Seit einer gefühlten Ewigkeit zählt der DJ-Mixer Xone:92 zum Industriestandard in der DJ-Kanzel. Nun hat Allen & Heath den Nachfolger Xone:96 veröffentlicht und das Datenblatt mit cleveren Features geschmückt, die nicht nur DJs, sondern auch Live Acts neugierig machen sollten. Lohnt sich das Upgrade?
- 6 + 2-Kanal-Layout
- 4 Band-EQ
- Dual VCF-Filter
- Crunch-Verzerrung
- 2 x 24-Kanal-USB-Soundkarten
- Traktor Scratch zertifiziert
- 2 CUE-Kanäle
- innoFADER Crossfader
- 10 Eingänge
- 4 Return-Buchsen
- Ausgänge für 2x Master, Booth und Record
- Kopfhöreranschlüsse
- DIN MIDI-Ausgang
Wer schon einmal mit einem Xone:92 ein Set gemixt hat, wird sich beim Xone:96 prompt wohlfühlen, denn äußerlich ist alles beim Alten geblieben, jedenfalls auf den ersten Blick. Auch weiterhin gibt es sechs vertraute Kanäle, wovon vier direkt über dem Crossfader angeordnet sind (für den DJ-Fokus) und die Kanäle 5 und 6 zusätzliche Einspeisungen von Groove-Boxen, Synthesizer und Co ermöglichen. Während die vier Haupt-Kanäle jeweils den typischen Vierband-EQ nutzen, arbeiten die beiden Zusatzkanäle mit einem Dreiband-EQ inklusive regelbarer Mittenfrequenz. Ebenfalls gleich geblieben sind die zwei resonanzfähigen Multimode-Filter und der Umstand, dass jeder der sechs erwähnten Kanäle durch Filter 1 oder 2 laufen kann. Und was passt nicht ins Bild? Genau, die beiden LFOs sind verschwunden und durch zwei Crunch-Regler ersetzt worden. Jedes Filter bietet nun eine Übersteuerungs-Möglichkeit, dessen Klangverhalten sich sehr gut zum Verdichten und Verzerren von Einzelsignalen eignet. Und noch eine Kleinigkeit ist hinzugekommen: gegenüber dem Xone:92 bietet der Frischling noch zwei zusätzliche Kanäle, die zwar rudimentär aufgebaut sind (nur Lautstärke- und Cue-Kontrolle), aber eben dann infrage kommen, wenn man noch eine weitere Groove-Box in den Signalweg einschleifen will.
Xone:96 - Hybrides DJing mit zwei Personen
Während der Xone:92 noch voll in der analogen Ära angesiedelt ist, spielt der Xone:96 im hybriden Zeitalter mit, denn es wurden gleich zwei Soundkarten verbaut, um digitale Signale in die analogen Pfade zu bringen. Und wozu ist das gut? Man kann eben zwei Computer an den Xone via USB anschließen und Signale aus Traktor, Maschine, Ableton Live und Co. auf sechs Kanäle des Mischers verteilen. Da auch gleich zwei unabhängige Cue-Schienen vorhanden sind, ist ein Liveact mit zwei Personen oder ein nahtloser DJ-Wechsel nun wirklich kein Problem mehr. Während der eine Traktor-DJ das Outro seines Sets gestaltet, stöpselt der zweite Serato-DJ seinen Rechner in den zweiten USB-Port, erledigt das Routing an den Wahlschaltern, hört sein Set über einen eigenen Kopfhörer-Mix vor und bringt sich ins laufende Set ein. Einfacher geht’s wirklich nicht! Da kann man nur hoffen, dass sich dieser Mixer als Club-Standard etabliert.
Klangqualität des Xone:96
Der Klang des Neulings ist durch die Bank einfach nur hervorragend. Das stellt man dann fest, wenn man mit den Equalizern Basslines, Beats, Vocals und Co. in Form bringt, mit den Filtern mal die Bässe betont oder raus nimmt, mithilfe der Resonanz ein bisschen Gezwitscher abfeuert oder via Crunch-Regler eine ordentliche Portion Verzerrung ins Spiel bringt. Nichts klingt plakativ oder billig, sondern musikalisch, warm und macht einfach nur Spaß. Auch an den Wandler-Qualitäten der beiden Soundkarten gibt es keinen Grund zur Beanstandung.
Effekte
Wer viel auf Mixern mit integrierten Effekt-Einheiten unterwegs ist, wird Spielereien wie Reverb, Delay und Co. beim Xone:96 sofort vermissen. Doch muss man wissen, dass es dafür zwei Send- und Return-Wege gibt, um externe Effekte einschleifen und mischen zu können. Und nun kommt der Clou: Dies funktioniert auch über USB, wodurch man – wenn man eh schon mit einem Computer auflegt – jede gängige DAW o.ä. als virtuelles Effektgerät zweckentfremden kann. Via X-Link könnte man anschließend einen Xone:K2 MIDI-Controller an den Xone:96 anschließen und die MIDI-Signale an den Rechner durchschleifen, um das virtuelle Effektgerät haptisch zu kontrollieren.
Mit dem Xone:96 haben die Ingenieure bei Allen & Heath einfach alles richtig gemacht! Das bewährte Konzept des Vorgängers wurde beibehalten, jedoch um sehr sinnvolle Merkmale wie die integrierten Soundkarten erweitert. Letztendlich kann der 96er genauso wie der 92er ein klassischer analoger DJ-Mixer sein, aber eben auch eine moderne Performance-Waffe für anspruchsvolle Hybrid-Liveacts: Acht Eingänge, sehr gut klingende EQs, Filter und Übersteuerungen sowie Schnittstellen für Software-Einbindung und MIDI-Controller, was will man mehr? Anspruchsvolle DJs und Liveacts, die einen hochwertigen Mixer mit einem performanten Layout und hybriden Anschlussmöglichkeiten suchen, werden um dieses Schlachtschiff nicht herumkommen.
Dieser Test ist in unserer Heft-Ausgabe 157 erschienen.
- 2 x Soundkarten
- 2 x Cue-Wege
- hervorragender Klang
- Crunch-Regler für Verzerrung
- umfangreiche Anschlussmöglichkeiten
- Verarbeitung
- innoFader als Crossfader