Gut ein Jahr nach dem Erscheinen des Minilogue präsentiert Korg mit dem Monologue den monophonen kleinen Bruder, der neben einer abgespeckten Klangerzeugung auch einige neue Features aufweisen kann. Da fragt man sich natürlich, wo wurde gespart? Doch nicht etwa am Klang?
Der Monologue ist mit Abmessungen von knapp 35 mal 28 mal 8 Zentimetern und einem Gewicht von unter 2 kg noch einmal ein ganzes Stück kleiner und leichter als der Minilogue ausgefallen und passt tatsächlich in jeden Rucksack. Auch das Design entspricht einem verkleinerten Minilogue, mit einem leicht angeschrägten Aluminiumgehäuse und der Rückseite aus braunem Holz. Den Monologue gibt es aber nicht nur in silber, sondern wahlweise auch in gold, schwarz, blau und rot. Die gummierten Regler fassen sich gut an, bieten angenehmen Widerstand und sitzen stabil. Auch die Kippschalter und Taster vermitteln einen soliden Eindruck. Die Tastatur umfasst 25 Minitasten und lässt sich angenehm spielen. Leider verarbeitet sie kein Aftertouch, was bei einem Monophonen für Soloeinlagen durchaus wünschenswert gewesen wäre. Der fehlende Eingang für ein Sustainpedal ist hier dagegen verschmerzbar. Statt Pitchbender und Modulationsrad gibt es den mit Rückholfeder ausgestatteten Slider, der u.a. mit diesen Parametern belegt werden kann. Erster Eindruck: Ein richtig schicker kleiner Synthesizer, der sich auch klasse anfühlt!
Batteriebetrieb
Sämtliche Anschlüsse sind auf der Rückseite angesiedelt. Neben Kopfhörer- und Line-Ausgang gibt es einen Audio-Eingang, um externe Signale durch die Klangerzeugung zu jagen. Sync-In und -Out dienen der Synchronisation mit analogem Equipment, was bei einem kurzen Test mit einem Volca Keys problemlos in beide Richtungen funktionierte. Das obligatorische MIDI-Pärchen ist ebenso vorhanden wie ein USB-Anschluss, der in Verbindung mit einem Computer auch als MIDI-Interface dient. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil oder über sechs AA-Batterien – ein Vorteil gegenüber dem Minilogue.
Analoge Klangerzeugung am Korg Monologue
Die Klangerzeugung des Monologue entspricht der klassischen subtraktiven Synthese. Der Signalpfad ist analog, Modulation und Steuerspannung werden digital erzeugt. Die Bedienelemente folgen dem Signalverlauf. Oszillator 1 bietet wie beim Minilogue wahlweise die Wellenformen Sägezahn, Dreieck oder Rechteck. Oszillator 2 muss auf die Rechteckwelle verzichten, kann dafür aber weißes Rauschen erzeugen. Wave-Shape regelt nicht nur die Pulsbreite der Rechteckwelle, sondern kann auch die anderen beiden Wellenformen bearbeiten. So lässt sich auch der Sägezahn des zweiten Oszillators in Richtung Rechteck biegen. Nur Oszillator 2 bietet noch einen Oktavwahlschalter. Auch die Modulationsmöglichkeiten zwischen den Oszillatoren wurden gegenüber dem Minilogue etwas eingeschränkt. Sync und Ringmodulation stehen nur noch alternativ und nicht gleichzeitig zur Verfügung, Crossmodulation ist komplett weggefallen. Im Mixer können Sie beide Oszillatoren zusammenmischen und dann durch das resonanzfähige Tiefpassfilter schicken, das nur noch in der 12-dB-Variante vorliegt – etwas ungewöhnlich für einen monophonen Synthesizer, der ja auch für Bässe prädestiniert ist. In Verbindung mit der schnellen Hüllkurve gelangen uns im Test dennoch auch schnappende Bässe und Kicks. Insgesamt scheint Korg bei dem Filter noch leichte Optimierungen vorgenommen zu haben, uns gefiel der Klang etwas besser als im Minilogue. Die Modulation des Filters via Keytracking und Anschlagstärke lässt sich über das Menü in jeweils drei Stufen anpassen. Selbstoszillation ist möglich und erlaubt ordentlich kickende Bassdrums.
Monologue vs. Minilogue
Bei den Hüllkurven wurde beim Monologue ordentlich eingespart. Es gibt nur noch eine Attack-Decay-Envelope anstatt der zwei ADSR-Hüllkurven des Minilogue für Verstärker und Modulation. Mit drei einstellbaren Charakteristiken lässt sich sie sich aber ein wenig anpassen. Die Hüllkurve ist schnell, und das bei den ersten Minilogue-Versionen störende Knacksen scheint Korg in den Griff bekommen zu haben. Die Hüllkurve wirkt auf die Lautstärke und zusätzlich auf die Tonhöhe von Oszillator 1 oder Oszillator 2 oder die Filterfrequenz, bei gedrückter Shift-Taste ist auch negative Modulation möglich. Leider müssen Sie sich für ein Modulationsziel entscheiden. Sie können also mit der Hüllkurve die Tonhöhe von Oszillator 2 modulieren und erhalten bei aktiviertem Sync die typischen schneidenden und metallischen Leads und Bässe, dann lässt sich die Hüllkurve aber nicht mehr auf die Filterfrequenz legen. Hierfür muss dann der LFO im 1Shot-Modus herhalten. Der LFO bietet dieselben Wellenformen wie Oszillator 1. Wir vermissen wie beim Minilogue eine Random-Welle, die vor allem für funky Basslines interessant wäre. Auch das spannende Feature des Minilogue, die Intensität oder Geschwindigkeit des LFO per Hüllkurve modulieren, ist leider dem Rotstift zum Opfer gefallen.
