Vocals aus fertigen Songs zu extrahieren, ist die Königsdisziplin in Sachen Mixing und Sampling. Möglichkeiten gibt es viele, aber keine funktioniert zu 100 Prozent. Muss doch aber auch nicht! Denn mal ehrlich, wer nutzt die Vocals am Ende 1 zu 1? Also machen wir uns einfach den Status quo zunutze und tun so, als hätten wir die Original-Vocals am Start. Sie werden hören, der Unterschied beim Ergebnis ist gar nicht so groß.
1 Copyright
Ein Hinweis vorweg: Sie können beliebige Songs nach Vocals durchforsten und sich nach Herzenslust bedienen. Sobald Sie aber ein Werk mit den Vocals – ob verfremdet oder nicht – zum Download anbieten oder kopieren, denken Sie bitte unbedingt daran, sich vorher die entsprechende Genehmigung von Label oder Vertrieb zu organisieren. Ansonsten sind Rechtsstreitigkeiten vorprogrammiert.
2 Aufnehmen
Los geht‘s: Für unseren Workshop haben wir einen Ausschnitt aus einem aktuellen Song von J.Lo gesampelt. Um einen verwertbaren Loop daraus zu erhalten, suchen wir den nächsten Taktanfang, vor dem die Vocals starten. Wie meistens startet dieser auch hier mit einer Kick. Direkt vor der Kick schneiden wir die Aufnahme und löschen den vorigen Part. Selbiges am Ende des Teils, den wir verwenden wollen.
3 Loopen
Auch dort schneiden wir direkt vor der Kick des nächsten Taktbeginns und löschen den nachfolgenden Part. Für den Rest aktivieren wir Loop-Playback und variieren das Tempo so lange, bis der Loop rund läuft. Schneiden Sie alle Abschnitte aus dem Loop heraus, in denen keine Vocals zu hören sind, und setzen ggf. kurze Fades. Weisen Sie der Spur dann einen Mixer-Kanal zu und laden dort den Parametric EQ 2.
4 Frequenz-Cuts
Mit dem EQ arbeiten wir die Frequenzen heraus, welche die Vocals am meisten betonen. Ein guter Start sind die Bereiche um 500 Hz, 5 kHz und 12 kHz, das variiert jedoch mit der Sängerin bzw. dem Sänger. In jedem Falle stellen wir die Bandbreite von Band 1 und 7 auf Maximum, fahren Band 1 auf 300 Hz und dessen Gain auf null. Band 7 wiederum lassen wir die Höhen ab 10 kHz wegschneiden.
5 Betonen
Die Bandbreite von Band 3 stellen wir auf 15% und fahren bei maximalem Gain und laufender Wiedergabe durch das Spektrum, um Frequenzen zu finden, bei denen die Vocals zu pfeifen oder dröhnen beginnen. Fündig werden wir bei 480 Hz, 2.050 Hz und 8.400 Hz. Für jede Frequenz aktivieren wir ein Band mit 15% Bandbreite und Gain auf rund 10 dB. Damit klingen die Vocals jetzt zwar unangenehm…
6 Vocoder
… aber der Vocodex (oder ein Vocoder Ihrer Wahl) ist dankbar für die deutliche Audioquelle. Laden Sie den Effekt hinter den EQ und suchen sich ein Preset, das Ihnen gefällt. Mit dem Vocoder können Sie die Vocals je nach Preset per Klick auf die passende Tonlage hieven. Tipp: Geben Sie Ihrem Remix noch mehr eigenen Touch, in dem Sie die Vocals kleinteiliger schneiden und die Worte bzw. Phrasen umsortieren.
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