Mit Tanzmaus und Tanzbär Lite hat Manfred Fricke Weiterentwicklungen seiner Budget-Drumcomputer MFB-503 und MFB-522 vorgestellt. Haben die Neulinge das Zeug für den Kultstatus?
- analoge Drumcomputer
- 5/9 analoge Schlaginstrumente
- 2 Sample-Instrumente (Tanzmaus)
- insgesamt 32 12-Bit-Samples (Tanzmaus)
- 5 LFOs mit je 4 Wellenformen
- Lauflicht-Sequenzer
- Spuren für Instrumente und LFOs
- 64 Pattern
- A/B-Unterteilungen zu je 16 Schritten
- Soundspeicherung pro Schritt
- Shuffle-Quantisierung
- vier Metren
- Flam-Optionen
- vier Accents
- Schritt- und Echtzeit-Aufnahme-Modi
- Pattern-Verkettungs-Funktion
Die Drumcomputer MFB-503 und MFB-522 sind ein modernes Stück Musikgeschichte. Lange vor Korgs Volca-Serie und Akais Rhythm Wolf boten diese Mini-Boliden bereits analoge Schlaginstrumente nebst passenden Sequenzern zum günstigen Preis. Ein Angebot, das sich sowohl Hobby- wie auch Profimusiker nicht entgehen ließen. Bereits kurz nach ihrer Vorstellung waren die Maschinen in unzähligen Studios zu finden, ähnlich schnell hielten sie auch auf Bühnen Einzug. Die jetzt erschienenen Geräte sind offizielle Nachfolger der neuzeitlichen Klassiker. Der Tanzbär Lite setzt, getreu dem MFB-522, allein auf analoge Schaltungen zur Klangerzeugung. Bei der Tanzmaus kommt, wie schon im MFB-503, ein Hybridsystem mit Samples zum Einsatz. Natürlich sind auch wieder Lauflicht-Sequenzer an Bord. Ein Blick auf die technischen Daten verrät, dass sämtlich Bestandteile der Rhythmuslieferanten gegenüber ihren Vorgängern deutlich erweitert wurden.
Optisch hat sich ebenfalls einiges getan. Während 522 und 503 in billigen Kunststoffgehäusen und mit recht fummeligen Bedienoberflächen daherkamen, bieten die beiden Nachfolger Metallgehäuse sowie eine deutlich erweiterte Auswahl an Potis, Schaltern und Tastern. Das große Plus in Sachen Aufbau und Funktionsumfang schlägt sich natürlich bei den unverbindlichen Preisempfehlungen nieder. Sie liegen 150 bis 200 Euro über den Anschaffungskosten der alten Modelle. Budget-Instrumente sind Tanzmaus und Tanzbär Lite damit nicht. Haben sie dennoch das Zeug, ähnliche Kassenschlager wie 522 und 503 zu werden?
Stattlich
Zwar sind MFBs Neue deutlich größer als ihre Vorgänger, mit 20 mal 14 mal 4 Zentimetern und etwas mehr als einem Kilogramm Gewicht gehören sie aber trotzdem noch der Kompaktklasse an. Ihre Metallgehäuse wirken überaus solide. Die Bedienelemente besitzen einen angenehmen Abstand voneinander und sind ebenfalls von guter Qualität. Lediglich die Potis der Testgeräte besaßen leichtes Spiel. Ein wirkliches Manko ist diese Eigenschaft aber nicht, zumal es sich bei den von MFB zur Verfügung gestellten Maschinen um Demomodelle handelte, die kurz zuvor um die halbe Welt zur NAMM gereist sind und dort ausgestellt waren.
Anschlüsse: Tanzmaus & Tanzbär Lite
Summensignale werden von Tanzmaus und Tanzbär Lite durch einen Stereoanschluss im 6,3-mm-Klinkenformat ausgegeben. Um das Material an ein Audiointerface oder Mischpult weiterreichen zu können, braucht man daher ein Insert-Kabel. Ergänzend bringen beide Boliden fünf Miniklinken-Einzelausgänge für die wichtigsten Schlaginstrumente mit. Sind sie in Benutzung, werden die entsprechenden Drums aus dem Summenweg entfernt. Für Steueraufgaben haben die Geräte jeweils einen MIDI-DIN-Eingang und -Ausgang dabei. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Klangerzeuger per Keyboard, Pad-Controller, DAW oder Ähnlichem spielen und sämtliche Synthese-Parameter „von außen“ kontrollieren. Umgekehrt kann man Sequenzer- und Drehregler-Daten senden. Die Synchronisation zu externem Equipment ist als Master oder Slave möglich. Als Stromquelle werden externe Netzteile genutzt.
