Test

Moog-Killer zum konkurrenzlosen Preis? Behringer Poly D im extensiven Test

Mit dem Model D hat Behringer vor gut zwei Jahren eine beeindruckende Serie günstiger Nachbauten analoger Synthesizerklassiker gestartet. Der beliebte Mono-Synthesizer hat auch uns damals positiv überrascht, denn klanglich ist der Behringer Model D (Jetzt auf Thomann ansehen) tatsächlich sehr dicht am Original Minimoog (Jetzt auf Thomann ansehen) bzw. dessen Neuauflage von Moog dran, und das zu einem Bruchteil des Preises. In Bezug auf Aussehen, Haptik und Bedienung kann der kleine Desktop-Synthesizer aber nicht mithalten. Das kompakte Gehäuse hat zwar den Vorteil, dass es auch im kleinen Heimstudio immer noch ein Plätzchen findet und sogar in ein Eurorack geschraubt werden kann. Dafür sind die Bedienelemente dichter zusammen und deutlich kleiner ausgefallen, was vor allem die Feineinstellungen erschwert. Und beim Minimoog können bereits kleinste Reglerbewegungen den Sound hörbar verändern. Beim Poly D ist dagegen alles ein ganzes Stück größer geworden, neben Effekten und Sequenzer ist auch ein vierter Oszillator hinzugekommen und alle vier Stimmen lassen sich für paraphon-polyphones Spiel getrennt in der Tonhöhe ansteuern.

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Klappbare Bedienoberfläche wie beim Minimoog

Schon beim Anliefern wird sofort deutlich, dass wir es mit einem anderen Kaliber als beim Behringer Model D zu tun haben. Das Paket ist nicht nur relativ groß für einen 3-Oktaven-Synthesizer, sondern auch ordentlich schwer. Nach dem Auspacken erweist sich der Poly D ohne Frage als richtiges Instrument. Das Design ist stark am Minimoog angelehnt, sogar die zum Nutzer hin hochklappbare Bedienoberfläche wurde übernommen. Der Klappmechanismus lässt sich in verschiedenen Winkeln justieren und erinnert stark an die im Arturia MatrixBrute verbaute Variante. Das robuste Metallgehäuse wird von Holz eingerahmt. Die großen und griffigen Regler sind im typischen Moog-Design, ebenso die Kippschalter. Lediglich die Bedienelemente von Arpeggiator und Stepsequenzer halten nicht ganz den Standard. Die Sequenzer-Sektion, die identisch von anderen Behringer-Synthesizern wie Odyssey, MS-1 und Crave übernommen wurde, wirkt insgesamt mit den etwas wackeligen Tastern und mehrfarbiger Beleuchtung ein wenig deplatziert.

37 Tasten mit Aftertouch

Auch beim Keyboard müssen preisbedingt Einbußen hingenommen werden. Die weißen Tasten sind für unseren Geschmack etwas zu leichtgängig, vor allem im direkten Vergleich zu den schwarzen Tasten. Positiv anzumerken ist allerdings, dass die Tastatur neben Anschlagdynamik auch Aftertouch zuverlässig verarbeitet. Die durch den Tastendruck erzeugten Werte können separat in stufenlos regelbarer Stärke auf der Rückseite des Poly D abgenommen werden und zum Beispiel die Lautstärke oder Filterfrequenz beeinflussen. Dies ermöglicht in Verbindung mit Pitchbend- und Modulation-Wheel sehr expressives Spielen des Poly D. Die beiden Räder sind übrigens wie beim Deepmind transparent, eine eingebaute rote LED visualisiert die aktuelle Einstellung. Das kann im Dunkeln durchaus praktisch sein, mindert aber in unseren Augen gemeinsam mit der Sequenzer-Sektion ein wenig das grundsätzlich sehr edle und schicke, durchaus auch wohnzimmertaugliche Design des Poly D.

