Vor zwei Jahren sorgte Tracktion Software mit seinem futuristischem Synthesizer BioTek für frischen Wind in der Welt der Softwareklangerzeuger – zumindest klanglich, denn die Sounds ließen sich nur eingeschränkt anpassen.
In Version 2 ist es nun endlich möglich, die facettenreichen Klänge im Detail zu editieren oder neue Sounds zu erstellen. Jeder Klang kann aus einer unbegrenzten Anzahl an Layern bestehen, die jeweils die Kombination von vier Oszillatoren gestatten. Pro Oszillator können Sie zwischen verschiedenen Syntheseformen wie virtuell-analog, Sample-Playback sowie Granular- und Spinal-Saw-Synthese wählen. Letztgenannte erlaubt das Schichten von bis zu 11 Sägezahnoszillatoren pro Stimme, inklusive Osc-Sync. In allen Betriebsarten können FM und Ringmodulation für metallische, unharmonische und obertonreiche Sounds eingesetzt werden. Es lassen sich auch eigene Samples importieren. Für die beiden Filter stehen verschiedene Modi zur Auswahl, inklusive Ladder-Modellen und einem von Korgs MS-20 inspirierten Tiefass. Der Redux-Modus erlaubt eine Reduktion der Bit- und Samplerate, während mit dem Comb-Modus der Klang von Saiteninstrumenten nachgebildet werden kann.
Auf der sogenannten „Wild“-Seite können Sie die wichtigsten Klangparameter mithilfe von Makroreglern anpassen und mit einem X/Y-Pad zwischen organischen und synthetischen Soundvarianten morphen. Damit sind subtile Variationen ebenso möglich wie drastische Veränderungen. Gerade wenn man diese Parameter mittels MIDI-Controller steuert, lassen sich spannende Echtzeit-Performances erzielen. Im Edit-Modus können Sie hingegen tief ins Sounddesign einsteigen und mit den flexiblen Oszillatoren experimentieren und Klänge mithilfe der umfangreichen Modulationsoptionen und des Arpeggiators zum Leben erwecken. Ein Alleinstellungsmerkmal sind dabei die acht Flow-LFOs, mit welchen Sie dynamische Variationen der Wellenformen und LFO-Raten programmieren können. Auch die gigantische Modulationsmatrix mit 200 Slots und die Effektsektion von BioTek 2 können sich sehen lassen. Dabei können vier Effekte in Serie geschaltet werden. Das Spektrum der über 500 Presets reicht von klassischen analogen Bässen, Leads und FM-Sounds über animierte Sequenzen und Drumloops bis hin zu frischen Ambient- und Effektklängen. Hat man sich einmal eingearbeitet, lassen sich mit BioTek 2 bemerkenswert komplexe und ausdrucksstarke Klänge erstellen.
BioTek 2 ist nicht der zugänglichste Synthesizer, zumal die Bedienoberfläche intuitiver sein könnte. Wen dies nicht stört, wird mit einem mächtigen Synthesekraftwerk belohnt, das seine Stärken vor allem bei vielschichtigen Hybridsounds im Spannungsfeld zwischen modernen elektronischen Klängen und Field-Recordings ausspielt. Soundschrauber kommen dank der mächtigen Klangerzeugung sowie der flexiblen Modulationsabteilung voll auf ihre Kosten. Wer auf der Suche nach futuristischen, organischen und eigenständigen Synth-Sounds ist, sollte das Kreativwerkzeug unbedingt einmal antesten!
Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 153 erschienen.