Interface
Bei den ersten Betriebsstunden von Tanzmaus und Tanzbär Lite sollte man das Handbuch stets in Reichweite haben, denn um die Vielzahl verfügbarer Funktionen unterzubringen, waren zahlreiche, teils nicht direkt ersichtliche Mehrfachbelegungen nötig. Das Ganze geht soweit, dass man selbst zum Starten und Stoppen des Sequenzers zwei Taster gleichzeitig betätigen muss. Sind Konzept und Struktur der Drumcomputer aber einmal verinnerlicht, lassen sie sich flüssig nutzen. Dennoch wären ein paar weitere LEDs oder ein Display schön gewesen, um anzuzeigen, welches Menü gerade aktiv ist. In hektischen Live-Situationen können sich unerfahrene Nutzer schnell „verfangen“, was im schlimmsten Fall zum Abbruch oder nicht direkt nachvollziehbaren Veränderungen von Rhythmen führt. Vor dem ersten Auftritt sollte man sein Instrument also richtig kennenlernen.
Bärenstark: Der Tanzbär Lite
Der Tanzbär Lite bietet zwar „nur“ neun Synthesestränge, mit ihnen lassen sich aber insgesamt elf Instrumente erzeugen. Im Einzelnen sind Bassdrum, Snare, Rimshot, Clap, Tom, Conga, Cowbell, Clave, Cymbal sowie geschlossene und offene Hi-Hat enthalten. Fast alle Stimmen haben dedizierte Pegel-Potentiometer dabei. Lediglich Tom und Conga sowie die Hi-Hats werden gemeinsam justiert. Diese Drums teilen sich auch jeweils einen Synthesestrang. Neben den per Drehreglern erreichbaren Parametern halten einige Instrumente noch eine weitere Stellgröße bereit, diese lässt sich via Tasten-Kombination erreichen und editieren.
Klanglich ist der Tanzbär Lite mehr oder weniger stark an Rolands TR-808 angelehnt. Die Bassdrum liefert durchsetzungsfähige, runde Sounds. Per Tone-Regelung kann man ihr Anschlagsgeräusch von dezent bis überpräsent variieren, weitere Potis steuern Abklang und Stimmung. Diese Stellgrößen sind auch bei der Snare zu finden, zusätzlich steht ihr Rauschanteil im Zugriff. Das Instrument besitzt einen typisch analogen Charakter, von kurzem Klopfen bis hin zu schlagkräftigen Elementen mit langer Rauschfahne ist alles leicht machbar. Subjektiv wäre allerdings ein größerer Regelbereich für die Tonhöhe schön gewesen. Besonders weit hoch kommt die Drum-Stimme nicht. Der Rimshot bietet, abgesehen von seiner Lautstärke, keine beeinflussbaren Parameter. Klanglich unterstützt er die Snare sehr gut.
Die Clap ist ein besonders vielseitig einsetzbares Instrument. Grund hierfür sind die insgesamt 16 Transienten-Modelle, welche mittels Taster-Kombi gewählt werden können. Die Auswahl umfasst kurze Impulse, typische Klatsch-Geräusche und auch langsames Rattern. Weitere Abwandlungen sind via Attack- und Decay-Potis möglich, die Stimmung kann mithilfe eines Filters verändert werden.
Tom und Conga teilen sich nicht nur einen Pegelregler, sondern auch alle weiteren Parameter. Namentlich sind dies Tonhöhe, Abklang und Panorama. Ihr Sound ist ebenfalls ähnlich, sodass man sie hervorragend im Zusammenspiel einsetzen kann. Der Grundcharakter dieser Drums wirkt überaus weich. Die Cowbell hingegen tönt recht aufdringlich, an Parametern gibt es erneut Tune- und Decay-Potentiometer. Gleiches gilt auch für den Clave-Sound, er lässt sich allerdings auch deutlich subtiler gestalten. Das Repertoire der Cymbal reicht von kurzen, metallischen Geräuschen bis hin zu langen Rauschgebilden. Die Editierung erfolgt via Stimmungs-, Filter- und Abklang-Parameter. Offene und geschlossene Hi-Hat verfügen über getrennte Decay-Potis. Die bei hohen Werten entstehenden Rauschfahnen sind überaus dicht.
