Neben der bekannt fetten Jomox-Kick bietet der Drumcomputer ALPHA BASE zehn weitere interessante Instrumente, von komplexen Analogschaltungen über Samples bis hin zu digitaler FM.
- analoger Drumcomputer
- eff Instrumente (analog und Sample-basiert)
- Jomox Kick
- MBrane
- FM-Synth
- 250 Samples
- SD-Kartenslot
- 8 analoge Ausgänge
- 18 Encoder
- LCD Display
- Stereo In für Sampling
Bereits seit Ende der 90er Jahre bietet Jomox Drumcomputer an, die in erster Linie als Ersatz für die teuren und nur schwer auf dem Gebrauchtmarkt zu bekommenden Klassiker Roland TR-808 und TR-909 konzipiert wurden. Es handelte sich aber nie um reine Kopien, sondern Jürgen Michaelis, der Kopf hinter Jomox, hat von Anfang an auch seine eigene Ideen mit in seine Produkte eingebracht. Auch das neueste Modell ALPHA BASE bietet einige Besonderheiten und zeigt sich klanglich sehr flexibel, tönt dabei im Bassbereich aber genauso satt und fett wie seine Vorgänger.
Solides Gehäuse
Die ALPHA BASE sitzt in einem großen (41 x 24 x 8 cm) und soliden Metallgehäuse mit Holzseiten und steht mit einem Gewicht von etwa 3,5 kg sicher auf dem Desktop. Auf der linken Seite befindet sich eine 4x4-Matrix zur Steuerung der einzelnen Klangparameter. Die 16 Regler der Matrix haben angenehm großen Abstand zueinander und sind auch für Menschen mit großen Händen und im Live-Betrieb gut bedienbar. Wir hätten uns allerdings etwas mehr Drehwiderstand gewünscht, die doch sehr leichtgängigen Encoder fühlen sich ein wenig billig an und bergen das Risiko eines unabsichtlichen Verstellens bei Bedienen des benachbarten Reglers, gerade im Live-Betrieb. Positiv zu vermerken ist die zusätzliche Push-Funktion der Regler, mit der sich u.a. die einzelnen Instrumente stummschalten lassen.
Robuste Taster
Den unteren Bereich nehmen die Triggertaster für die elf Instrumente ein. Sie sind ebenfalls sehr robust ausgefallen, im Stil einer Computertastatur erinnern sie an die neueste Elektron-Generation. Man darf also davon ausgehen, dass diese Taster sowohl tourtauglich als auch langlebig sind. Darüber befinden sich 16 weitere kleine runde Taster, die zusammen mit den darüber angeordneten LEDs für die Lauflichtprogrammierung des Sequenzers zuständig sind. Die darüber angeordneten Streifen zur Anzeige der Skalierung erinnern in Verbindung mit dem beigefarbenen Gehäuse natürlich unweigerlich an die TR-909. Auf der rechten Seite sind das zweizeilige Display sowie mehrere Taster und ein DATA-Regler zum Navigieren durch die Menüs angeordnet, oben stellen Sie die Lautstärken für Ein- und Ausgänge ein. Besitzer einer XBASE 888 oder 999 wird das alles sehr bekannt vorkommen, der Aufbau der Bedienelemente ist bei der ALPHA BASE nahezu identisch. Ob ein Display mit 2x24 Zeichen in Zeiten hochauflösender grafischer Displays noch zeitgemäß und ausreichend ist, darf jeder für sich entscheiden. Immerhin kann es bis zu vier Parameter gleichzeitig darstellen.
Einzelausgänge
Auch die Rückseite ist umfangreich bestückt. Neben Netzschalter und Anschluss für das leider externe Netzteil gibt es hier eine USB-Buchse für die Verbindung mit dem Computer (USB-MIDI) und das klassische MIDI-Trio. Hierüber kann nicht nur der eingebaute Senquenzer per MIDI-Clock zur DAW synchronisiert werden, sondern auch jedes der 11 Instrumente über einen eigenen Kanal angesteuert werden, wobei die ALPHA BASE auch Tonhöhe und Anschlagdynamik verarbeitet! Zusätzlich sind die internen Parameter aller Instrumente über MIDI-Controller fernsteuerbar. Zwei der MIDI-Buchsen können auch als DIN-Sync-Ausgänge konfiguriert werden, um Vintage-Equipment wie TR-808 und TB-303 zu synchronisieren. Sonstige analoge Trigger- und Clock-Ausgänge zur Synchronisation und Ansteuerung von analogen Synthesizern und Modularsystemen sind leider nicht vorhanden. Herausgeführt werden die Sounds der ALPHA BASE entweder über den Stereoausgang oder einen der 8 Einzelausgänge, allesamt symmetrisch ausgelegt. Über zwei Eingänge werden externe Audiosignale eingeschleift und gesamplet. Der SD-Kartenslot dient dem Import von Samples.
