Frank Stumvoll ist nicht nur Gründungsmitglied und Bassist der erfolgreichen Symphonic-Metal-Band „Krypteria“, sondern auch ein gefragter Komponist, Produzent und Sounddesigner. Seit knapp zwei Dekaden betreibt er mit FreshArt Music Productions eine eigene Produktionsfirma mit einem über 200 Quadratmeter großen Studiokomplex. Mit Beat sprach er über ein großes Abenteuer: Die akustische Optimierung der Räume.
Beat / Könntest du kurz den Aufbau eures Studiokomplexes beschreiben?
Frank / Mein Grundgedanke war, eine gute Mischung zwischen „offener Bauweise“ und den perfekten Studioräumen zu schaffen. Fremde Zungen behaupten, es wäre mir gelungen (lacht). Man betritt das Studio durch eine große Glas-Schwingtüre und steht im Aufenthaltsraum. Dieser verbindet über einen großen Flur die drei Regien mit zwei dazugehörigen Aufnahmeräumen. In meiner privaten Regie habe ich einen eigenen, nahezu schalltoten Aufnahmeraum. Regie 1 ist ausgelegt für alles, was Krach macht und viel Platz braucht, auch auf dem Mischpult. Mein altes AMEK Big/44 leistet schon seit langem sehr gute Dienste. Beeindruckend, was dieses Pult (besonders zur damaligen Zeit) auf 1,66 m so bietet. Regie 2 ist komplett digital ausgelegt und dient eher zum Aufnehmen von Gesang oder Instrumenten mit einem überschaubaren Platzbedarf. Ganz am Ende des Flures ist dann meine Regie, auch komplett digital. Meistens nehme ich hier mit U67- oder U87-Mikrofonen über den SPL Channel One in das RME Fireface direkt in den Rechner auf. Mit Cubase 7.5 führe ich dort alle übrigen Bearbeitungen durch.
Beat / Welche Probleme können in einem akustisch unbehandelten Studioraum auftreten?
Frank / Unbehandelte Räume sind für einen professionellen Betrieb tödlich. Insbesondere unter Termindruck muss man sich im Eifer des Gefechtes auf das Ergebnis verlassen können. Da ist es gar nicht möglich, ständig zwischen Auto und Studio hin und her zu rennen. Das größte Problem stellt meiner Ansicht nach die falsche Bewertung der Mischung dar. Ein Raum, der den Bass überbetont, wird einem Mix immer den Bass nehmen und man wundert sich dann, warum es woanders nicht mehr so fett klingt, wie in der Mixregie. Ich denke, das hat fast jeder schon mal erlebt (lacht).
Beat / Wie wurden eure Aufnahme- und Regieräume akustisch optimiert?
Frank / Ich habe in enger Zusammenarbeit mit der Firma aixFOAM aus Eschweiler ein genaues Konzept für alle Räume erstellt. Für mich war es neben einer optimierten Regie auch sehr wichtig, dass ich extrem lange darin arbeiten kann und mich trotzdem noch wohl fühle. Ein „zu toter“ Raum war hierfür nicht die Lösung, deshalb haben wir den Raum Stück für Stück beruhigt und dann gemessen und Musik gehört. Am Ende haben wir den perfekten Weg für mich gefunden. Dafür sollte man sich genügend Zeit nehmen und auch nicht an den eingebauten Modulen hängen, sondern so lange weiterprobieren und umhängen, bis es persönlich passt und man sich im Raum noch vernünftig unterhalten kann. Das war für mich ein sehr wichtiger Aspekt. Ich habe mir dann ganz am Ende noch den Luxus gegönnt, den persönlichen Hotspot von Fritz Fey einmessen zu lassen. Dies hat sich bei mir maximal gelohnt: Was Fritz da an einem Tag rausgeholt hat, kann man schlecht in Worte fassen.
Beat / Ist das Messen und Anbringen von Akustikelementen auch für Einsteiger machbar?
Frank / Ich kann jedem Einsteiger nur empfehlen, eine gute Planung direkt mit dem Hersteller von Akustikelementen zu machen. Professionelle Anbieter haben im Onlineshop sehr gute Tipps zur Hand und bieten einen perfekten Telefonsupport. Für mich war die Nähe zu Eschweiler ideal, aber auch auf dem Versandweg ist aixFOAM unglaublich schnell und die Beratung steht dort an erster Stelle (für jeden Geldbeutel). Beim Einsteiger entscheidet, wie ich denke, am Ende mehr der persönliche Geschmack und das Ohr als das perfekte Messergebnis. Man sollte unbedingt mit Topproduktionen abhören und so lange mit sehr guten Akustikelementen rumprobieren, bis es subjektiv klasse klingt. Das Messen ist nicht unwichtig, um dann noch die letzten Prozente rauszuholen. Die entscheidende „Formel“ ist aber meines Erachtens: Persönlicher Geschmack geteilt durch Geldbeutel mal Akustikelemente (lacht).
Beat / Gibt es akustische Maßnahmen, die sich aus deiner Sicht auch für Heimstudios empfehlen?
Frank / Früher haben wir überall Eierkartons hingeklebt und es hat irgendwie geholfen. Aber gute Akustikelemente müssen nicht unbedingt extrem teuer sein. Lieber weniger gute aufhängen, als den Raum unnötigerweise mit Billigzeug zuzukleistern. Ich würde erst mal empfehlen, in den Ecken anzufangen und sich dann zum Hotspot, also die Position, an der man die Mischung beurteilen muss, vorzuarbeiten. Wenn man eine fette alte Couch hineinstellt, hat man wahrscheinlich schon einiges an Raumberuhigung (Bassfalle) erreicht. Am Ende muss es gefallen, auch die Couch. Besonders nach einem langen Arbeitstag, wenn man den Weg nach Hause scheut – warum auch immer (lacht).
Beat / Stellen Systeme zur akustischen Raumkorrektur wie IK Multimedia ARC oder KRK Ergo für dich eine ernstzunehmende Alternative zur akustischen Optimierung des Studioraums dar?
Frank / Auf dem Weg zur perfekten Regie habe ich vieles ausprobiert und somit nenne ich auch ein ARC mein Eigen. Leider konnte ich damit nicht den gewünschten Effekt erzielen, den ich mir erwünscht hatte, was aber kein direktes „Nein“ zu dieser Lösung darstellt. Wenn man sehr schnell eine Lösung herbeiführen muss, ist dies ein akzeptabler Weg. Aber einen guten ausgewogen klingenden Raum können diese Geräte leider nicht ersetzen.
www.freshart.de // www.aixfoam.de