Das virtuelle Eimerketten-Delay „Lyrebird“ ist zweifelsohne eines der vielen Highlights des Synthesizers Repro-1 von u-he. So verwundert es nicht, dass der Hersteller den charaktervollen Effekt in Form eines separaten Plug-ins weiterentwickelt hat. Das Ergebnis kann sich hören und dank der edlen Bedienoberfläche auch sehen lassen.
Das Kreativwerkzeug wartet mit den von Delay-Effekten gewohnten Parametern wie Verzögerungszeiten, Feedback und Mix, Stereobreite sowie Ein- und Ausgangsverstärkung auf. Die Delay-Zeiten lassen sich natürlich auch zum Hosttempo synchronisieren. Eine echte Besonderheit ist die Möglichkeit, die Klangfarbe des verzögerten Signals zu färben: Zur Auswahl stehen fünf Colouration-Modi, darüber hinaus lassen sich die Parameter Brightness, Saturation sowie die Intensität des Rauschens der virtuellen Eimerkettenschaltung einstellen.
Für den kreativen Einsatz ist eine Freeze-Funktion an Bord, die auf Knopfdruck unendliche Loops erzeugt. Schaltet man bei aktivierter Loop-Option die Delay-Zeit um, entstehen interessante Stottereffekte. Wenn man nun den integrierten Ducking-Kompressor hinzuschaltet, sind rhythmische Pumpeffekte möglich. Toll ist auch die MIDI-Note-Tracking-Funktion, die eine Steuerung der Delay-Rate mit einem MIDI-Keyboard zulässt. In der Praxis lassen sich damit auch markante Scratch und Glitch-Effekte und bei einer sehr kurzen Rate sogar tonale Klänge erzeugen.
Auch das Routing des Eingangssignals sowie des Feedbacks können Sie flexibel anpassen. Da sich die Position die Taps für den linken und den rechten Stereosignal frei justieren lässt, sind nicht nur klassische Ping-Pong-Delays, sondern auch „stolpernde“ Echoeffekte möglich. Dank des Stereo-LFOs sind lebendig modulierte und sich entwickelnde Delays, aber auch Chorus-, Vibrato- und Tremolo-Varianten eine leichte Übung für Colour Copy: So können Sie mit dem LFO die Rate, Position der einzelnen Taps oder Amplitude steuern. Dank des integrierten Ducking-Kompressors können Sie ferner dafür sorgen, dass der Delay-Effekt nur in Signalpausen zu hören ist. Dadurch lassen sich wunderbar dichte Delay-Effekte erzielen, ohne dass das Eingangssignal an Transparenz verliert. Aber auch pumpende Echos sind möglich. Mit einem übersichtlichen Loop-Browser, Undo- und Redo-Funktionen sowie einer skalierbaren Oberfläche wird Bedienkomfort bei dem Plug-in großgeschrieben.
Colour Copy brilliert als überaus vielseitiges Kreativwerkzeug, mit dem klassische Delays ebenso gelingen wie abgefahrene Flanger-, Chorus-, Kammfilter- und Looper-Effekte. Die klanglichen Resultate begeistern allesamt mit einem fantastischen, äußerst lebendigen Sound. Modulationen der Delay-Zeit klingen wie bei einem echten BBD-Delay wunderbar musikalisch. Nicht zuletzt dank der flexiblen Möglichkeiten zur Klangfärbung kann das Plug-in dem Eingangssignal die viel zitierte analoge Wärme aufprägen. Dabei ist u-he eine perfekte Balance zwischen Flexibilität und einer intuitiven Bedienung gelungen.
Dieser Kurztest ist in unserer Heft-Ausgabe 156 erschienen.