Elf Instrumente
Die ALPHA BASE bietet 11 Instrumente zur Erzeugung des passenden Grooves. Die Klangerzeugung ist hybrid, neben komplett analogen Drumsynthesizern gibt es Sample-basierte Instrumente mit und ohne analoge Nachbearbeitung.
Grundlage des Grooves und unüberhörbares Erkennungsmerkmal aller Jomox-Instrumente ist die Kick-Drum. Sie wird komplett analog erzeugt und basiert wie bei den Drumcomputer-Klassikern auf einem stimmbaren Oszillator, der über eine schnelle Hüllkurve in der Tonhöhe moduliert wird. Zur Betonung der Transienten kann er mit zwei unterschiedlichen Rauschgeneratoren sowie einem kurzen Pulse-Signal kombiniert werden. Neben einem LFO zur weiteren Modulation stehen Equalizer, Kompressor und Gate zur Nachbearbeitung zur Verfügung. Klanglich ist die Kick-Drum über jeden Zweifel erhaben. Sie klingt unglaublich druckvoll, satt und fett, dabei aber stets auch durchsichtig und ist sehr durchsetzungsfähig im Mix, ohne alles zuzumatschen. Mit den vielen Parametern lässt sich der Klang umfangreich anpassen und auch in Richtung TR-808 biegen, die Stärken liegen aber eher in kräftigen Kicks im 909-Stil. Aber auch holzige, schon fast akustisch klingende Bassdrums sind realisierbar.
MBrane an Bord
Für das zweite, für Snare und Percussion optimierte Instrument hat sich Jomox der Technik des bereits als Einzelgerät veröffentlichen MBrane bedient. Hier wird also nicht wie in vielen anderen analogen Drumcomputern mit gefiltertem Rauschanteil und gepitchtem Oszillator für den tonalen Anteil gearbeitet, sondern komplett analog das Verhalten echter Trommeln nachgebildet. Zwei unterschiedlich gestimmte Bandpassfilter werden hierfür in Schwingungen versetzt, können sich gegenseitig modulieren und so akustische Membranen nachbilden. Neben Hüllkurven und LFOs steht auch ein flexibler Rauschgenerator zur Verfügung, den Sie mit den beiden Oszillatoren kombinieren können. Der Einsatzbereich ist entsprechend umfangreich, von analogen Snare-Drums über Toms und andere Percussion, Cow Bells, Claves bis hin zu einer zusätzlichen zweiten Bass-Drum.
Hybride Hi-Hats
Den beiden komplett analog aufgebauten Instrumenten folgen sechs hybrid aufgebaute Klangerzeuger. Sie basieren auf Samples, die durch analoge Filter und VCAs geschickt werden. Die ersten beiden Kanäle sind für Hi-Hats reserviert. Das speziell hierfür optimierte HH Bandpassfilter ist aus der XBASE999 bekannt und sorgt in Verbindung mit dem VCA für einen organischen Sound. Dadurch klingen selbst relativ simple Hi-Hat-Muster lebendiger als bei einer rein digitalen Drummaschine oder einem Sampler, zumal die Hi-Hats klanglich perfekt auf die Kick abgestimmt sind. Allein mit diesen beiden Instrumenten haben wir im Test so schnell und einfach extrem treibende Grooves erstellt, wie es mit kaum einem anderen Drumcomputer möglich ist. Mit Metal Noise, einem speziellen Rauschgenerator, über den alle hybriden Instrumente verfügen, kann dem Sample noch eine weitere analoge Komponente hinzugefügt werden.
