Der Gesangseffekt Zoom V6 will sich mit intuitiver, direkter Bedienung und einem neuartigen Expression-Pedal zur Formanten-Bearbeitung von der Konkurrenz absetzen. Das relativ kompakte Gehäuse ist zwar bis auf die Aluminium-Bodenplatte aus Plastik gefertigt, macht aber einen robusten Eindruck. Auch die 6 Fußschalter und das Pedal wirken stabil und dürften auch rauen Bühnenalltag überstehen. Die Regler und Schalter sind sehr fach und dadurch beim Transport und Gig gut geschützt, dafür fehlt es ein wenig an der Griffigkeit. Im unteren Bereich ist die Memory/Looper-Abteilung angesiedelt. Per Fußtaster wählen Sie zwischen 40 internen Werks-Presets oder den 100 Speicherplätzen. Ein kleines Display im oberen Bereich des V6 zeigt das gewählte Preset an. Die Funktionen des Loopers sind rudimentär, auf Quantisierung oder Ähnliches müssen Sie verzichten. Dafür ist die Bedienung kinderleicht und die maximale Looping-Zeit mit 3:30 Minuten sehr großzügig gewählt.
Pitch- und Harmonieeffekte
Das Eingangssignal wird zunächst mit einer praktischen Kombination aus Kompressor und Enhancer (EQ/De-Esser) zur weiteren Bearbeitung mit den Stimmen-Effekten optimiert. Zur Auswahl stehen 12 unterschiedliche Stimmen-Effekte: Pitch-Correct, Unisono, Octave Up, Octave Down, Child, Deep, Talkbox, Vocoder, Whistle und Robot. Mit dem Adjust-Regler lässt sich ein vorgegebener Parameter steuern, der sich je nach Effekt unterscheidet. Leider ist es beim Vocoder nicht möglich, ein externes Carriersignal zu verwenden oder den internen Carrier per MIDI zu spielen. Die Pitch-Korrektur arbeitet wahlweise chromatisch oder in einer wählbaren Tonart. Die passende Tonart lässt sich mit einem eigenen Regler steuern, denn Zoom setzt beim V6 (Produkt auf Thomann ansehen) konsequent auf direkten Zugriff und verzichtet im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten auf Menüsteuerung. Dieser KEY-Regler ist nicht ohne Grund genau zwischen den beiden Sektionen VOICE und HARMONY platziert. HARMONY fügt Ihrer Stimme Harmoniestimmen hinzu, angepasst an die gewählte Tonart. Über fünf Taster aktivieren Sie neben dem Grundton die weiteren Stimmen, die Sie eine Quinte/ Sexte sowie eine Terz ober- und unterhalb des gesungenen Tons gesanglich begleiten. Die Harmoniestimmen lassen sich stufenlos Ihrer Stimme hinzumischen.
Hall, Delay & Co.
In der EFFECT-Sektion finden sich neben Hall, Delay und Chorus auch Verzerrer, Telefon-Effekt und Beat Box. Letzteres betont die Transienten und macht kurze tonale Laute druckvoller. Dies ist vor allem beim Beatboxing, also der Nachbildung von Drum-Grooves mit der Stimme, sinnvoll einsetzbar. Grundsätzlich lässt sich immer nur ein Effekt anwählen, Beat Box lässt sich also nicht Delay oder Hall kombinieren. Als Ausnahme gibt es eine Kombination aus Delay und Hall, eine durchaus übliche Konfiguration für Gesangsspuren. Wie die VOICE-Abteilung verfügt auch EFFECT über einen Adjust-Regler, der einen vorgegebenen Parameter des gewählten Effekts anpasst. Die Effekte sind zwar stereo ausgelegt, dies lässt sich aber nur über Kopfhörer genießen, da der Line-Ausgang des V6 nur mono ist.
Fußpedal, Mikrofon
Den Abschluss bildet das große Fußpedal, mit dem Sie direkten Einfluss auf die Formanten und damit die Stimmcharakteristik nehmen können, ohne dass sich dabei die Tonhöhe ändert. Dies ist ein Novum bei portablen Gesangseffekten und ermöglicht sowohl subtile als auch drastische Eingriffe in den Gesang. Sie können Ihre Stimme mit einer Fußbewegung weiblicher oder männlicher machen, aber auch in Richtung Mickey-Maus oder Darth Vader morphen. Schade, dass sich das Pedal nicht für andere Zwecke wie z. B. Vibrato nutzen lässt. Im Lieferumfang befindet sich auch ein speziell auf das V6 abgestimmtes Gesangsmikrofon namens SGV-6. Das Besondere daran ist die Hypernieren-Richtcharakteristik, die präzise auf den Sänger gerichtet ist, und Umgebungsgeräusche ausblendet. Das ist praktisch und völlig ausreichend für den Bühneneinsatz.
Zoom hat mit dem V6 (Jetzt auf Thomann ansehen) ein interessantes Paket aus Gesangseffekt, Looper und Mikrofon geschnürt, das vor allem Straßenkünstler und Bühnenmusiker bei ihrer Live-Performance unterstützen kann. Der Bodentreter bietet eine gute Mischung aus konventionellen und ungewöhnlichen Effekten, wobei das eingebaute Pedal neue Impulse zum etwas ausgelutschten Extrem-Autotune-Effekt geben kann. Hinzu kommt eine direkte, intuitive Bedienung. Gewisse Einschränkungen bei der Klangqualität und der Latenz der Pitch-Effekte sind bei diesem Anwendungsgebiet verschmerzbar.
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