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USB und MIDI

Die Rückseite ist erfreulich umfangreich bestückt. Weniger schön ist zunächst der Anschluss für das externe Netzteil, hier hätten wir uns eine eingebaute Variante gewünscht. Zumindest gibt es einen Arretierungshaken zum Schutz vor unerwünschtem Herausziehen und Kabelbruch. Der USB-Anschluss überträgt MIDI-Daten in beide Richtungen und sorgt auch für die Verbindung mit der kostenlosen Konfigurationssoftware SynthTool. Damit können Sie Firmware-Updates machen, interne Einstellungen wie beispielsweise Trigger-Optionen und die Clock-Quelle anpassen und sogar Sequenzen transferieren und per Piano-Roll editieren. Klassische MIDI-Buchsen für IN/OUT/ THRU sind ebenfalls vorhanden. Wie beim Model D ist die Klangerzeugung komplett analog ohne digitale Abtastung der Bedienelemente aufgebaut, die Regler senden/empfangen also keine MIDI-Controller und Sounds können nicht gespeichert werden. Dafür lassen sich die Parameter aber auch wirklich stufenlos regeln.

Aftertouch und Velocity als Modulationsquelle

Vier große Klinkenbuchsen geben CV-Spannungen aus, die zur Steuerung von anderem analogen Equipment oder aber zur internen Modulation genutzt werden können. Neben Pitch und V-Trigger gibt es hier auch die bereits erwähnten Ausgänge für Aftertouch und Velocity, die jeweils über eigene Regler zur Anpassung der Stärke (0-10V) verfügen. Damit haben Sie die Möglichkeit, z. B. die Lautstärke oder Filterfrequenz auch nur subtil für lebendigeren Klang von der Anschlagdynamik abhängig zu machen und ersparen sich ein zusätzliches Attenuator-Modul. 
CV-Eingänge besitzt der Poly D für Loudness, Filter, Oszillator (Pitch) und MOD SRC. Über den letztgenannten Eingang können Sie die eingehende CV-Spannung statt Noise als Modulationsquelle nutzen und über die Controller-Sektion des Poly D mischen und auf verschiedene Ziele routen. An V-Trigger-Eingang und Sync IN/OUT wurde ebenfalls gedacht.

Feedback-Schleife, Stereoausgänge

Auch ein Eingang zum Einschleifen von Audiosignalen in die Klangerzeugung des Poly D ist vorhanden. Dieser Eingang kann auch für die berühmt-berüchtigte Feedbackschleife genutzt werden. Dafür wird das Ausgangssignal aus dem Kopfhörerausgang via External Input wieder in den Signalweg zurückgeführt, was je nach Lautstärke über leichte Sättigung zu starker Verzerrung bis hin zur völligen Zerstörung des Sounds führt. Beim Poly D ist diese Schleife im Gegensatz zu Behringers Model D oder Moogs Re-Issue übrigens nicht bereits vorverkabelt, sondern muss tatsächlich gesteckt werden. Das lohnt sich aber, da sogar Akkorde durch ein leichtes Aufdrehen eine angenehme Sättigung erhalten. Zwei symmetrisch beschaltete Klinkenbuchsen führen das Audiosignal zu Mischpult oder Soundkarte, und zwar aufgrund des eingebauten Chorus in Stereo.

