Beim Arturia DrumBrute Impact handelt es sich nicht einfach um eine günstigere Variante des DrumBrute mit weniger Sounds. Das neue Modell bietet auch einige Vorteile gegenüber der großen Drummachine ...
- Analoger Drumcomputer
- 8 anschlagdynamische Pads
- zehn Instrumente
- 64 Pattern mit 64 Steps
- Random, Looper & Swing
- Accent und Color-Varianten
- Distortion-Effekt
- 4 Einzelausgänge
Äußerlich entspricht der Impact weitestgehend einen um etwa ein Drittel geschrumpften DrumBrute. Design, Verarbeitung sowie Anordnung und Haptik der Bedienelemente sind identisch zum großen Bruder, der DrumBrute Impact ist also quasi der MicroBrute der Drumcomputer-Linie. Verbaut ist der Drumcomputer in ein stabiles Metallgehäuse zur Aufstellung auf dem Desktop. Mit Abmessungen von 48 mal 6 mal 23 Zentimetern und einem Gewicht von 3,5 Kilogramm ist der Impact durchaus portabel ausgefallen und Rucksack-kompatibler als das große Modell.
DrumBrute Impact: Zehn Instrumente mit Sequenzer
Der untere, leicht abgeschrägte Teil der Oberfläche ist für die Klangerzeugung zuständig. Mit den acht mehrfarbig beleuchteten und anschlagdynamischen Drumpads triggern Sie die zehn Instrumente und spielen in Echtzeit in den Sequenzer ein. Zum Einstellen der Sounds stehen 22 Drehregler zur Verfügung. In diesem Bereich wurde quantitativ also viel eingespart gegenüber dem großem DrumBrute, denn dieser bot 12 Pads für 17 Instrumente, die über 36 Regler editiert werden konnten. Der DrumBrute Impact bietet keine Möglichkeit, eigene Sounds zu speichern. Jeder Klang muss von Grund auf selbst geschraubt werden. Da bis auf den FM-Sound alle Klänge nur über ein bis zwei regelbare Parameter verfügen, ist dies in der Praxis verschmerzbar.
Den linken Teil mit Solo- und Mute-Funktion sowie Metronom kennt man ebenso vom großen DrumBrute wie den im oberen Bereich angesiedelten Lauflichtsequenzer, bei dem lediglich aus Platzgründen einige Bedienelemente an anderer Stelle platziert worden sind. Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber auch hier: Statt eines Tief-/Hochpassfilters hat Arturia am Ende der Signalkette einen zuschaltbaren analogen Verzerrer verbaut, dessen Intensität sich mit dem Distortion-Regler anpassen lässt.
Mono-Summe plus Einzel-Outs
Die Anschlüsse auf der Rückseite entsprechen der Ausstattung des DrumBrute. MIDI-Signale werden über die USB-Buchse oder die beiden normal großen MIDI-Buchsen gesendet und empfangen, Ein- und Ausgang zur Synchronisation mit analogem Equipment sind ebenfalls vorhanden. Der Audioausgang für das Summensignal ist leider auch beim Impact nur mono ausgelegt, eine Verteilung der Instrumente im Stereopanorama ist nicht möglich. Im Gegensatz zum großen DrumBrute lässt sich diese Einschränkung auch nur beschränkt durch die Nutzung der Einzelausgänge umgehen, denn dieser Bereich wurde beim Impact deutlich abgespeckt. Statt der 12 Einzelausgänge des älteren Bruders gibt es hier nur vier individuelle Ausgänge für die Kick, die Snares, die Hi-Hats sowie die FM-Drum. Da analoge Drumsounds klanglich sehr von der Nachbearbeitung mit Effekten und Dynamikprozessoren profitieren können, ist diese Einschränkung natürlich schade. Aber irgendwo muss ja der Rotstift angesetzt werden, und vier Ausgänge sind immer noch besser als gar keiner. Die Stromversorgung erfolgt über das mitgelieferte externe Steckernetzteil.
Flexibler Step-Sequenzer von Arturia
Der Step-Sequenzer entspricht dem großen DrumBrute. Pattern können bis zu 64 Steps lang sein, vier Bänke mit jeweils 16 Pattern stehen zum Speichern und späteren Abrufen zur Verfügung. Programmiert wird eine Sequenz mit den 16 mehrfarbigen Steptastern, die auch als Lauflicht dienen. Per Druck auf die jeweilige Steptaste wird an dieser Stelle der Sequenz der Sound getriggert, der im unteren Bereich per Drumpad aktiviert wurde. Zwei Dynamikstufen stehen zur Verfügung, normal und Accent, die auch durch entsprechende Farben blau und orange farblich gekennzeichnet werden. Mithilfe des kleinen Touchstrips lassen sich intuitiv schnelle Wiederholungen außerhalb des gewählten Taktrasters programmieren, diese Funktion kennt man als Ratchet von analogen Sequenzern und sie ist sehr hilfreich, um spannende Hi-Hat-Muster oder Snare-Fills zu programmieren. Der Touchstrip kann auch als Roller/Repeater genutzt werden, wenn Sie Sequenzen in Echtzeit über die Drumpads einspielen und schnelle Wiederholungen benötigen. Und beim Abspielen fertiger Pattern funktioniert der in vier Segmente unterteilte Strip als Looper.