Samples mit analoger Nachbearbeitung
Die vier weiteren Kanäle sind identisch aufgebaut und mit Clap, Rim, Crash und Ride vorbelegt, lassen sich aber nicht zuletzt mithilfe wählbarer Samples auch für andere Sounds nutzen. 300 Samples stehen zur Verfügung, die in Tonhöhe sowie Start- und Endpunkt anpassbar sind. Die Samples lassen sich zudem loopen und rückwärts abspielen. Im Gegensatz zu den Hi-Hat-Kanälen besitzen diese vier Kanäle ein analoges 2-Pol Multimodefilter mit Tiefpass, Hochpass und Bandpass. Bei hohen Resonanzwerten gerät es in Eigenschwingung und lässt sich so auch ohne Sample für analoge Toms oder ähnliches nutzen. Die Filterfrequenz ist durch eine ADSR-Hüllkurve und einen LFO modulierbar. So lässt sich in Verbindung mit den passenden Samples auch ein netter semi-analoger Mono-Synthesizer basteln, und das gleich vierfach. Vor allem Samples roher analoger Wellenformen ließen sich damit im Test überzeugend für druckvolle und lebendige Basslinien nutzen.
Digitaler Sampler
Es verbleiben noch die zwei rein digitalen Sample-Instrumente. Auf diesen Kanälen kann die ALPHA BASE auch selber sampeln. Das Format ist RAW/WAV (mono, 16 Bit / 48kHz), mit nur knapp 5 Sekunden Samplezeit reicht der Speicher für kurze Drum- und Synthsounds sowie eventuell auch einmal eine 1-taktige Loop. Das aufgenommene Sample kann auf SD-Card gespeichert oder in den internen Flash-Speicher kopiert werden und dann dauerhaft von allen anderen Kanälen abgespielt werden. Auch eigene Samples lassen sich in Start- und Endpunkt editieren, sind loopbar und per LFO in Pitch, Filterfrequenz und Lautstärke modulierbar.
Polyphoner FM-Synth
Etwas unerwartet für einen Drumcomputer hat die ALPHA BASE auf dem elften Kanal einen 6-stimmig polyphonen FM-Synthesizer zu bieten. Er basiert auf vier Operatoren, kann also auch komplexere FM-Percussion liefern, oder aber wie ein polyphoner Synth mit typischen House-Akkorden und Synth-Stabs dienen. Der kristallklare Digitalsound ergänzt dabei perfekt den druckvollen warmen Sound der analogen Instrumente.
Die Zusammenstellung eigener Sounds lässt sich als Kit speichern, hierfür stehen insgesamt 128 Speicherplätze zur Verfügung. Hinzu kommen 128 Multi-Kits, die einzelne Instrumente aus verschiedenen Kits kombinieren können.
Effekte
Die ALPHA BASE hat auch zwei digitale Effekte eingebaut, was insbesondere für den Live-Betrieb nützlich ist. Delay und Reverb arbeiten als Send-Effekte, das Delay kann aber auch direkt in den analogen Signalweg eines der 6 hybriden Samplekanäle eingefügt werden. Die Effekte klingen isoliert betrachtet nicht sonderlich spektakulär, fügen sich aber sehr gut in den Gesamtsound der ALPHA BASE ein und ergänzen den Klang hervorragend.
Step-Sequenzer
Der eingebaute Lauflicht-Sequenzer bietet für jedes Instrument eine eigene Spur, also insgesamt 11 Tracks. Jedes Pattern ist maximal 64 Steps lang, wobei jeweils 16 Steps direkt editierbar sind und mit dem Bar-Taster zwischen den einzelnen Takten hin- und hergeschaltet werden kann. Über die Step-Taster lassen sich verschiedene Pattern abrufen, bis zu 64 passen in den internen Speicher. Die nebeneinander liegenden Pattern können mit der Chain Funktion aneinandergereiht werden, um einfache Songstrukturen zu erzeugen. Pattern werden in Echtzeit eingespielt oder im TR-X0X-Stil über die 16 Step-Taster gesetzt.
Polyrhythmik & Roll/Flame
Über eine Last-Step-Funktion kann jede Spur unterschiedliche Längen haben, was interessante Polyrhythmik ermöglicht. Hinzu kommen die verschiedenen Taktraster, die auch Vertracktes abseits von 4-on-the-floor ermöglichen. Für mehr Abwechslung sorgt die Shuffle-Funktion, die global oder pro Track eingestellt werden kann. Auch Roll und Flam können bei einzelnen Steps ausgelöst werden. Aus 60 verschiedenen Roll/Flam-Mustern mit bis zu 12 schnellen Triggern kann für jede Spur das Passende individuell gewählt und auf einzelne Steps angewendet werden.