Klangerzeugung des Model D

Die Klangerzeugung entspricht im Prinzip dem Behringer Model D bzw. der Model D Re-Issue von Moog, aber ergänzt um einen vierten Oszillator. Oszillator 1, 2 und 3 bieten jeweils die Wellenformen Dreieck, Sägezahn, eine Kombination aus den beiden vorgenannten sowie Pulswelle mit weiter Pulsbreite (Rechteck) sowie mittlerer und enger Pulsbreite. Die Wellenform wird per Drehschalter ausgewählt, ein stufenloses Überblenden wie z. B. bei den neueren Moog-Synthesizern der Sub-Serie ist nicht möglich. Dafür kann die Fußlage in einem weiten Bereich von LO(w) über 32‘ bis hin zu 2‘ angepasst werden. Oszillatoren 2, 3 und 4 bieten zudem die Möglichkeit der Feinstimmung für die typischen fetten und schwebenden Minimoog-Sounds, beim Poly D mit bis zu vier leicht gegeneinander verstimmten Oszillatoren!
 Oszillator 4 nimmt beim Poly D eine besondere Funktion ein. Er besitzt nicht nur eine umgedrehte Sägezahnwelle anstatt der Dreieck/Sägezahn-Kombi (was eine Art PWM in Verbindung mit der regulären SAW der anderen Oszillatoren ermöglicht), sondern kann auch von der gespielten Tonhöhe entkoppelt werden. Das ist hilfreich, wenn er als Quelle zur Frequenzmodulation der drei anderen Oszillatoren und/oder des Filters genutzt wird.

Polyphon/Paraphon?

Der Poly D ist nicht klassisch mehrstimmig in dem Sinne, dass für jede Stimme alle Oszillatoren sowie eigene Filter, VCA und Hüllkurven zur Verfügung stehen. Vielmehr werden bei mehrstimmigen Spiel die Oszillatoren entsprechend auf die gedrückten Tasten verteilt und durch ein einziges Filter und VCA geschickt, bei vierstimmigen Akkorden bedeutet dies also einen Oszillator pro Stimme. Die dadurch ausgelöste Diskussion, ob man das nun korrekt als paraphon oder polyphon bezeichnen muss, ersparen wir uns an dieser Stelle aber.

Drei Arten der Stimmverteilung

Aufgrund dieser Besonderheit bietet der Poly D drei Voice-Modi. Mono spielt bei jedem Tastendruck alle vier Oszillatoren gleichzeitig ab, dies entspricht dem typischen Verhalten von Mono-Synths wie dem Minimoog. Unisono tut grundsätzlich dasselbe, wenn Sie nur eine Taste drücken. Spielen Sie aber weitere Tasten, werden hierfür einzelne Oszillatoren abgezwackt. Sie können also z. B. mit der linken Hand einen aus zwei Sägezähnen bestehenden Sound als Basis spielen (erzeugt von Oszillator 1 und 2) und mit der linken Hand eine Melodie mit einer Pulswelle (erzeugt von den anderen beiden Oszillatoren).

Im Polymodus triggert dagegen jede Taste immer nur einen Oszillator, dies entspricht am ehesten der Spielweise bei einem „normalen“ polyphonen Synthesizer wie dem Deepmind, Korg Minilogue oder DSI REV2. Filter, Verstärker und Hüllkurven sind aber nicht pro Stimme vorhanden, sondern wirken global auf alle Stimmen. Spielen Sie also eine Note mit langer Attack-Zeit und entsprechend langsam ansteigender Lautstärke und darüber mit etwas Verzögerung eine weitere Note, startet die zweite Note direkt und ohne langsamen Anstieg. Denn die Hüllkurve wurde ja mit erstem Tastendruck gestartet und hatte beim Spielen der zweiten Note bereits ihren Höhepunkt erreicht. Entsprechend klingt der Sound auch erst mit der eingestellten Decay/Release-Zeit aus, wenn Sie die letzte Taste losgelassen haben.