Drummachine mit Polyrhythmen und Random
Per Shift-Funktion lassen sich nicht nur verschiedene Teiler zur internen oder externen Clock einstellen, sondern auch eine Polyrhythmik aktivieren. Jede der zehn Spuren des Sequenzer kann dann unterschiedliche Längen haben, hierfür muss lediglich der letzte Schritt der Sequenz markiert werden. Haben Sie beispielsweise ein 1-taktiges Pattern mit 16 Steps, brauchen Sie nur den Taster Last Step zu halten und dann die Steptaste 15 der Hi-Hat-Spur zu drücken. Und schon variiert diese Spur bei jedem Durchlauf gegenüber Kick und Snare und sorgt so für mehr Dynamik und Lebendigkeit. Auch die von anderen Arturia-Produkten bekannte Random-Funktion ist an Bord. Entweder global oder per Spur lässt sich damit einstellen, in welcher Stärke zufällige Noten erzeugt oder vorhandene Noten ausgelassen oder in der Dynamik und Timing verändert werden. Wählen Sie hier niedrige Werte, wird selbst ein simples 1-taktiges Pattern durch die ständigen Variationen nicht so schnell langweilig.
Swing & Shift
Auch der Swing-Faktor ist global oder per Spur regelbar. Ebenfalls wichtig für den richtigen Groove sind Drumschläge, die nicht hart quantisiert auf dem Taktraster liegen, sondern leicht vorgezogen oder Laid-Back erklingen. Dies lässt sich mit der Shift-Funktion für jeden Schritt jeder Sequenzerspur individuell einstellen, indem Sie den jeweiligen Steptaster zusammen mit Shift gedrückt halten und dann den Swing-Regler nutzen. Neu hinzugekommen ist auch die Möglichkeit, für jeden Step die Color-Funktion zu aktivieren und dadurch voreingestellte Klangparameter des gewählten Sounds zu verändern. In Kombination mit der Accent-Funktion stehen also pro Sound vier Variationen zur Verfügung, die im Sequenzer eingespeichert werden können. Ansonsten gilt aber auch beim DrumBrute Impact, dass sich einzelne Klangparameter weder aufzeichnen noch per MIDI-Controller regeln lassen. Reglerbewegungen werden also auch nicht vom Sequenzer aufgenommen.
Der Brute-Sound!
Die rein analoge Klangerzeugung hat den typischen Brute-Klang. Sehr eigenständig und mit keinem anderen aktuellen Drumcomputer oder Vintage-Klassiker wie Roland TR-808 oder 909 direkt vergleichbar: Eher Richtung 70er-Jahre-Disco als 90er-Techno. Beim DrumBrute Impact wurden aber nicht einfach einige Sounds des großen DrumBrute übernommen, sondern eine komplette Überarbeitung der Klänge vorgenommen. Auf uns wirkt das Drumset des Impact dadurch besser abgestimmt und auch praxistauglicher, trotz der eingeschränkten Möglichkeiten.
Kick & Snare
Der große DrumBrute bietet zwei verschiedene Kicks, wobei die eine eher Richtung 909-Kick und die zweite Richtung TR-808 tendiert. Beim Impact gibt es dagegen nur eine Kick, die irgendwo zwischen den beiden Extremen liegt. Regelbar ist sie in der Abklingzeit sowie der Tonhöhe, was auch richtig tiefe und lange Subbässe ermöglicht. Die Kick klingt schön rund und organisch, mangels Zugriffes auf die Pitch-Hüllkurve ist sie aber nicht sehr flexibel einstellbar. Mit den beiden Verzerrer-Optionen sind aber auch härtere Bassdrums möglich. Der per Color wählbare Alternativklang fügt eine kräftige Verzerrung unabhängig vom globalen Distortion hinzu, sodass auch nur die Kick angezerrt werden kann.
Snare 1 kombiniert in klassischer Manier einen tonalen Klang mit einem Rauschanteil. Neben der Abklingzeit lässt sich das Mischverhältnis zwischen Oszillator und Rauschen einstellen, Color verändert den tonalen Anteil. Snare 2 liefert gefiltertes Rauschen, Abklingzeit sowie Filterfrequenz sind anpassbar. Color sorgt für schnelle Wiederholungen, um einen Clap-Sound zu erzeugen.
