Mit schickem Design und hochwertiger Verarbeitung ist der Studiokopfhörer nicht nur ein Hingucker, die Magnesium-Kalotten sorgen auch für hervorragenden Klang.
Die französische Firma Focal hat sich im Studiobereich vor allem mit ihren Studiomonitoren wie den Solo BE oder Alpha Evo einen guten Ruf erarbeitet. Deshalb waren wir gespannt, ob der Studiokopfhörer mit dem etwas sperrigen Namen Focal Clear MG Professional den Ansprüchen an neutralen Klang mit detaillierten Höhen, straffem Bass und guter Tiefenstaffelung im professionellen und semi-professionellen Bereich genügen kann. Schließlich kostet der Kopfhörer mit über 1.400 Euro Straßenpreis mehr als so manches bewährtes Monitor-Pärchen.
Ein wahrer Hingucker
Dafür bereitet aber bereits das Auspacken Freude. Nach Öffnen des edlen schwarzen Kartons erblicken wir eine schwarz-dunkelrot gemusterte Transportbox in Handtaschenform mit Griff. Hierin befindet sich der Kopfhörer sowie ein etwa 1,2 Meter langes Kopfhörerkabel. Dieses Kabel wird an beiden Seiten des Kopfhörers per Miniklinkenstecker befestigt und endet auf der anderen Seite ebenfalls auf Miniklinke, diesmal in Stereo. Ein Adapter auf 6,3mm Klinke wird mitgeliefert. Das Kabel macht mit seinen robusten Metallsteckern seinen sehr professionellen und langlebigen Eindruck und ist perfekt geeignet für den Anschluss an mobile Devices wie iPhone und iPad. Mit einer Impedanz von 55 Ohm ist der Kopfhörer auch relativ niederohmig und bringt daher an den dort eingebauten Consumer-Kopfhörerverstärkern ausreichend Lautstärke.
Vollständig kann der Clear MG seine Stärken aber nur an professionellen Kopfhörerverstärkern ausspielen, im Studio reichen die 1,2 Meter Kabellänge dann aber wohl meist nicht aus. Es liegt deshalb noch ein Spiralkabel bei, das mit 5 Metern und einem entsprechenden Gewicht aber ein wenig überdimensioniert wirkt.
Edel verarbeitet, Magnesium-Treiber
Äußerlich präsentiert sich der offene Kopfhörer äußerst edel. Die ohrumschließenden Muscheln sind ebenso wie das Kopfband mit perforierten Microfasern in schickem Dunkelrot umfasst, was in Verbindung mit dem ergänzenden Leder für hohen Tragekomfort durch angenehme Druckverteilung sorgt und Schwitzen verhindert. Der Bügel ist aus Aluminium und kann an die Kopfgröße angepasst werden, das Gesamtgewicht des Kopfhörers von 450 Gramm erlaubt auch lange Sessions.
Die auf der Rückseite vollkommen offenen Focal Breitbandlautsprecher sind mit „M“ Kalotten aus Magnesium ausgestattet, dieses Material wird in dieser Form eher selten verbaut. Auffällig ist auch die Wabenstruktur auf den Außenseiten der Muscheln, die für ein offenes Hörerlebnis bei gleichzeitiger Vermeidung von Störeinflüssen sorgen soll. Klanglich vertraut Focal allein auf die Abstimmung und Klangqualität dieser Komponenten und verzichtet konsequenterweise auf nachträgliche Korrekturen durch DSP oder andere elektronische Bauteile.
Hochauflösend und angenehm
Und eine solche Korrektur ist auch nicht nötig, so zumindest unser subjektiver Eindruck beim Hörtest. Das Klangbild ist sehr natürlich, ohne verfälschende oder schönende Überbetonungen. Der Bass ist sauber und straff. Die Höhen sind unangestrengt, hochauflösend und detailliert, Transienten werden knackig und natürlich dargestellt. Schlecht gemischte Aufnahmen oder Störgeräusche wie Übersteuerungen werden hörbar aufgedeckt. Dabei bleibt aber der Musikgenuss erfreulicherweise nicht komplett auf der Strecke, denn trotz des Detailreichtums seziert der Clear MG Professional die Musikstücke nicht komplett, sondern gibt diese in ihrer Gesamtheit wieder. Es macht deshalb auch einfach Spaß, bereits gut gemischte Tracks über die Kopfhörer abzuhören und dabei vielleicht noch die ein oder andere verbesserungswürdige Feinheit zu entdecken. Die neutrale Abstimmung ohne Überbetonung von Bässen und Höhen erlaubt in Verbindung mit dem offenen Aufbau des Kopfhörers auch längeres Hören, ohne dass das Gehör zu sehr ermüdet – zeitweilig haben wir im Test glatt vergessen, dass die Musik über Kopfhörer und nicht über die Monitorboxen läuft!
Focal schafft mit den Clear MG Professional den Spagat zwischen edlem HiFi-Kopfhörer und professionellem Studiokopfhörer. Verarbeitung und Tragekomfort sind hervorragend, und klanglich lässt der sehr gut abgestimmte Kopfhörer ebenfalls keine Wünsche offen. Das neutrale Klangbild ermöglicht die realistische Beurteilung der Mixe, unabhängig vom Genre. Aber auch beim Musikhören erfreut der Kopfhörer anspruchsvolle Ohren. Insbesondere bei weniger optimalen akustischen Bedingungen im Studio kann sich die Investition in einen Kopfhörer dieses Kalibers durchaus lohnen, auch wenn der Anschaffungswiderstand mit über 1.400 Euro recht hoch bemessen ist.