Autodamp Off für ausklingende Noten

Wenn Sie einen dreistimmigen Akkord spielen und den Finger von einer Taste nehmen, endet die- se Note abrupt und klingt nicht aus wie bei einem klassischen polyphonen Synthesizer. Um Akkor- de gleichmäßig ausklingen zu lassen, müssten alle Finger exakt zur gleichen Zeit von der Tastatur genommen werden, was spieltechnisch schwer umzusetzen ist. Deshalb hat Behringer zusätzlich die Option eingebaut, dieses „Autodamp“ zu deaktivieren. Dann wird jede einzelne Note nach loslassen gehalten und klingt aus, was zu einem natürlicheren Klang bei polyphonem Spiel führt. In diesem Modus muss man aber ein wenig aufpassen, dass einzelne Noten nicht „stehenbleiben“, also trotz losgelassener Taste dauerhaft weiterspielen. Das klingt zunächst nach einer massiven Einschränkung, und tatsächlich muss man seine Spielweise auf diese speziellen Voice-Modi abstimmen. Dafür ist dann aber mit dem Poly D mehrstimmiges Spiel mit klanglichen Ergebnissen möglich, die mit konventionellen polyphonen Synthesizern kaum machbar sind. Dies gilt vor allem, wenn Sie die vier Oszillatoren unterschiedlich stimmen und/oder verschiedene Wellenformen einstellen. Zu bemängeln gibt es eigentlich nur, dass der vierte Oszillator auch dann beim mehrstimmigen Spiel hinzugezogen wird, wenn er als LFO genutzt und daher nicht hörbar ist.

Legendäres Tiefpass- und optionales Hochpass-Filter

Im Mixer lässt sich den vier Oszillatoren noch der Rauschgenerator hinzufügen, der wahlweise weißes (helles) oder rosa (dumpfes) Rauschen zur Verfügung stellt. Zudem kann ein über die EXT-Buchse in die Klangerzeugung eingeschleiftes Audiosignal in der Lautstärke geregelt werden.

Das Ausgangssignal des Mixers wandert in einen Nachbau des legendären Moog-Ladder-Filter. Es handelt sich um ein 24dB-Tiefpassfilter, das ordentlich zupacken kann und mit seinen leichten, aber stets harmonischen Verzerrungen einen angenehm warmen und runden Klang liefert. Neben der Filterfrequenz ist natürlich auch die Resonanz regelbar. Höhere Resonanzwerte dünnen wie schon beim Original den Sound untenrum deutlich aus. Dafür lässt sich das Filter bei aufgedrehter Resonanz in Selbstoszillation versetzen und bietet dann einen klaren Sinuston, der sich bei aktiviertem Keyboard-Tracking auch sauber tonal spielen lässt. Das Filter lässt sich alternativ als Hochpass betreiben, je nach Einstellung kann man damit herrlich durch das Frequenzband schneiden oder einfach nur Akkorde untenrum ein wenig ausdünnen, damit sie den Mix nicht zumatschen. In Verbindung mit Feedback-Schleife, Resonanz und Hüllkurve sind sogar typisch-kreischende Korg MS20-Sounds möglich.

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Modulation bis in den Audiobereich

Zur Modulation stehen zwei Hüllkurven mit Attack-Decay-Sustain zur Verfügung, wobei der Decay-Regler bei Bedarf auch die Release-Zeit mitregeln kann. Die Hüllkurven sind fest mit Filter und Verstärker verdrahtet und superschnell, Zocks und Zaps somit ein Kinderspiel. Richtig spannend wird der Poly D bei Nutzung der Sektion ganz links. Hier stellen Sie zunächst das korrekte Tuning ein. Auch Glide, also das fließende Gleiten von einer Tonhöhe auf die andere, ist hier regelbar. Die weiteren Regler widmen sich der Frequenzmodulation. Von hellen Glöckchen bis hin zu schrägen Drones, Retro-Science-Fiction-Effekten und allen möglichen elektronischen Percussion-Sounds finden hier jede Menge interessanter Klänge ihren Anfang. Als Modulationsquellen stehen die Filterhüllkurve, ein zusätzlicher LFO mit regelbarer Geschwindigkeit bis in den Audiobereich und den Wellenformen Dreieck und Rechteck, der Rauschgenerator oder aber Oszillator 4 zur Verfügung. Und letzterer sorgt für die ganz besonderen Klänge. Denn bei Modulation im Audiobereich trennt sich klanglich noch immer die digitale Spreu vom analogen Weizen. Auch wenn es bereits sehr realistische digitale Nachbildungen analoger Schaltkreise gibt, so klingt die analoge FM doch meist noch ein wenig erdiger und runder, während im digitalen Bereich oftmals digitale Artefakte den Klang britzelig, harsch und steril wirken lassen. Als Modulationsziele stehen die Oszillator- und die Filterfrequenz zur Auswahl. Die Stärke der Modulation bestimmen Sie mit dem Modulationsrad.

