Das allseits bekannte Problem: Der Beat ist da, eine Idee gefunden, vielleicht sogar der Aufhänger für den ganzen Song. Aber alles, was über den berüchtigten 8-Bar-Loop hinaus geht, will einfach nicht fruchten. Kein Wunder, das Arrangieren ist meist die schwerste Arbeit und leider auch die, mit der man eine Idee zunichte machen kann, wenn man sich zu lange damit beschäftigt. Deswegen zeigen wir dir in Phase 2 schlaue Tools, mit denen du einen Loop schneller zu einem Grundgerüst für einen ganzen Track machst. Arbeit gibt es danach immer noch, aber der unkreative Part des Verschiebens von Clips und Blöcken wird damit deutlich reduziert. Ergo: Es bleibt mehr Zeit für den Spaß beim Produzieren!
Phase 2: Arrangement Endlich vom Loop zum Track
Jukeblocks
Das Problem beim Musikmachen mit einer DAW ist oftmals, dass man bei einem Loop mit vier oder acht Takten hängen bleibt und es nicht schafft, die Elemente in eine sinnvolle Songstruktur zu übertragen. Hierfür gibt die browserbasierte Software Jukeblocks Hilfestellung. Nach Registrierung auf der Seite kannst du ein Genre wie Pop, Trap, Hip-Hop, Trance, House, EDM oder Drum & Bass auswählen. Ein Klick auf „Generate“ erzeugt einen Trackaufbau, der sich bei Pop aus Strophe, Bridge, Chorus und weiteren Elementen zusammen setzt, die in bewährter Weise aneinandergereiht werden. Bei EDM werden natürlich auch der unvermeidliche Drop und der vorgelagerte Aufbauteil berücksichtigt.
Das fertige Projekt kannst du für DAWs wie Ableton Live oder Logic exportieren und schon hast du den gesamten Aufbau des Tracks inklusive benannten Abschnitten, Markern und farblicher Abgrenzung in der DAW. Die leeren Blöcke musst du dann nur noch mit eigenem Material füllen, denn Grooves und Melodien erstellt Jukeblocks nicht. Ein Highlight ist die Convert-Funktion, mit der sich eigene Ableton Live Projekte in FL Studio Projekte umwandeln lassen (und umgekehrt). Auch eine Konvertierung von Ableton Live 11 zu Version 10 oder 9 ist möglich.
Jukeblocks hilft dabei, musikalische Ideen in komplette Tracks und Songs umzuetzen, indem es einen Genre-typischen Aufbau für gängige DAWs erstellt und dabei Abschnitte benennt, Marker setzt, Tracks benennt und farbig codiert. Auch die Konvertierung zwischen Ableton Live und FL Studio kann sehr hilfreich sein.
www.jukeblocks.io | Freeware | Win, Mac, Linux
Kein Bock aufs Arrangieren? Dann lass AIVA machen ...
1 Feinste Grundlagen
Eigentlich das Rundum-sorglos-Paket: Die Software erstellt im Browser oder als App für Windows, macOS und Linux komplette Songs und liefert die MIDI-Dateien dazu. Die Ergebnisse taugen super als Grundlagen für ganze Arrangements, daher legen wir los: Für den Schnellstart tut’s die kostenlose Variante, also gleich auf www.aiva.ai registrieren.
2 Settings und Go
Suche dir in der Profiles-Library einen Musikstil heraus, gib Tonart und Songlänge an und stelle Number of Compositions auf 5. AIVA baut dann fünf Variationen eines Songs, die du im Dashboard anhören kannst. Es lassen sich beliebig viele Songs erzeugen, in der kostenfreien Version zählen nur die Downloads und davon sind drei pro Monat frei.
3 Schnell arrangiert
Beim Downloaden wählen wir Download zip (MP3 + MIDI) und laden anschließend die MIDIs in die DAW. Dank der sinnvollen Benennung der Spuren fällt die Zuweisung von Instrumenten leicht, sodass passende Sounds schnell gefunden sind. Übrigens: Über den Influences-Bereich im Dashboard kannst du Tracks hochladen, an denen sich AIVA orientieren soll.
Hexachords Orb Composer Pro S
Orb Composer Pro S von Hexachords ist eine Software, die basierend auf künstlicher Intelligenz eigenständig komplette Songs entwickelt. Doch entgegen der Vermutung, dass der Mensch endgültig Ballast geworden ist, wird dieser eine zentrale Rolle in dieser Science-Fiction-ähnlichen Story spielen.
