von Dave Smith sehr intuitiv gelöst: Quelle und Ziel können durch Druck auf Source oder Destination-Taster und Drehen des gewünschten Reglers (z. B. von LFO1-Frequency und Cutoff ) direkt angewählt werden.
2 analoge Oszillatoren
Die weiteren Sektionen sind entsprechend dem Signalfluss von links nach rechts angeordnet. Als Klangerzeuger dienen drei Oszillatoren. Hier wurde also auf den ersten Blick abgespeckt gegenüber dem Pro 2, der vier Oszillatoren bietet. Beim Pro 3 werden die ersten beiden Oszillatoren aber analog erzeugt und erinnern mit der stufenlos zwischen Dreieck, Sägezahn und Rechteck einstellbaren Wellenformen an die Prophet-Synthesizer aus gleichem Hause. Wie beim Prophet Rev2 lässt sich dabei nicht nur die Pulsweite der Rechteckwelle modulieren, sondern es gibt auch eine Art PWM für die anderen beiden Wellenformen und deren Mischformen. Für beide Oszillatoren lässt sich getrennt Hardsync aktivieren, was vor allem bei paraphonem Spiel für interessante Ergebnisse sorgt, die man sonst nur vom Korg MonoPoly kennt.
3-stimmig paraphon
Wie beim Pro 2 lassen sich auch beim Pro 3 die Oszillatoren getrennt in der Tonhöhe anspielen und so auch Akkorde spielen. Da das Ergebnis aber nur durch ein Filter geht, klingt das etwas anders als bei klassisch polyphonen Synthesizern. Gegenüber anderen paraphonen Synthesizern hat der Pro 3 den Vorteil, dass sich die Hüllkurven individuell je Oszillator triggern lassen, wodurch mehrstimmiges Spiel natürlicher klingen kann. Aber auch spannende Akkorde und Arpeggios mit unterschiedlichen Wellenformen und Stimmungen der Oszillatoren inklusive Modulation untereinander, die bei einem polyphonen Synthesizer nicht machbar wären, sind mit dem Pro 3 schnell erstellt. Schade nur, dass der Pro 3 konzeptbedingt nicht die FM-Möglichkeiten des Pro 2 (der ja vier digitale Oszillatoren hat) besitzt.
Digitaler Wavetable-Oszillator
Besonders spannend wird es, wenn Sie den dritten Oszillator mit einbeziehen. Dieser digitale Oszillator ist an die Oszillatoren des Pro 2 angelehnt und bietet neben den klassischen Wellenformen auch eine SuperSaw für fette Trance-Leads sowie 32 Wavetables mit jeweils 16 stufenlos morphbaren Wellen. So lassen sich auch klare, transparente und schneidende Sounds erzeugen, die sich gut mit dem prägnanten Analogsound der anderen beiden Oszillatoren ergänzen. In Verbindung mit der Modulationsmatrix und dem Mehrspur-Sequenzer erstellen Sie mit dieser Oszillatorkombination so komplexe Klänge, wie sie aktuell kein anderer monophoner Synthesizer beherrscht
Audioeingang mit Envelope-Follower
Im nächsten Modul mischen Sie die drei Oszillatoren gemeinsam mit einem Noisegenerator und einen externen Signal, das Sie über den bei vielen anderen Synthesizern von Dave Smith so schmerzlich vermissten Audioeingang einschleifen können. Dies ermöglicht in Verbindung mit den umfangreichen CV/Gate-Optionen die Einbindung eines Eurorack-Oszillators oder des Ausgangssignals eines kompletten Modularsystems, was die Klangpalette noch einmal deutlich erweitert. Ein Envelope-Follower komplettiert den neuen Eingang. Ist an der Eingangsbuchse nichts angeschlossen, kann der Regler für eine Feedback-Schleife sorgen, ohne dass Sie wie beim Minimoogg hierfür den Kopfhörerausgang opfern müssen.
Analogfilter mit 3 Variationen
Passend zum Namen des Synthesizers gibt es neben drei LFOs und drei Oszillatoren auch drei Filter zur Auswahl. Das duale Filter des Pro 2 ist leider weggefallen, beim Pro 3 (auf Thomann ansehen) wandert das Mixersignal immer nur durch ein Filter. Dafür zeigt sich das Filter des Pro 3 deutlich flexibler. Neben den Standard-Tiefpassfilter mit unüberhörbarem Prophet-Klang gibt es ein Moog-Ladder-Filter mit den typischen Eigenschaften bei höherer Resonanz. So richtig fette und warme Moog-Sounds wollten uns damit aber im Test nicht gelingen, der Klangcharakter tendierte eher in Richtung kratzig angezerrt als edel, rund und gesättigt. Dies mag aber auch mit dem speziellen Klang der Oszillatoren zusammenhängen, ein Prophet klingt eben anders als ein Moog. Umso überzeugender ist dagegen das vom OB6 entliehene State-Variable-Filter mit 12dB, das sich stufenlos zwischen Tiefpass, Notch und Hochpass überblenden und auch als Bandpass betreiben lässt. Damit erzeugen Sie herrliche Oberheim-Klänge und Synthpop-Sequenzen im Stile alter Vince-Clarke-Scheiben. Die Filterfrequenz lässt sich nicht nur mit einem extra großen Regler einstellen, sondern ist mit 1.024 Schritten auch besonders fein aufgelöst und ermöglicht weiche Filtersweeps ohne hörbare Zwischenschritte.