Gut klingender Stereo-Chorus

Im Poly D wurde auch ein analoger BBD Stereo-Chorus verbaut. Der Chorus ist vor allem im Poly-Modus sinnvoll, da dort nur ein Oszillator pro Stimme zur Verfügung steht und der Klang daher weniger fett ist als im Mono- oder Uni-Modus. Hier sorgt der Chorus für breiten und warmen Klang. Der Chorus ist an den legendären Juno-Chorus von Roland angelehnt. Über zwei Taster lassen sich drei verschiedene Chorus-Varianten auswählen, die sich in Modulationstiefe und Geschwindigkeit unterscheiden. Erste Befürchtungen, dass im Poly D einfach nur die Technik des nicht voll überzeugenden June-60 Pedals von TC Electronics unverändert zweitverwertet wurde, wurden im Test schnell zerstreut. Modulationstiefe und Geschwindigkeit sind deutlich musikalischer eingestellt, es gibt keine seltsamen Phasenschweinereien und Modus 3 (bei Aktivierungen beider Taster) schwankt nicht zwischen zwei Geschwindigkeiten, sondern hat mit schneller Wiederholrate schon fast Springreverb-Charakter und bildet damit eine gute Ergänzung zu den anderen beiden Chorus-Varianten.

Als zweiter Effekt ist ein Distortion verbaut, das dem Verzerrer im 303-Klon TD-3 zu entsprechen scheint. Es klingt zwar nicht schlecht, allerdings sehen wir im Poly D wenig Verwendung dafür. Sättigung und Overload-Effekt sorgen eigentlich schon für genug Verzerrung. Mangels Wet/Dry-Regler wie im Neutron lässt sich der Effekt auch nicht hinzumischen, sondern es gilt: Ganz oder gar nicht. Das im Prototyp noch verbaute Delay oder ein Reverb wäre aus unser Sicht sinnvoller gewesen.

Polyphoner Stepsequenzer und Arpeggiator

Der im Poly D eingebaute Stepsequenzer ist grundsätzlich das gleiche Modell wie im Behringer MS- 1, Odyssey und Crave. Im Gegensatz zu den anderen Synthesizern ist er im Poly D aber polyphon, Sie können auch Akkorde auf einzelnen Steps einspielen. Anschlagdynamik wird ebenfalls aufgezeichnet. Die Länge eines Pattern beträgt maximal 32 Steps, 64 Pattern lassen sich speichern. Sequenzen können über das Keyboard eingespielt oder Step-by-Step eingegeben werden. Pausen, Accents, Glides sind programmierbar, es gibt sogar eine Ratchet-Funktion für schnelle Wiederholungen der Note eines einzelnen Steps. Die 8 Sequenzerbuttons sind beleuchtet und dienen bei laufendem Sequenzer als Lauflicht, die Sequenz lässt sich per Keyboard transponieren. Mit dem Temporegler lässt sich ein Swing-Faktor einstellen. Die Synchronisation zu externer Clock funktioniert wie bei den anderen Behringer-Synthesizern nicht immer 100% stabil, zudem mussten wir in Ableton die MIDI-Clock einige Millisekunden vorziehen. Leider bieten nicht alle DAWs dieses Feature, eventuell kann das leicht verzögerte Timing aber per Firmware-Update gefixt werden.