Dafür bietet der Monologue einen Wahlschalter, der den LFO-Modus zwischen 1Shot (als Hüllkurvenersatz), Slow und Fast umschaltet. Dies erweitert die Modulationsmöglichkeiten, zumal der LFO im Fast-Modus bis in den Audiobereich gelangt. Modulationsziele sind Tonhöhe, Shape und Filterfrequenz, die aber ebenfalls nur alternativ anwählbar sind. Wie beim Minilogue wird der Shape beider Oszillatoren stets gemeinsam moduliert, was den Nutzen deutlich einschränkt.
Delay und Hochpassfilter des Minilogue sind beim Monologue weggefallen. Dafür gibt es einen Drive-Effekt, der uns aber nicht sonderlich überzeugt hat. Sinus-Bässe und Bassdrums können von ein bisschen Anzerren profitieren, ansonsten klang uns der Effekt aber meist zu steril, scharf und digital.
Flexibler Sequenzer
Der eingebaute Sequenzer nimmt bis zu 16 Schritte auf. Für jeden Step besitzt der Monologue einen beleuchteten Taster, ein Umschalten wie beim Minilogue mit seinen nur acht Tastern ist nicht nötig. Eingespielt wird die Sequenz in Echtzeit, ein Metronom ist zuschaltbar. Alternativ ist eine Step-by-Step-Eingabe möglich. Halten Sie eine Step-Taste gedrückt, können Sie mit der Tastatur auch die Tonhöhe und Anschlagstärke für diesen Schritt direkt eingeben bzw. ändern. Für gehaltene Noten drücken Sie die Taster für den Anfang und Ende der Note gleichzeitig, die gehaltenen Schritte leuchten dann gedimmt. Pausen können Sie bei Eingabe setzen oder später durch Druck auf einen Step-Taster den Schritt deaktivieren. Einfacher geht es kaum.
Ein Kippschalter bietet die zusätzlichen Optionen Slide und Motion. Drücken Sie im Slide-Modus eine Step-Taste, erzeugt er an dieser Stelle die typischen Tonhöhengleiter, die Sie aus den 303-Sequenzen kennen. Wenn Sie den Schalter auf Motion stellen und Aufnahme aktivieren, nimmt der Sequenzer bis zu vier Parameter auf. Sie können z.B. am Cutoff- und Resonanzregler drehen oder die Wellenform umschalten, der Sequenzer zeichnet alles auf. Das kleine OLED-Display, das vom Minilogue übernommen wurde, zeigt dabei die aufgenommenen Motion-Sequenzen untereinander an. Klangparameter können beim Monologue auch für einzelne Schritte geändert werden, ähnlich wie beim Parameterlock der Elektrons. Sie halten einen oder mehrere Step-Taster gedrückt und drehen an einem Regler, und nur für diese Schritte wird der Wert aufgenommen. Das Display zeigt dies direkt mit entsprechenden Balken an. Jede Motion-Sequenz kann über das Menü deaktiviert und gelöscht werden, aufgenommene Sequenzen können nachträglich auf die einzelnen Steps quantisiert werden. Doch damit nicht genug: Wenn Sie Key TRG aktivieren, triggern Sie die Sequenz über die Tastatur, und zwar inklusive Transponierung. Endlich, das haben nicht nur wir immer schmerzlich bei den Volcas und dem Minilogue vermisst! Da der Sequenzer auch per USB oder MIDI andere Synthesizer ansteuern kann, ist er alleine schon das Geld wert, das Korg für den Monologue aufruft.
Microtuning
Bis zu 100 Programme lassen sich im Monologue speichern. Die Sequenz wird jeweils mitgespeichert, eigene Speicherplätze gibt es hierfür nicht. Dafür besitzt jeder gespeicherte Klang seine eigene Sequenz, inklusive Motion-Sequenzen. Für ein Update würden wir uns dennoch wünschen, eine Sequenz vom Preset entkoppeln und mit verschiedenen gespeicherten Sounds ausprobieren zu können. Das sehr kleine, aber gut lesbare Display zeigt bei der Presetwahl den Namen des Programms an. Ansonsten übernimmt es die Funktion eines Oszilloskops. So können Sie beim Programmieren direkt sehen, welchen Einfluss z.B. der Shape-Parameter auf die Rechteckwelle hat. Wie beim Minilogue ist dieses direkte visuelle Feedback eine nicht zu unterschätzende Hilfe beim Programmieren eigener Sounds. Gleichzeitig kann das Display auch Name und Wert des gerade benutzten Reglers oder Schalter anzeigen. Per Display navigieren Sie auch durch die Untermenüs. Hierüber nehmen Sie weitere Einstellungen für das Programm, den Sequenzer sowie globale Aufgaben vor. Auf Programmebene stellen Sie beispielsweise Portamento ein, belegen den Slider mit Parametern Ihrer Wahl und bestimmen die Auswirkung der Anschlagdynamik auf Filter und Lautstärke. Im Sequenzer-Menü haben Sie Zugriff auf die Länge der Sequenz und der Noten und auf die Motion-Sequenzen. Der Global-Modus umfasst eine flexible Microtuning-Funktion. Sie haben hier nicht nur die Auswahl zwischen verschiedenen vorgefertigten Presets, sondern können auch Ihre eigenen Tunings erstellen.