Mehrere Verzerrer inklusive
Bei den Hüllkurven wird die magische Zahl durchbrochen, es gibt nämlich vier loopbare ADSR-Envelopes, die sich über die Matrix frei auf diverse Ziele routen lassen. VCA und Filter sind bereits mit jeweils einer Hüllkurve vorverdrahtet. Neben Gainstaging im Mixer, Drive-Parameter im Filterbereich und analoger Distortion als globalen Effekt gibt es mit Tuned Feedback eine weitere Option, dem Klang eine Schippe Dreck und Verzerrung zu spendieren. Hierbei wird das Ausgangssignal verzögert zurück in das Filter geschickt, wobei sich das Ergebnis über mehrere Oktaven stimmen lässt. Mit Grunge wird zusätzliche harsche Verzerrung hinzugefügt. Besitzern eines DSI Evolver wird dies alles bekannt vorkommen, die Parameter und sehr speziellen und eigenständigen klanglichen Ergebnisse erinnern sehr an die dort verbaute Schaltung.
Dualer Multieffekt
Während der Pro 2 nur über verschiedene Delay-Effekte verfügte, besitzt der Pro 3 ähnlich wie andere Synthesizer der aktuellen Prophet-Produktlinie einen dualen Multieffekt, der trotz digitaler Erzeugung sehr harmonisch mit der hybriden Klangerzeugung interagiert und analogen Flair verbreitet. Besonders erfreulich: Der gut klingende Super-Plate-Halleffekt aus dem Prophet X ist auch an Bord. Die Effektparameter lassen sich natürlich auch alle modulieren, was besonders spannend ist in Verbindung mit dem eingebauten Sequenzer.
16-Spur-Sequenzer
Bereits beim Pro 2 war der Sequenzer neben der Klangerzeugung ein Schlüssel zum Erfolg. Beim Pro 3 wurde dieser Bereich noch erweitert, statt maximal 16 Steps bei 16 Spuren kann jetzt jede Sequenz auch bei Nutzung aller Spuren bis zu 64 Schritte haben. Zudem lassen sich vier verschiedene, farblich codierte Variationen (z. B. für Strophe und Refrain oder kurze Breaks) speichern. Eine erstellte Sequenz lässt sich per Seq Lock Taster mit unterschiedlichen Sounds abspielen. Verschiedene Triggeroptionen und Wiedergaberichtungen, die sich im laufenden Betrieb direkt umschalten lassen, erhöhen die Live-Tauglichkeit. Die ersten drei Spuren sind für die Tonhöhe der drei Oszillatoren gedacht, auch Akkorde lassen sich im paraphonen Modus eingeben. Die weiteren Spuren sind für Modulationen beliebiger Parameter gedacht. Die Programmierung eigener Sequenzen funktioniert ebenso intuitiv wie beim Pro 2. Auch Pausen, Slides und Ratchets (schnelle Wiederholungen) sind einfach erstellt, hierWährend der Pro 2 vier Oszillatoren inklusive FM und duale Filter besitzt, setzt der Pro 3 auf eine Kombination aus zwei analogen und einem digitalen Oszillator sowie ein einfaches Filter mit drei verschiedenen Klangcharakeristiken. bei sorgen ebenfalls die mehrfarbigen Taster für Übersicht. Für Parameterautomationen drücken Sie einfach den Recordtaster und drehen den passenden Regler, z. B. Cutoff. Als weitere Spielhilfe ist auch ein Arpeggiator an Bord.
Schaltzentrale für externes Equipment
Der Sequenzer kann nicht nur die interne Klangerzeugung ansteuern, sondern auch MIDI-Noten und MIDI-Controller senden. Für Besitzer von Modularsystemen und anderem analogen Equipment noch interessanter ist die Möglichkeit, über den Sequenzer Steuerspannungen und Triggersignale auszugeben. Für die Kommunikation besitzt der Pro 3 MIDI IN/OUT1/OUT2-THRU sowie vier CV-Ausgänge und einen Gate-Ausgang. Über vier CV-Eingänge lässt sich der Synthesizer analog ansteuern. Es gibt Anschlüsse für Sustain- und Expression-Pedal, Audioeingang, Stereoausgang und Kopfhörerausgang.
Zweite Meinung gefällig? Bei unseren Kollegen von Amazona können Sie einen weiteren Testbericht zu diesem Produkt lesen.
Mit dem Sequential Pro 3 (Produkt bei Thomann ansehen) präsentiert Dave Smith den wohl vielfältigsten Mono-Synthesizer aller Zeiten. Die Modulationsmatrix übertrifft in ihren Möglichkeiten so manches Modularsystem, der flexible mehrspurige Sequenzer kann sowohl interne als auch externe Klangerzeuger ansteuern und die Ausstattung mit USB, MIDI und CV-Gate empfehlen den kompakten Synthesizer als Schaltzentrale im Studio und auf der Bühne. Die neu hinzugekommenen analogen Oszillatoren und an Moog und Oberheim angelehnten Filtertypen erweitern das Klangspektrum in Bezug auf klassische Synthesizersounds, in Verbindung mit dem dualen Multieffekt und der 3-fachen Paraphonie sind auch Akkorde und Flächen spielbar. Der Pro 3 besitzt aber trotz aller Möglichkeiten wie der Pro 2 unüberhörbar einen sehr eigenständigen Klang, der uns oftmals auch an den Evolver aus gleichem Hause erinnert hat und sich deutlich von z. B. einem Moog abhebt.
- 2 analoge Oszillatoren
- Wavetable-Oszillator
- Moog/Oberheim-Filter
- 3-stimmig paraphon
- Modulationsmonster
- Mehrspur-Sequenzer
- CV-Einbindung
- Dual-Multieffekt
- Audioeingang