Auch ein Arpeggiator mit elf verschiedenen Abspielmustern ist an Bord. Im Poly-Modus spielt ein Arpeggio-Muster die vier Oszillatoren nacheinander ab, quasi Round-Robin. Bei unterschiedlichem Tuning und Wellenformen entstehen dabei sehr außergewöhnliche Arpeggios.

Poly D versus Model D

Wir haben den Poly D im Mono-Modus mit dem Model D von Behringer verglichen und keine relevanten Klangunterschiede gehört. Der Poly D kann also alle bekannten und beliebten Mini- moog-Sounds in überzeugender Qualität liefern. Die Oszillatoren scheinen zwar mit etwas weniger Lautstärke in das Filter bzw. den Mixer zu gehen, wahrscheinlich um mehr Headroom für den zusätzlichen Oszillator zu lassen und sauberes mehrstimmiges Spiel zu erlauben. Mit leichter Hilfe der Feedback-Schleife lässt sich dies aber bei Bedarf kompensieren.

Der Poly D ist aber mehr als der Model D mit Tastatur, Effekten und Sequenzer im großen Gehäuse. Der vierte Oszillator sorgt für noch fetteren Klang, vor allem wenn ein Oszillator als LFO genutzt wird. Und bei mehrstimmigem Spiel mit Chorus und nachgeschaltetem Hall geht klanglich richtig die Sonne auf, die dabei entstehenden Klangfolgen klingen sehr eigenständig. Satte Akkorde oder schwebende Flächen sind ebenso möglich wie ausdrucksstarke Solo-Sounds, die von Aftertouch und Velocity profitieren.

Mehrstimmiger Moogsound zum konkurrenzlosen Preis

Nachdem sich die letzten Behringer-Synthesizer inklusive des Model D preislich alle in einem Bereich um die 300 Euro bewegt haben, erscheint ein Preis von 700 Euro für den Poly D zunächst relativ hoch. Allerdings hat das schicke Gehäuse natürlich auch seinen Preis. Und wenn Sie einen mehrstimmig spielbaren echten Moog haben möchten, müssen Sie schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Moog Matriarch kostet über 2.000 Euro, Moog One geht sogar erst bei knapp 7.000 Euro los. Alternativen wie der Vermona Perfourmer kosten auch gut 1.200 Euro als Desktop. Korg Minilogue XD und Behringer Deepmind bieten bei etwas günstigerem Preis, echte Polyphonie und Speichermöglichkeit, aber nicht den typischen Moog-Sound. Wer mit Computer oder Laptop arbeitet, kann auch auf den polyphon spielbaren Minimoog-Nachbau „The Legend“ von Synapse Audio zurückgreifen.

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Fazit

Im Gegensatz zu den mehr oder weniger sklavischen Nachbauten der letzten Monate präsentiert sich der Poly D durchaus als eigenständiger Synthesizer, auch wenn die Inspiration durch den Minimoog unübersehbar ist. Gegenüber dem Behringer Model D (Jetzt auf Thomann ansehen) punktet der Poly D mit größeren Reglern, was eine feinere Einstellung und damit auch etwas mehr Klangvielfalt ermöglicht. Zudem bekommen Sie ein richtig schickes, wohnzimmertaugliches Instrument. Velocity und Aftertouch erlauben ausdrucksstarkes Spiel, der polyphone Sequenzer und der Arpeggiator sorgen für zusätzliche Bewegung. Highlight sind die vier getrennt steuerbaren Oszillatoren für einzigartige paraphone Klänge, die vom eingebauten Chorus und etwas externem Hall zu umwerfenden Akkorden und Flächen aufgepumpt werden können.

Bewertung
Name
Behringer Poly D
Pro
  • fetter Moogsound J vier Oszillatoren J Paraphon
  • Aftertouch
  • Stereo-Chorus
  • Sequenzer
  • Design und Haptik
Preis
759 EUR
Bewertung
(92%)
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