Parameter-Locks und Akzent-Funktion
Sogar Werteveränderungen für einzelne Steps sind möglich. Diese Parameter-Locks kennt man von den Elektron-Maschinen. Bei der ALPHA BASE sind sie allerdings nicht ganz so intuitiv einstellbar und auch auf Tonhöhe und einen zusätzlichen Parameter pro Step beschränkt, aber immerhin. Gerade mit den tonal spielbaren Instrumenten und dem FM-Synthesizer erlangt die ALPHA BASE schon gewisse Groovebox-Qualitäten, zumal sich via Parameter-Lock auch verschiedene Preset-Instrumente anwählen lassen (Sound-Lock), was die Wiedergabe unterschiedlicher Sounds auf nur einer einzigen Spur erlaubt. Auch eine Akzent-Funktion ist für jede Spur vorhanden, und Sequenzen können zur detaillierten Nachbearbeitung per MIDI an die DAW gesendet werden oder externe Klangerzeuger steuern.
Die Mitbewerber
Hybride Drumcomputer mit einer Mischung aus analoger Klangerzeugung und Samples liegen gerade im Trend, weshalb sich ein Blick auf die Konkurrenz lohnt. Härtester Mitbewerber dürfte der Elektron Analog Rytm MKII sein. Er ist etwas günstiger und bietet einen ausgefeilteren Sequenzer mit umfangreichen Automationsmöglichkeiten inklusive Trigger-Conditions, die zukünftige Overbridge-Anbindung wird eine direkte Integration per USB in die DAW ermöglichen. Sowohl ALPHA BASE als auch Rytm erfordern ein wenig Einarbeitungszeit, bieten dafür aber jede Menge Möglichkeiten. In unseren Ohren klingt die ALPHA BASE etwas durchsetzungsfähiger, edler und teurer als der Rytm, insbesondere bei der Kick Drum, aber das ist natürlich hochgradig Geschmackssache.
DSI Tempest bietet nur 6 Instrumente und keine Sampling-Funktion, dafür aber einen direkteren Zugang und einen anderen Sound als die ALPHA BASE.
Der neue MFB Tanzbär 2 wartet ebenfalls mit einer Mischung aus analoger Klangerzeugung und Samples auf, ist aber bezüglich der Klangerzeugung nicht so flexibel und die Bassdrum ist weniger brachial als bei der ALPHA BASE – so zumindest war unser Eindruck bei einem ersten Antesten auf der Superbooth. Auch die Verarbeitung erschien weniger robust. Dafür ist der Tanzbär ein ganzes Stück günstiger.
Noch günstiger ist die nicht einmal halb so teure TR-8S von Roland. Sie kombiniert eine virtuell-analoge Klangerzeugung mit Samples, die im Gegensatz zu den vorgenannten Geräten auch in Stereo sein dürfen. Auch die Bedienung ist intuitiver als bei den anderen Kandidaten, vor allem aufgrund des direkten Zugriffs auf die wichtigen Parameter aller 11 Instrumente gleichzeitig. Dafür fehlen insbesondere Bassdrum und Toms die pure Analog-Power, die den Sound der ALPHA BASE auszeichnet. Allerdings verfügt die TR-8S über jede Menge Trigger-Ausgänge, mit denen sich analoge Module ergänzen lassen. Die Kombination mit den Modulen MBase 11 und MBrane von Jomox kann daher eine günstige Alternative zur ALPHA BASE darstellen, wenn das Budget nicht für die aufgerufenen 1.700 € ausreichen sollte.
Auf Jomox ist Verlass, auch die ALPHA BASE bietet unglaublich druckvollen, aber dennoch durchsetzungsfähigen Sound. Vor allem die Kick sorgt für treibende Grooves, die direkt ins Bein gehen. Mit MBrane ist zudem ein flexibler analoger Snare/Tom-Generator eingebaut. Die Sample-basierten Instrumente mit analoger Nachbearbeitung und der polyphone FM-Synthesizer ergänzen diese Basis perfekt, zumal Sie mit der ALPHA BASE auch eigene Samples importieren oder direkt aufnehmen können. In Verbindung mit dem flexiblen Sequenzer erhalten Sie eine komplexe Drum Machine mit fettem Klang vor allem für Clubtracks, die weit über einen 909-Klon hinausgeht. Diese Qualität hat allerdings auch ihren Preis.
Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 153 erschienen.
- druckvoll und durchsetzungsfähig
- hybride Klangerzeugung
- MBase und MBrane integriert
- polyphoner FM-Synthesizer
- Sample-Funktion
- Parameter- und Sound-Lock
- Polyrhythmik
- gute Effekte
- robustes Gehäuse
- keine Trigger-Anschlüsse