Toms & Cymbals
Tom Hi/Low teilen sich ein Drumpad und Regler und sind nur gemeinsam in der Tonhöhe veränderbar, verfügen aber über eigene Spuren im Sequenzer. Mit Color ändern Sie die Abklingzeit beider Instrumente. Auch Cymbal und Cowbell teilen sich ein Pad. Cymbal ist für analoges Ride/Crash zuständig und in der Abklingzeit regelbar, Color verändert den Klangcharakter. Die analoge Kuhglocke im 808-Stil ist nur in der Lautstärke anpassbar und damit nur begrenzt nützlich.
Deutlich verbessert gegenüber dem großen DrumBrute zeigen sich die Hi-Hats. Sie klingen deutlich geschmeidiger und nicht so harsch und aggressiv und passen sich dadurch besser in den Groove ein. Geschlossene und offene Hi-Hat teilen sich eine Stimme, können wie eine akustische Hi-Hat also nur alternativ und nicht gleichzeitig erklingen, besitzen aber getrennte Sequenzerspuren. Der Tone-Regler passt für beide Sounds gemeinsam die Filterfrequenz an. Decay bestimmt die Ausklingzeit der Open-Hi-Hat, die durch die nächste getriggerte Hi-Hat-Note aber wieder abgeschnitten wird. Color verlängert bei der Closed Hi-Hat die Abklingzeit Richtung halb-offen, was sehr dynamische Hi-Hat-Grooves ermöglicht, da Color ja für jeden Sequenzer-Step individuell programmierbar ist. Bei der Open-Hi-Hat nimmt Color Einfluss auf den Klang, indem der harmonische Anteil verändert wird.
Flexible FM-Drum
Das letzte Instrument namens FM-Drum ist mit vier Klangparametern am umfangreichsten editierbar. Es ersetzt das ZAP des großen DrumBrute, das entgegen des Namens nicht so wirklich Zapps und Zocks konnte, sondern eher nach fluffiger 70er-Jahre Disco-Tom klang. Solche Sounds gehen auch mit FM-Drum, wenn man auf die Frequenzmodulation verzichtet und per Color die schnelle Pitch-Hüllkurve aktiviert. Auch tiefe Toms und Bassdrums sind dank des weitreichenden Pitch-Reglers möglich.
Spannend wird es, wenn der zweite Oszillator mit einbezogen wird. Er dient als Modulator und kann separat in der Tonhöhe angepasst werden. Im Zusammenspiel der beiden Regler für die Tonhöhen von Carrier und Modulator sowie des dritten Reglers für die Stärke der Frequenzmodulation sind jede Menge interessante obertonreiche und metallisch-schräge Percussion-Sounds einstellbar, deren Ausklingzeit sich mit dem Decay-Regler anpassen lässt.
Klangvariationen
Zusätzlich zu den Klangparametern bietet jeder Kanal einen eigenen Lautstärkeregler. Hinzu kommt die Accent-Funktion, die je nach Instrument Einfluss auf Abklingzeit, Lautstärke und weitere Klangparameter nimmt. Dazu gesellt sich die Color-Alternative. MIDI-technisch wird Accent per Velocity umgesetzt, während die Color-Variante über eine separate Note angesteuert wird. Auch wenn die einzelnen Sounds nur über wenige Klangregler verfügen, zeigt sich die Klangerzeugung damit doch recht flexibel. Auch der regelbare Distortion-Effekt auf der Summe erweitert die klanglichen Möglichkeiten und ist aus unserer Sicht in Sachen Sound-Design deutlich gewinnbringender einsetzbar als das Filter des großen DrumBrute. Bei niedrigen Werten sorgt er für eine schöne Sättigung und Zusammenschweißen der einzelnen Sounds, bei höheren Werten für aggressivere bis hin zu richtig brutalen Beats.
Wie üblich bei Arturia sind per Software umfangreiche Anpassungen möglich. Dies reicht vom Einstellen der Notennummer, über die sich ein Instrument per MIDI triggern lässt und der Sequenzer seine Steps an andere Klangerzeuger heraus sendet, bis hin zur detaillierten und grafisch unterstützten Bearbeitung der erstellten Pattern per Drum-Editor.
Im Gegensatz zum großen DrumBrute, der aufgrund der teilweise etwas unglücklich gewählten Tonerzeugung und Parameterauswahl eher gemischte Gefühle hinterlassen hat, wirkt der DrumBrute Impact klanglich deutlich stimmiger. Der neue Distortion-Effekt und die Color-Funktion ermöglichen flexiblen Sound trotz weniger Parameter. Geblieben ist der sehr gelungene Sequenzer, der auch per MIDI sendet. Gerade in Kombination mit Samples aus der DAW oder einem digitalen Drumcomputer spielt die dynamische und lebendige analoge Klangerzeugung des DrumBrute Impact ihre volle Stärke aus.
Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 156 erschienen.
- eigenständiger Sound
- Color-Funktion
- Distortion-Effekt
- flexibler Sequenzer
- Polyrhythmik
- Random-Funktion
- intuitive Bedienung
- Mono-Ausgang