Die Reglerbewegungen werden ebenso wie die Sequenzernoten per MIDI gesendet und können so aufgezeichnet werden oder andere Hardware ansteuern.
Korg Monologue Praxis
Haptik und Bedienung sind angesichts des Preises hervorragend. Dank der Vielzahl an Bedienelementen ist der Wunschsound schnell programmiert und selbst die Bedienung über die Menüs geht nach kurzer Einarbeitungszeit schnell von der Hand. Durch Wave-Shaping, Ringmodulation sowie Sync lassen sich aggressive, raue und metallische Klänge erzeugen. Schade ist, dass wie beim Minilogue die Shape-Parameter der Oszillatoren nur gemeinsam moduliert werden können. Eine Kombination aus pulsweitenmoduliertem Rechteck und trockener, unmodulierter Dreieckwelle eine Oktave tiefer ist nicht möglich. Das Filter gefiel uns etwas besser als beim Minilogue. Der Grundklang des Monologue ähnelt ansonsten sehr dem Minilogue und hat uns im Test nicht ganz überzeugen können. Er ist für unseren Geschmack zu mittenbetont und lässt die analoge Wärme und Fülle vermissen. Bei geschlossenem Filter lassen sich durchaus auch druckvolle und runde Bässe erzeugen oder atmosphärische Leads erzeugen, mit Aufdrehen der Filterfrequenz wird der Klang aber leicht nasal, anstrengend und aufdringlich.
Allerdings relativiert sich dies schnell, wenn Sie den Monologue mit dem genialen Sequenzer und Motion-Record zum Leben erwecken. Hier spielt der kleine Synthesizer seine Stärken aus, abgefahrene und groovige Sequenzen und sogar analoge Drumbeats sind uns im Handumdrehen gelungen.
Alternativen zum Monologue
Aufgrund des nahezu identischen Klanges ist Hauptkonkurrent natürlich der große Brunder Minilogue. Der Minilogue punktet mit vierstimmiger Polyphonie und den darauf beruhenden verschiedenen Voice-Modi wie Chord und Unisono, während der Monologue leider nicht einmal duophon spielbar ist. Zudem ist die Klangerzeugung des Minilogue deutlich flexibler. Dafür ist der Monologue aufgrund der Abmessungen, Gewicht und Batteriebetrieb portabler. Und auch in Sachen Sequenzer ist der Monologue haushoch überlegen. Als monophoner Synthesizer muss er sich aber auch zahlreichen anderen Produkten im ähnlichen Preisbereich stellen. Arturia MicroBrute und MiniBrute bieten einen ähnlich mittenbetonten und rauen Sound, aber mit etwas mehr Charakter. Zudem besitzen sie CV/Gate-Anschlüsse, dafür aber nur einen einfachen Sequenzer bzw. Arpeggiator. Der Sequenzer der Novation Bassstation 2 ist schon etwas umfangreicher ausgefallen, kommt in Sachen Komfort und Ausstattung aber auch nicht annähernd an den Monologue heran. Dafür ist die Klangerzeugung deutlich flexibler, und die Tastatur ist besser. Auch die auf Rolands Analog Circuit Behaviour-Technologie basierenden System-1 und Boutique-Synthesizer bieten auf klanglicher Ebene mehr als der Monologue, müssen sich aber ebenfalls im Sequenzer-Bereich geschlagen geben.
Korg hat beim Monologue fast alles richtig gemacht. Der monophone Synthesizer überzeugt mit robustem und kompaktem Gehäuse im schicken Design, guter Haptik und einer leicht erlernbaren, aber dennoch variablen Klangerzeugung. Highlight und Alleinstellungsmerkmal ist ohne Frage der Sequenzer inklusive Motion-Record, der Flexibilität und intuitive Bedienung nahezu perfekt vereint. Lediglich am mittigen, leicht nasalen und harten Klang werden sich wie beim Minilogue die Geister scheiden, daher empfehlen wir ein vorheriges Antesten.
Dieser Artikel erscheint in unserer Heft-Ausgabe 136.
- sehr gute Verarbeitung und Haptik
- schickes Design
- flexibler Step-Sequenzer
- Motion-Record
- Microtuning
- Batteriebetrieb
- klein, leicht, mobil
- Klang überzeugt nicht ganz
- Netzteil optional
- kein Aftertouch