Schlagmann
Der Sequenzer des kleinen Tanzbären hält eine Spur pro Instrument bereit. Fünf weitere Instanzen sind den integrierten LFOs gewidmet. Die niederfrequenten Schwingkreise können auf die Tonhöhe von Bassdrum, Clap, Tom/Conga, Cowbell und Clave einwirken. Andere Ziele lassen sich nicht festlegen. Der im Gerät integrierte Speicher bietet Platz für 64 Pattern, aufgeteilt in vier Bänke. Jeder dieser Slots kann, pro Instrument, zwei Sequenzen (A/B) mit bis zu 16 Schritten fassen. Durch die Kombination beider Teilbereiche sind Abfolgen von maximal 32 Events realisierbar. In Sachen Auflösung hat man die Auswahl zwischen 8teln, 16teln und 32teln sowie diverse Triolen. Die Länge der Spuren kann von Drum zu Drum variieren, polyrhythmische Experimente stellen somit kein Problem dar. Für dynamische Ergebnisse lässt sich, neben dem eigentlichen Trigger, einer von vier Accent-Werten programmieren. Ergänzend stehen 16 Flam-Varianten bereit. Eine auf alle Bestandteile eines Pattern gemeinsam einwirkende Shuffle-Option sorgt für den richtigen Groove. Darüber hinaus ist der Tanzbär Lite in der Lage, sämtliche Sound-Parameter, mal abgesehen von den Lautstärken, pro Schritt festzuhalten. Es ist also beispielsweise möglich, an den Anfang einer Sequenz eine durchschlagende, sich langsam hinziehende Bassdrum zu setzen, während im weiteren Verlauf kurze, dezente Variationen genutzt werden. Verwendet man diese Funktion für mehrere Spuren, lassen sich überaus komplexe Rhythmen schaffen.
Die Aufnahme von Pattern kann schrittweise oder in Echtzeit, entweder mittels der eingebauten Taster oder per externem MIDI-Controller erfolgen. Bewegungen der Klangerzeugungs-Regler lassen sich ebenfalls live eingeben. Dies funktioniert allerdings nur direkt am Gerät, nicht via MIDI. Bei der Umschaltung zwischen Sequenzen oder A/B-Teilbereichen beendet der Tanzbär Lite zunächst die gerade aktive Drum-Abfolge, bevor er auf den nächsten Rhythmus umspringt. Präzises Timing ist also nicht notwendig. Eine Chain-Funktion erlaubt die Verkettung von bis zu 16 Pattern.
In den LFO-Spuren kann, pro Schritt, eine von vier Wellenformen notiert werden. Im Einzelnen sind dies aufsteigender und abfallender Sägezahn sowie zwei Sinus-Schwingungen mit unterschiedlicher Phasenlage. Ergänzend wären stufige und gleitende Zufallswellen schön gewesen, vielleicht liefert Herr Fricke derartige Optionen ja noch via Firmware-Update nach. Weitere Parameter der Modulations-Spuren betreffen Geschwindigkeit und Eingriffsstärke des jeweiligen LFOs. Das Tempo des Sequenzers kann, sofern er nicht von einer externen MIDI-Clock gesteuert wird, zwischen 30 und 180 BPM liegen.
Die Tanzmaus
Die Tanzmaus setzt sich aus fünf analogen Instrumenten, im Einzelnen Bassdrum, Snare, Rimshot, Clap und Tom sowie zwei Sample-Playern zusammen. Alle Stimmen lassen sich einzeln in ihrer Lautstärke regeln. Parameterumfang und Klangcharakter der Synthesestränge unterscheiden sich zum Teil deutlich vom Tanzbär Lite. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Bassdrum. Sie stellt 16 Transienten-Varianten mit frei veränderlicher Lautstärke bereit. Eine weitere Stellgröße justiert den Abklang der Trommel. Für Tonhöhen-Veränderungen gibt es nicht nur ein Tune-Poti, sondern auch eine einfache Hüllkurve. Sie kann Sounds zu enormer Durchschlagskraft verhelfen. Per Drive-Stufe lassen sich Signale sanft anzerren. Wem das Ganze dann noch nicht stofflich genug ist, hat die Möglichkeit, einen stets dezent arbeitenden Rauschgenerator mit eigenem Decay-Parameter beizumischen. Das klangliche Repertoire der Tanzmaus-Bassdrum ist breit gefächert. Von zurückhaltenden Taktgebern über griffige, pseudo-akustische Variationen bis hin zu harten Gabber-Monstern lässt sich alles leicht bewerkstelligen. Die Snare wirkt, im Schnitt, etwas zurückhaltender als die Schaltung des kleinen Tanzbären. Dafür ist die Baugruppe mit acht Impulsmodellen, in Stimmung, Lautstärke und Abklang editierbarem Ton sowie separat editierbarem Rauschteppich deutlich flexibler. Rimshot und Clap entsprechen weitgehend den Pendants in MFBs Bären. Toms lassen sich mit Hilfe von acht verschiedenen Transienten plus Attack-Parameter, einem Tune-Poti plus Tonhöhen-Hüllkurve und einem Abklang-Wert formen. Zusätzlich gibt es eine Panorama-Option. Klanglich zeigt sich auch die Tanzmaus-Tom weich, dank mehr Parameter ist sie aber deutlich vielseitiger.
