Manleys Voxbox ist Kult! Dem Röhren-Kanalzug, bestehend aus Klasse-A-Vorverstärker, optischem Kompressor, passivem Dreiband-Equalizer und De-Esser beziehungsweise Limiter, wird von Experten ein geradezu magischer Sound nachgesagt. Schafft es die Emulation von Universal Audio, den Klangcharakter des Vorbildes naturgetreu rüberzubringen?
Universal Audios Voxbox kann mit UAD-2-Karten und Apollo-Audiointerfaces betrieben werden. Dank Unterstützung der Unison-Technologie ist das Plug-in in der Lage, die Impedanz der physischen Eingänge eines Apollos zu beeinflussen. Audiomaterial lässt sich mit einem solchen Gerät also schon auf analoger Ebene in Richtung Manley-Sound verbiegen.
Manley Voxbox - Einfach Laut!
Der Vorverstärker des Plug-ins bietet Betriebsarten für Mikrofon- und Line-Signale. Pegelanpassungen erfolgen per Input-Regler und Gain-Schalter. Extremeinstellungen des zweiten Parameters führen zu einer leichten Höhenanhebung. Audiomaterial gewinnt hierdurch merklich an Präsenz. Um Übersteuerungen bei derartiger Verwendung vorzubeugen, kann mit dem Input-Regler gegengesteuert werden. In manchen Fällen ist dies aber gar nicht wünschenswert, denn Verzerrungen der Voxbox klingen voll und sehr musikalisch. Tiefe Frequenzen lassen sich mit einem Hochpassfilter beschneiden, welches bei 80 oder 120 Hz ansetzen kann. Ferner gibt es eine Option zur Phasendrehung und einen globalen Bypass-Schalter im Vorverstärker-Bereich.
Fett ist der Manley auch noch
Der Kompressor arbeitet mit einer Ratio von 3:1. Sein Schwellenwert ist frei justierbar, für Einschwing- und Abklang-Phasen stehen jeweils fünf Geschwindigkeiten zur Auswahl. Ungewöhnlich ist, dass sich die Dynamiksektion im Signalfluss vor dem Pegelbereich befindet. Der Sound des Vorverstärkers wird durch den Kompressor also nicht direkt beeinflusst. Klanglich zeigt sich die Bearbeitungsstufe überdurchschnittlich flexibel. Audiomaterial lässt sich subtil glätten, die Ergebnisse wirken voll und rund. Mit den richtigen Einstellungen kann man aber auch Pump-Effekte kreieren, der dralle Grundcharakter bleibt hierbei erhalten. Eine tolle Sache für Drums.
Pultec und Manley
Der Equalizer in Manleys Voxbox wurde dem Pultec MEQ-5 nachempfunden. Er umfasst drei semi-parametrische Glockenbänder mit jeweils elf möglichen Einsatzfrequenzen. Die Arbeitsbereiche überlappen sich stark. Dies sehr ist nützlich, da zwei Bänder für Anhebungen von bis zu 10 dB gedacht sind. Das dritte dient Absenkungen um maximal 10 dB. In Sachen Sound setzt sich auch hier der wohlwollende Eindruck fort. Die Bänder besitzen eine ordentliche Breite, selbst starke Bearbeitungen bleiben stets angenehm. Mit dem XFMR-Schalter lässt sich ein virtueller Transformer ins Geschehen einbinden, der für weitere Signalfärbungen sorgt.
Kein Lispeln auf den Vocals
Der De-Esser kann bei 3, 6, 8 oder 12 kHz ansetzen, seine Eingriffsstärke ist frei regulierbar. Alternativ hat man die Option, diese Sektion als Limiter mit einer Ratio von 10:1 zu nutzen. Egal, welche Betriebsart gewählt ist, der Bereich erledigt seine Arbeit stets kompetent. Abschließend lässt sich die Ausgangslautstärke des Plug-ins regulieren. Ein VU-Meter gibt optische Rückmeldung zu Kompressor-Aktivitäten. Ferner lassen sich Pegel an vier unterschiedlichen Stellen im Audiopfad darstellen.
Die Voxbox wird zwar seit jeher als Spezialist für Sprache und Gesang beworben, praktisch eignet sich der Kanalzug allerdings auch für eine Vielzahl anderer Signale. Die Hardware gilt bereits seit Längerem als Geheimtipp für Bassisten. Zusätzlich kann man sie gewinnbringend für etwa akustische Gitarren, Streicher, Blechbläser oder Schlagwerk einsetzen. Da der Software-Klon auch als Stereo-Variante geladen werden kann, ist die Bearbeitung von Drum-Subgruppen, Stereo-Synthesizern und dergleichen ebenfalls komfortabel machbar. Klanglich hat Universal Audio das Vorbild sehr gut getroffen. Der Sound ist voluminös, stofflich und geschmeidig, selbst harte Zerrungen des Vorverstärkers und heftige Pump-Effekte des Kompressors wirken noch freundlich. In erster Linie wurde die Neuerscheinung aber natürlich, getreu dem Original, für subtile Audioanpassungen entwickelt. Hier brilliert sie wie kein anderer Digital-Kanalzug. Bei all diesen Vorzügen ist es kein Wunder, dass der DSP-Verbrauch recht hoch liegt. Eine Monoinstanz nimmt bei 44,1 kHz stattliche 46 Prozent eines Sharc-Prozessors in Anspruch. Pro Stereo-Plug-in werden 56 Prozent fällig.
- voller, stofflicher Sound
- Preamp mit Präsenzanhebung
- Unison-Technologie
- flexibler Kompressor
- wohlklingender Equalizer
- kompetenter De-Esser/Limiter