Test

Twisted Electrons​ Octopus: Modular-Sequenzer im Test

Modularsysteme und ihre Bestandteile sind gern mal exzentrisch, was sie für gewöhnlich auch auszeichnet. Der Octopus ist so einer dieser Kandidaten, wie die meisten seiner Kollegen von Twisted Electrons. Auf den ersten Blick ein Sequenzer mit acht mal acht Schritten, auf den zweiten eher eine Art Multi-Step-Switch-Modulator-Matrix. Was das bedeutet, klären wir gleich.

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Herz des Moduls ist die Acht-mal-acht-Matrix mit einem Locator, der sich horizontal und vertikal bewegen kann. Seine Geschwindigkeit und Richtung wird manuell per Regler oder CV gesteuert. Im Gegensatz zu regulären Step-Sequenzern läuft der Octopus nicht von links nach rechts, sondern nach oben oder unten.

Per Potis unter der Matrix lässt sich eine Sequenz mit acht Schritten programmieren. Jeder Schritt der X-Achse kann somit eine definierbare Spannung von 0 - 5 Volt an andere Module senden. Das Programmieren von Melodien ist möglich, dank nicht vorhandener Rasterung aber relativ anspruchsvoll, sollen Noten genau getroffen werden. Für andere Parameter spielt das wiederum kaum eine Rolle. Bei ungünstigem Licht ist die Stellung der Potis unmöglich ablesbar, eine gute Beleuchtung ist also Pflicht. Für die Schritte der Y-Achse wird lediglich festgelegt, welchen Schritt der X-Achse der jeweilige Step enthält. Dieses Prinzip zu verinnerlichen ist anfangs etwas ungewohnt, ebenso das Programmieren der einzelnen Steps. Letzteres ist bei aktiven Modulationen des Locators übrigens nicht möglich, dazu müssen dann alle gesteckten Kabel wieder gezogen werden. Hier wäre ein Bypass-Schalter hilfreich. Ist das Prinzip aber mal verstanden, geht alles leicht von der Hand.

So richtig Spaß kommt mit den eben erwähnten Modulationen auf, denn der Locator kann von bis zu vier Quellen gleichzeitig nach oben, unten, rechts und links gelenkt werden, was zu abgefahrensten Sequenzen führt, die aber jederzeit voll kontrollierbar bleiben. Auch die Sequenzen lassen sich on-the-fly von LFOs, Hüllkurven und anderen Quellen jederzeit umprogrammieren. Chaotisch also, aber nicht nur dem Zufall überlassen.

Unter den Potis der Matrix finden sich acht 3,5 mm Buchsen, über die entweder Audio- oder CV-Signale von -12 bis +12 Volt eingespeist werden können. Der Sequenzer gibt pro Schritt sowohl die Einstellungen der Potis als auch die Eingangssignale aus. Letztere über den mit CV betitelten Ausgang, was bei Audiosignalen irreführend sein kann. Werden keine Signale eingespeist, sendet der CV-Ausgang auch nichts. Für diesen Fall wäre das Senden von simplen CV-Gates wünschenswert, um andere Klangerzeuger triggern zu können.

Die Matrix ist einerseits als klassischer Step-Sequenzer für beliebige Parameter nutzbar, ebenso gut aber auch als Audio- oder CV-Switch. So lassen sich beispielsweise verschiedene Oszillatoren oder andere Soundquellen zuführen und nach programmiertem Muster nacheinander ausgeben. Einen Minuspunkt gibt es für die so gut wie nicht vorhandene Anleitung, denn das Modul ist alles andere als selbsterklärend. Somit tappt man erst eine Weile im Dunkeln, bis sich die Funktionsweise des Octopus erschlossen hat.

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Fazit

Zugegeben, an die Betriebsweise muss sich gewöhnen, denn zum einen ist die Programmierung von Patterns über zwei Regler recht untypisch, zum andern fällt die Bedienungsanleitung extrem dürftig aus. Um einen kurzen Blick in ein Tutorial auf YouTube oder anderswo kommt man kaum herum. Ist die Hürde überwunden, wird der Octopus aber zu einem eigenständigen und eigenwilligen Tool, das zwar seine Ecken und Kanten hat, aber weit mehr kann als ein gewöhnlicher Step-Sequenzer und viel Spielraum bietet.

Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 154 erschienen.

Bewertung
Name
Twisted Electrons Octopus
Preis
300 EUR
Bewertung
(75%)
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