Die Sample-Player bringen eine Auswahl von jeweils 16 Audioschnipseln mit. Das Material umfasst Percussion-Elemente wie Hi-Hats, Cymbals, Shaker oder Congas sowie die analoge Klangerzeugung ergänzende Snares, Toms, et cetera. Alle Sounds lassen sich in Anschlag, Abklang und Tonhöhe justieren. Wird der letztgenannte Parameter bei laufender Sample-Wiedergabe verändert, ergeben sich höchst ergiebige Echtzeit-Pitch-Effekte ähnlich denen einer Bandmaschine. Vermisst wurden hier, wie auch an einigen anderen Stellen von Tanzbär Lite und Tanzmaus, Optionen zur Aufteilung der Sounds im Stereobild. Die meisten Instrumente befinden sich stets „in der Mitte“.
Wem die gebotene Sample-Auswahl nicht zusagt, kann die Audio-Schnipsel austauschen. Dies geht allerdings nur mittels vom Hersteller, gegen ein kleines Endgeld, erstellter Sysex-Dateien. Es soll hin und wieder aber auch kostenlose Zusatzpacks geben.
Antrieb
Der Tanzmaus-Sequenzer ist weitgehend identisch zum Kompositionswerkzeug des kleinen Tanzbären. Jedes Instrument verfügt über eine eigene Spur, die Sample-Instrumente bringen sogar jeweils zwei mit. Hierdurch lassen sich pro Audio-Player zwei Drum-Schnipsel nebeneinander nutzen, aber natürlich nicht gleichzeitig. Werden Trigger in beiden Spuren auf den gleichen Schritt gesetzt, behält das Gerät nur den zuletzt getätigten Eintrag bei. Auch die Tanzmaus hat fünf LFOs im Gepäck, sie sind hier auf die Tonhöhe von Bassdrum, Clap, Tom und die beiden Sample-Player zugewiesen. Die mit dem Audiomaterial realisierbaren Pitch-Effekte lassen sich somit auch fest in einer Sequenz notieren – sehr praktisch.
Mit Tanzbär Lite und Tanzmaus hat Manfred Fricke zwei hervorragende Drumcomputer geschaffen. Zwar sind die Neuerscheinungen nicht ganz so günstig wie MFB-522 und MFB-503, angesichts der deutlich besseren Verarbeitung und dem exzellenten Sound dürften die meisten Nutzer die immer noch günstigen Preise von 430 und 480 Euro aber gerne bezahlen. Der Tanzbär Lite liefert klassisch-analoges Schlagwerk, das sich für so ziemlich jede elektronische Musikrichtung und auch Hip-Hop, Pop und vieles mehr eignet. Die Tanzmaus bietet einen eigenständigeren Charakter, der sich aber ebenfalls breitbandig einsetzen lässt. Zwar hat dieses Gerät weniger Instrumente dabei, dafür lassen sich die vorhandenen Stimmen zumeist aber stärker verbiegen. Die Sample-Sektionen mit ihren markanten Pitch-Effekten tun ihr übriges, um die Tanzmaus als perfekte Wahl für Soundtüftler darzustellen.
Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 125 erschienen.
- kompaktes Design
- klassischer Analogsound (TB Lite)
- vielseitige Instrumente (TM)
- Pitch-Effekte (TM)
- umfangreiche Sequenzer
- fünf LFOs
- viele Mehrfachbelegungen
- wenige Panorama-Optionen