Dub Machines gibt es schon seit 2014 exklusiv als Max4-Live-Anwendung für Ableton Live. Glücklicherweise folgt jetzt eine aufgebohrte VST/AU-Version mit einigen Extras! Sollte man zuschlagen?
Surreal Machines Dub Machines ist ein Doppel-Paket, das aus dem Bandmaschinen-Delay Modnetic und der hybriden Delay-Reverb-Kombo Diffuse besteht. Beide Plug-ins kamen bereits 2014 erstmalig als Max4Live-Geräte auf den Markt und begeisterten Community und Fachzeitschriften gleichermaßen. Nun gibt’s Dub Machines endlich auch als herkömmliches Plug-in. Sollte man zuschlagen?
Modnetic
Das Plug-in Modnetic ist die erweiterte Version des Max4Live-Vorfahrens Magnetic und basiert wie gewohnt auf dem Space Echo Roland RE-201 der 70er-Jahre. Dieser Bandmaschinen-Delay-Effekt erzeugt nicht einfach nur schnöde Wiederholungen, sondern kreiert wabernd-rauschige Echofahnen, die so charaktervoll sind, dass ganze Musikstile davon leben können (z.B. Dub, Ambient). Wie auch beim Original wählt der Nutzer eine Delay-Kombination aus drei Tonband-Köpfen, mit denen unterschiedliche Rhythmen möglich sind. Nach der Wahl der Rhythmik geht’s an die Delay-Zeiten und die Feedback-Schleife. Mit diesen beiden Parametern gelingen unendliche Echofahnen mit rhythmischen Tonhöhen-Schwankungen und ultimativer Spannungs-Garantie. Den passenden Raumklang gibt’s obendrauf, denn der Hall-Prozessor bietet über 20 Impulsantworten. Ob klassischer Federhall, große Atmosphäre oder ein Gitarrenverstärker, der Reverb-Prozessor ergänzt die Klang-Wiederholungen um stilistisch passende Raum-Informationen. Besonders erfreulich: Gegenüber der Max4Live-Variante bietet Modnetic auch eine eindrucksvolle Modulations-Einheit, die entweder mit einem Flanger, Phaser oder Chorus bestückt werden kann. Unterschiedliche Effekt-Typen und ein liebevoll analog-modellierter Klang lassen kaum Wünsche offen. Das freie Routingsystem der einzelnen Effekt-Bausteine ist das i-Tüpfelchen.
Sounddesign deluxe mit Modnetic
Modnetic ist nicht nur ein Delay-Effekt, sondern kann wesentlich mehr! Nutzt man beispielsweise nur den Rauschen-Generator bei hoher Feedback-Intensität und schaltet alle Effekt-Module aus, hat man auf einmal einen Noise Synth mit analogem Flair und zahlreichen Stellschrauben. Oder aber man verwendet Modnetic als Klangfärber für Drums und Co., indem man die Sättigung hochfährt, als Impulsantwort das Kassettendeck wählt und die Echo- und Modulation-Einheit ausschaltet. Liebevolle Analog-Echos sind natürlich genauso gut umsetzbar, hierfür müssen nur die passenden „Oldschool“-Typen ausgewählt und das obligatorische Wow und Rauschen hinzugefügt werden. Doch generell lohnt sich die intensive Auseinandersetzung mit Modnetic, da das Plug-in einen gigantischen Klangkosmos beherrscht.
Diffus, diffuser, Diffuse
Das Plug-in Diffuse ist ein kombinierter Hall- und Delay-Effekt, der, verglichen mit Modnetic, um einiges schlanker ausfällt. Unterschiedliche Effekt-Charakteristika erzeugen gewohnte bis spezielle Delays, die sich in Kombination mit dem Diffuse-Parameter stufenlos in dichte Klang-Wolken verwandeln. Um ein Ausklingen der Fahne zu verhindern, nutzt man den Regen-Parameter, denn dieser ähnelt dem Feedback-Regler von Modnetic und schaukelt die Wiederholungen immer wieder auf. Eine dezente Tonhöhenmodulation kann ebenso hinzugemischt werden wie eine Qualitäts-Reduzierung. Mit diesen Mitteln lassen sich Synth-Phrasen aufpeppen und in mystische Sequenzen verwandeln. Oder man gibt einer Snaredrum einen wuchtigen Akzent, indem der Snare-Teppich durch Diffuse bis ins Unendliche geschickt wird. Aber auch kleine Räume mit einer speziellen Note sind mit Diffuse möglich. Die Bedienung ist sehr einfach, da nur wenige Parameter vorhanden sind und es keine Routing-Möglichkeiten gibt. Der Klang ist hochwertig und die CPU-Auslastung niedrig, ideal also für die tägliche Anwendung.
Keine Frage, Modnetic reiht sich direkt in die Oberliga ein! Das analoge Verhalten ist hervorragend umgesetzt und bietet Sound-Ästheten eine Klangtiefe, die man sonst nur von Highclass-Vertretern wie Soundtoys Echoboy oder UAD Galaxy Tape Echo kennt. Wer eine ernsthafte Bandecho-Simulation inklusive Modulations-Effekte sucht, kommt um Modnetic nicht herum. Nicht weniger begeistern kann Diffuse, denn seine hybriden Delay/Reverb-Mischformen heben sich deutlich von der Konkurrenz ab und geben Klängen das gewisse Etwas. Wer einen wirklich speziellen Raum-Effekt mit einer Portion „Oldschool“ sucht, muss Diffuse einfach ausprobieren.
Anwender der Max4Live-Version Dub Machines sollten unbedingt umsteigen, denn Modnetic fällt wesentlich umfangreicher aus als Magnetic. Zudem ist die CPU-Auslastung besser geworden und die AU/VST-Flexibilität nicht zu toppen.
Dieser Artikel ist unserer Heft-Ausgabe 141 erschienen.
- hervorragender „Analog“-Sound
- umfassendes Sounddesign möglich
- einfache Bedienung
- umfangreicher als Magnetic
- teilweise hohe CPU-Last