Die Standalone-Software Orb Composer Pro S bietet zahlreiche Tools, um musikalische Bestandteile eines Songs automatisch generieren zu lassen. Dazu zählen das Erfinden von Melodien, Bass-Läufen, Harmonien, Variationen, Strukturen (Intro, Chorus, Verse etc.), Dramaturgie sowie das Herstellen musiktheoretischer Bezüge (Akkord-Funktionen etc.). Doch all das passiert natürlich nicht einfach, indem man den „Go!“-Button drückt und man sich entspannt zurücklehnt!
Nein, vielmehr muss der Anwender ganz klar definieren, was eigentlich passieren soll. Er legt also die Eckdaten fest und die Software erledigt die Detail-Arbeit (und behält stets den Überblick). Anschließend evaluiert der Anwender das Ergebnis, justiert die ein oder andere Stellschraube und lässt den Computer erneut komponieren.
Im DAW-ähnlichen Layout kann die Software mehrere MIDI-Instrumente anlegen, die entweder auf die interne Klangerzeugung zurückgreifen oder mit den eigenen Lieblings-Plug-ins bestückt werden. In Form von Genre-Presets (Electro, Pop Rock, Orchester etc.) legt die Software entsprechend viele oder wenig Spuren an. Ab dann zieht der Nutzer sogenannte Blocks ins Arrangement, die folgende Informationen enthalten: Song-Part (Intro oder Verse?), musikalische Struktur (Frage-Antwort-Spiel oder Standard?), Akkordfolge (I-I-IV-V oder I-VII-II-III?) und so weiter. Auf dieser Informations-Grundlage erzeugt die künstliche Intelligenz zusammenhängende Notenfolgen, die schon bei den ersten Gehversuchen tatsächlich nach Musik klingen. Das sieht dann nach nur einem Knopfdruck so aus, als hätte man in seiner DAW mal eben 30 Spuren aufgezeichnet, eingefärbt, strukturiert und ein Arrangement aufgebaut. Die genannten Block-Informationen lassen sich dann via Drag-&-Drop nach Belieben austauschen, ändern und zu neuen Kompositionen verwandeln. Außerdem kann man wirklich jede Phrase in jeder Spur hinsichtlich der Stellschrauben für die KI variieren. Leider gibt es keinen MIDI-Editor, sodass man nicht mal eben ein paar Noten nach links verschieben oder transponieren kann – solche naheliegenden Eingriffe sind leider nicht Teil des Programms.
Produzenten für Werbemusik oder andere Zwecke, wo schnell sehr viel komponiert und produziert werden muss, können von diesem Assistenten profitieren. Musiker, die sich von automatisch-generierten Akkordfolgen, Melodien lediglich etwas inspirieren lassen möchten, sollten zu den kleineren Tools wie Scaler, Captain Chords und Co. greifen. Übrigens: Hexachords arbeiten an Version 2, derweil ist der Orb Composer Pro S aktuell nur über Plugin Boutique zu beziehen.
www.orbplugins.com | www.pluginboutique.com | 79 Euro Win, Mac
Jetzt aber: Vom Loop zum Song. Mit Song Sketch.
1 Nur wenige Klicks
Mit AIVA haben wir eben schon ein nettes Tool vorgestellt, um vorgefertigte Arrangements erzeugen zu lassen, die man in der DAW zu fertigen Songs ausbaut. Wie wär’s nun mit einer Lösung, die auf Knopfdruck den berüchtigten 8-Bar-Loop in einen arrangierten Track konvertiert? Nutzer von Ableton Live 10+ können jubeln, denn Song Sketch [1] tut genau das.
2 Song laden
Lade einen beliebigen Song und platziere alle MIDI- und Audio-Clips, die du verwenden möchtest, im Clip-View in die erste Szene. Song Sketch richtet sich nach Spurnamen, daher benennen diese so sinnvoll wie möglich. Also Bass, Hook, Melody, Kick, Arp, Pad und so weiter. Lade das Max4Live-Device auf eine neue Spur und warte, bis die Clips übernommen wurden.
3 Arrangieren lassen
Drumrack-Spuren lassen sich über das Drum Rack Tool automatisch in Einzelspuren aufteilen. Falls du noch Änderungen an den Clips vornehmen willst, klicke danach Find new tracks im Edit-Menü. Jetzt nur noch in den Dropdowns den gewünschten Stil und ein Template auswählen und per To Arr zum Arrangement schicken. Zack, schon steht eine Grundlage für deinen Track!