Wie beim RePro-1 konnten Synth-Freunde an der Entstehung des RePro-5 mitwirken. Nun ist das Kunstwerk vollendet. Präsentiert u-he mit RePro 1.1 die ultimative ''Analogwaffe''?
- enthält RePro-1 und RePro-5
- monophoner & polyphoner Synthesizer
- Emulation des SCI Pro-One & Prophet 5
- Effekt-Sektion
- Step-Sequenzer
- Mod-Matrix
- AU, AAX, VST2, VST3
u-he RePro v1.1 ist die Zusammenführung der beiden Plug-ins RePro-1 und RePro-5, man bekommt also zwei Synthesizer zum Preis von einem. Allerdings widmet sich dieser Test nur dem Frischling RePro-5, da der RePro-1 bereits von Marco Scherer in der Heft-Ausgabe 03/2017 ausgiebig unter die Lupe genommen wurde.
Vintage pur
Der RePro-5 ist eine erweiterte Emulation des analogen Vintage-Synthesizers Prophet-5 von Sequential Circuits (Dave Smith) aus dem Jahre 1978 und arbeitet wie das Original polyphon – unterstütz jedoch acht Stimmen und nicht bloß fünf. Entgegen dem RePro-1 – Emulation des monophonen Pro-One von 1981 – kann dieser Klangerzeuger also Streicher, Pads, Chords und eben alles, was mehr als eine Stimme benötigt. Der Aufbau ist sehr klassisch und entsprechend übersichtlich, sodass auch Anfänger kaum Schwierigkeiten haben werden: Zwei synchronisierbare Oszillatoren mit mischbaren Wellenformen erzeugen bereits einen druckvollen Sound, ein resonanzfähiges Tiefpass-Filter senkt die Höhen ab und bringt den Klang in Form. Zwei flotte ADSR-Hüllkurven, ein LFO sowie unterschiedliche Modulations-Möglichkeiten runden den Klassiker ab.
So gut klingt der Repro-5
Dieser kurze Abriss an technischen Merkmalen lässt wohl kaum auf den gigantischen Klangkosmos schließen, den der RePro-5 wie auch das Original draufhaben. Beispielsweise gelingen mit der Oszillator-Synchronisation äußerst authentische Funk-Leads oder Electro-Bässe, die immer eine spannende Portion Unberechenbarkeit innehaben. Bei hohen Resonanzwerten wird das Filter selbst zu einem wunderschönen Klangerzeuger, der in Kombination mit den Oszillatoren wundersame Effekte ermöglicht – passend für Blubberbässe, mystische Pads oder abgespacete Effekt-Sounds. Der audiophile Höhepunkt wird dann hörbar, wenn man den „High Quality“-Modus aktiviert. Ebenfalls ein wahrer Genuss sind polyphone Pads und Chords, die mit einem einfachen Trick gewaltig werden: man wechselt zur „Tweak“-Ansicht und positioniert jede Stimme im Panorama einzeln. Zudem kann Oszillator 2 per Schalter als polyphoner LFO fungieren, sodass sehr interessante, polyrhythmische Klang-Modulationen entstehen.
Eine Ebene tiefer
Wie eben bereits angedeutet, gibt es eine „Tweak“-Ansicht, bei der Anwender den „Deckel“ des Synths abnehmen und unter der Haube detaillierte Einstellungen vornehmen können. Beispielsweise sind Filter-, Oszillator- und Hülkurven-Modelle verfügbar. Wenn der Sound also fertig kreiert ist, kann man ruhig ein paar Modelle tauschen und hören, welche Kombination am besten passt!
RePro-5: Sinnvolle Extras
Wie auch beim RePro-1 haben die Entwickler dem virtuellen Prophet 5 eine passende Effekt-Batterie mit freiem Routing spendiert, die über einen Transienten-Former, Hall-Effekt, Eimerketten-Speicher-Delay und Resonator verfügt. Der Waveshaper des RePro-1 ist übrigens durch einen Tape-Saturation-Effekt ersetzt worden, um dem Signal-Ende einen „warmen“ Feinschliff zu verpassen. Für die große Portion Dreck ist die Verstärker-Einheit am Anfang der Effektkette zuständig, denn hier können dank mehrerer Modi Bässe, Leads & Co. in die harmonische Verzerrung gefahren werden. Generell sind die Effekte eine außerordentliche Bereicherung, denn diese klingen sehr gut, unterstützen den „analogen“ Charme des Synths und sind supersimpel in der Handhabung. Streicher lassen sich im Handumdrehen mit etwas „Schmutz“ andicken, Effekt-Sounds können mit Hall und Delay in endlose Welten geschickt werden oder man nutzt ganz einfach den Transienten-Former, um zu knackige Percussions zu zähmen.
Brauche ich den RePro-1?
Um es kurz zu machen: jein! Natürlich lassen sich mit dem RePro-5 ebenso drückende Bässe, Leads und Effektsounds kreieren, wie mit dem monophonen Ebenbild – doch verzichtet der RePro-5 auf den Sequenzer. Wer also packende Riffs mit Velocity-abhängiger Modulation im Plug-in kreieren will, greift zum RePro-1. Zudem unterscheiden sich die Modulations-Möglichkeiten ein wenig, beispielsweise kann Oszillator B des RePro-1 sich selbst beeinflussen und hierdurch spannende Effekte ermöglichen.
Mit RePro 1.1 hat das Team um Urs Heckmann ein echtes Highlight veröffentlicht, wofür die Redaktion eine volle Kaufempfehlung ausspricht. Zwei ausgezeichnet emulierte Klassiker werden mit passenden Effekt-Batterien bestückt, cleveren Einstellmöglichkeiten ausgestattet, für Linux-Systeme freigegeben und zum Preis von einem Plug-in angeboten – was will man mehr?
Dieser Artikel stammt aus unserer Heft-Ausgabe 147.
- hervorragender Sound
- polyphon
- enthält zwei Plug-ins
- sinnvolle Effekte
- einfache Bedienung
- Linux-Unterstützung